Colin Firth und Emma Stone in Woody Allens neuestem Film “Magic in the Moonlight” / © Warner
Wir dürfen uns glücklich schätzen dass Woody Allen seine Phase der Multi-Darsteller-Storys hinter sich gelassen hat. Ich sehe den Mann deiner Träume, Midnight in Paris, To Rome with Love – allesamt keine schlechten Filme, aber überbevölkert von bekannten Gesichtern, die unterschiedliche Geschichten zum großen Oberthema Liebe erleben durften oder mussten. Allen hat hier immer wieder den Fokus verloren, das dann aber mit letztjährigen Blue Jasmine wieder gut gemacht. Cate Blanchett wurde von Allen dermaßen gut in Szene gesetzt, dass sie sogleich auch einen Oscar für ihre Rolle als sozial inkompetente Dame erhaschen konnte.
Erneut nach einem Drehbuch und unter der Regie von Woody Allen entstanden, bleibt sich der Filmemacher mit Magic in the Moonlight treu, behält den Fokus auf einen Handlungsstrang und läuft äußerst gut damit. Das der Film so charmant daherkommt, ist aber auch seinen beiden Hauptdarstellern Colin Firth und Emma Stone zu verdanken, die ein freches Hin- und Her bieten, einen verbalen Schlagabtausch, bei dem der Bühnenmagier Stanley Crawford (Firth) für Illusionen und Tricks sorgt, während sich Sophie Baker (Stone) als echtes wahrsagendes Medium offenbart. Stanley soll nun beweisen, dass Sophie eigentlich gar nicht über magischen Kräfte verfügt und allen nur etwas vorspielt, während Sophie wiederum darauf beharrt, ihre Gabe als etwas Besonderes anzusehen.
Colin Firth inkognito als asiatischer Illusionist
Allen wechselt von seinen sonst so verliebten Stadtbildern zu Bildern, die sich gänzlich in dem Jahrzehnt verlieren, in dem Magic in the Moonlight angesiedelt ist. Die Handlung versetzt uns ins Jahr 1928 und mit allem was der Film einzufangen versucht, soll diese Atmosphäre ausgestrahlt werden. Die Bilder wirken wie eine durchgehende Traumsequenz, wenn Emma Stone am Bildrand passgenau auf einer Schaukel sitzt und Firth durch eine grüne Gartenlandschaft zu ihr herantritt, wirkt das wie zu perfekt und nicht von dieser Welt. Wie von jemanden inszeniert, der sich diese Zeit selbst wie einen wunderschönen Traum vorstellt.
Vielleicht muss man das Wort „Traum“ hier durch „Magie“ ersetzen um im Vokabular des Films zu bleiben. Woody Allen macht aus dieser Zeit eine magische Welt, angefangen bei Colin Firth, der als asiatischer Illusionist Wei Ling Soo zur Unkenntlichkeit geschminkt wurde – Die Magie der Schminke, die Magie des Films, die uns Firth zuerst nicht einmal erkennen lässt. Erst wenn er seine Perücke abnimmt und die Schminke verwischt, wenn er zum britischen Scotch-Trinker wird, wird die Illusion beendet. Auf der anderen Seite des Spiels steht Emma Stone, die mit ihren großen Kulleraugen abwesend in den Himmel schaut, einen leeren Blick präsentiert, der ihr Dasein als Medium immer unterstreicht. Sollte es eine Illusion sein, nimmt sie kein Ende. Bis zur fast letzten Minute werden wir mit Stanley dem Rätsel folgen, ob sie wirklich über diese Gabe verfügt oder nicht, ein Mysterythriller wie einst der wenig nach Woody Allen wirkende Scoop.
Aber am Schönsten ist es dem Zusammenspiel von Firth und Stone zuzusehen. Mit einem kleinen Einbruch zur Hälfte des Films, umspielen sie sich zu Beginn und Ende grandios in kleinen Zankereien. Von Seiten Firths ist es ein giftiges Miteinander, das sich in Worten, vor allem aber in einer überspielten Mimik äußert, die Magic in the Moonlight seine komödiantische Komponente gibt. Man merkt, wie schön Woody Allen schreiben und inszenieren kann, wenn er sich nicht auf zu viele Geschichten konzentrieren muss oder möchte. Mit Colin Firth und Emma Stone hat er zwei starke Figuren für das Woodyversum gefunden. Da mag die – wenn auch mysteriöse – geradlinige Erzählung verziehen werden, denn Magie liegt trotzdem in der Luft.