Fakten:Wo Gangster um die Ecke knallen (The Gang That Couldn’t Shoot Straight)USA, 1971. Regie: James Goldstone. Buch: Waldo Salt, Jimmy Breslin (Vorlage). Mit: Jerry Orbach, Leigh Taylor-Young, Jo Van Fleet, Lionel Stander, Robert De Niro, Irving Selbst, Hervé Villechaize, Joe Santos, Frank Campanella u.a. Länge: 92 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD (Imort) erhältlich.
Story:Kleinganove Kid Sally beherrscht mit seiner Bande den Schutzgeldmarkt von Süd-Brooklyn, viel gibt es dort jedoch nicht zu holen. Das große Stück vom Kuchen gehört Mafioso Baccala. Kid legt sich mit dem Don an und versucht, ihn aus dem Weg zu räumen. Gar nicht so einfach, denn seine Leute bringen sich bei ihren stümperhaften Mordversuchen eher selbst um die Ecke.
Meinung:Manche Filme verschwinden im Laufe der Zeit ganz sang- und klanglos von der Bildfläche…oder waren auch vorher schon nicht der Rede wert. „Wo Gangster um die Ecke knallen“ (der deutsche Titel trägt daran weniger Schuld als man vermuten mag) ist und war niemals ein brauchbarer Film, aber er war eine der ersten Bühnen von Robert De Niro, kurz bevor ihm sein Mentor Martin Scorsese mit „Hexenkessel“ zum großen Durchbruch verhalf. Der Rest ist Geschichte. Wahrscheinlich war diese belanglose Räuberpistole sogar der Türöffner dieser wundervollen Langzeitehe, Marty-Stammproduzent und Gelegenheitsregisseur Irwin Winkler stemmte auch dieses Projekt. Warum auch immer…
Jeder fängt mal klein an...
Total chancenlos ist die Idee ja nicht mal und nach einem chaotischen Start schleichen sich zumindest ansatzweise so was wie potenziell brauchbare Momente ein. Zum Glück nicht ganz so nervtötend wie zunächst befürchtet gelingt es dem Gangsterknallkopf nur nicht, aus seinen vorhandenen Ideen ein vernünftiges Ganzes zu basteln. Mehr als ganz heimlich hinter vorgehaltener Hand über ein bis zwei zu einem Drittel gelungen Gags in über 90 Minuten zu schmunzeln ist bei aller Liebe kaum drin. Ohne Robert De Niro ginge hier wahrscheinlich gar nichts. Der hat zwar nur eine Nebenrolle mit leicht rassistischen Tendenzen (obwohl es eine Zeit lang sogar ganz witzig ist, dass er als kleptomanischer Spaghetti-Gauner alles einsteckt was nicht niet- und nagelfest ist), war jung und brauchte das Geld, sticht dennoch schon aus diesem mausgrauen Staubfänger sichtlich heraus. Spielfreudig, agil, selbst für Blinde hochtalentiert, als Sprungbrett hat dieses Filmchen durchaus seinen (einzigen) Zweck erfüllt. Außerdem ein wahres Tummelbecken für später noch bekannte Gesichter im Mafiafilm-Milieu wie Michael V. Gazzo („Der Pate II“) oder Burt Young („Es war einmal in Amerika“). Das macht dieses Kuddelmuddel nicht besser, nur grob auffälliger. Und es geht noch wesentlich schlimmer, wie es gleich zu lesen gibt (passend, dass einer der wenigen dort lustigen Ideen schon hier verwendet wurde: Das alltägliche Autostarten mit Kanonenfutter).4 von 10 Löwen im Keller
Fakten:Wise Guys – Zwei ausgeschlafene Jungs (Wise Guys)USA, 1986. Regie: Brian De Palma. Buch: George Gallo, Norman Steinberg. Mit: Danny DeVito, Joe Piscopo, Harvey Keitel, Dan Hedaya, Lou Albano, Ray Sharkey, Julie Bovasso, Patti LuPone, Frank Vincent u.a. Länge: 100 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD (Import) erhältlich.
Story:Harry und Moe sind arme Handlanger von Mafiaboss Castelo. Als sie für ihn eine Wette bei einem Pferderennen platzieren sollen, setzen sie eigenverantwortlich buchstäblich auf’s falsche Pferd und schulden ihrem Boss nun 10.000 $. Statt sie einfach gleich selbst umzulegen, schlägt er jedem geheim einen Deal vor: Töte deinen Freund, und wir sind quitt. Ohne sich gegenseitig von dem Angebot zu erzählen, ergreifen sie erstmal die Flucht und versuchen, das Geld anderweitig aufzutreiben.
Meinung:Was ist denn hier bloß in Brian De Palma gefahren? Bis zu diesem desaströsen Kasperletheater hatte sich der Regisseur von Filmen wie „Carrie – Des Satans jüngste Tochter“, „Dressed to Kill“, „Blow Out – Der Tod löscht alles Spuren“ oder „Scarface“ keinen echten Fehlgriff geleistet, ganz im Gegenteil. Sich mal anderweitig ausprobieren ist völlig legitim und gestattet, aber doch bitte nicht so trampelig und infantil-albern.
Peinlich berührt, mit Recht.
De Palma gelingt das Kunststück mit seiner überdrehten und rein auf puren Blödsinn ausgelegten Regie, selbst einen fähigen Komiker wie Danny DeVito mit seinem Talent im Regen stehen zu lassen, sich hilflos an schauderhaft-platten Gags die Birne wundzustoßen. Neben DeVito werden auch noch Harvey Keitel („Reservoir Dogs“) und Dan Hedaya („Die üblichen Verdächtigen“) gleich mitverheizt, die können da gar nichts mehr retten. Der größte Besetzungsflop ist noch nicht mal Wrestling-Manager „Captain“ Lou Albano als fettleibiger Mobster-Killer „The Fix“ (was schon gruselig ist), den Vogel schießt DeVito’s Co-Star, Anti-Schauspieler Joe Piscopo („Dead Heat“…das war’s dann eigentlich schon…) ab, dessen scheußliche Gesichtsentgleisungen sind waffenscheinpflichtig. Wenn denn mal ein Witzchen beinah droht zu zünden (kommt nicht oft vor), folgt postwendend irgendein unzumutbarer Quatsch, der alles wieder zunichtemacht. Das Timing ist entsetzlich, Piscopo und Albano chargieren wie von einer tollwütigen Tarantel gestochen und mitten drin der arme Danny DeVito, der wahrscheinlich selbst nicht geglaubt hat, dass er unter Brian De Palma eine seiner schlechtesten Komödien überhaupt drehen würde.Sagenhaft, wie so (teilweise) brauchbare Menschen zu so einem Scheiß zusammenkommen können. Humor ist und bleibt natürlich irgendwo immer Ansichts- und Geschmackssache, aber es gibt echt Grenzen. Besonders wenn man sieht, wer sich hier unter wem zum Voll-Horst macht. Das muss doch nicht sein.
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