Review: WHITE HOUSE DOWN - Es kracht in Washington D.C.

Review: WHITE HOUSE DOWN - Es kracht in Washington D.C.
Fakten:
White House Down
USA. 2013. Regie: Roland Emmerich. Buch: James Vanderbilt. Mit: Channing Tatum, Jaime Foxx, Maggie Gyllenhaal, Joey King, Jason Clarke, James Woods, Richard Jenkins, Jimmi Simpson, Nicholas Wright, Rachel Lafevre, Lance Reddick, Michael Murphy, Matt Craven, Jake Weber, Kevin Rankin, Barbara Williams, Anthony Lemke, Garcelle Beauvis, Falk Hentschel, Kyle Gatehouse, Peter Jacobson, Jackie Geary u.a. Länge: 131 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.

Story:
Cop John dachte, es wird ein ganz normales Vorstellungsgespräch für einen Posten als Bodyguard. Doch zum einen ist ein Vorstellunggespräch im Weißen Haus niemals eine gewöhnliche Angelegenheit und zum anderen wird er Zeuge wie eine schwerbewaffnete Einheit das Weiße Haus zu einem Kriegsschauplatz verwandelt. Für John beginnen gefährliche Stunden, in denen er nicht nur zum Schützer des Präsidenten James W. Swayer wird, sondern auch noch seine elfjährige Tochter, die ihm zum Vorstellungsgespräch begleitet hatte, retten muss.


Meinung:
Roland Emmerich war Zeit seiner Karriere immer dafür bekannt, inzwischen ist er dafür in gewisser Weise natürlich auch gebrandmarkt, denn sein Ausflug in historische Gefilde mit „Anonymous“ war nie mehr als ein laues Lüftchen, seine künstlerische Befriedigung darin zu finden, möglichst viele Lokalisationen mit kultureller und politischer Bewandtnis zu pulverisieren. Ob Alien-Invasion oder brachialer Naturkatastrophe, Emmerich, unser schwäbischer Spielbergle, hatte trotz seiner gerne revolutionären Anwendung von CGI-Effekten immer das Problem, dass ihm der falsche Nationalstolz ins amerikanische Exil viel zu sehr in Herz gewandert ist. Soll heißen, auch wenn es schon zu genüge wiederholt und erwähnt wurde: Emmerich möchte amerikanischer sein, als die echten Amerikaner. Sein aufgesetzter Patriotismus zerstört das Sehvergnügen, denn von intentionaler Ernsthaftigkeit konnte der Regisseur ja noch nie Gebrauch machen, entweder stumpf und laut oder gar nichts.

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Sawyer bekommt wohl keinen Friedensnobelpreis mehr

Es sollte bis ins Jahre 2013 dauern, in dem sich Roland Emmerich endlich auf diesen profitablen Kompromiss eingelassen hat – Allerdings auch nicht mit letzter Konsequenz, was seinen Terroristen-Klopper „White House Down“ eben auch davon abhält, ein wirklich guter Film zu sein. Aber, und das ist ein großes Aber, Emmerich beweist über weite Strecken genau den Humor, den sein großer Klassiker „Independence Day“ nur als Scheinbild angab, um seinen Patrioten möglichst viel Sympathie einzuflößen. In Wahrheit aber hatten nur die an traditionellen Werten klammernde Bevölkerung aus den Vereinigten Staaten ihren Spaß an diesem dämlichen Sci-Fi-Reißer, auch wenn wir uns vor Augen halten müssen, dass wir uns in einem Genre befinden, in dem die Kriterien, die am Realismus des Szenarios und den visualisierten Handlungen haften, eher milde ausfallen durften. „Independence Day“ scheiterte letztlich an diesem unsäglich pathetischen Überdruss von patriotischem Heroismus. Genau diesem erdrückenden Defizit geht „White House Down“ aus dem Weg, jedenfalls in kategorischer Dominanz.

Mit plastischen Charakterzeichnungen hatten es die Drehbücher zu einem Emmerich-Film ja nun auch noch nie, genau wie es eine These bleibt, dass seine Filme eine wirkliche Botschaft haben – Dafür fehlen nun einfach die Indizien. Es zählt der Unterhaltungsfaktor, der dem Zuschauer mal erlaubt sich nicht auf Einzelheiten und ineinandergreifende Handlungsebenen zu konzentrieren; Emmerich möchte sein Publikum mit Schauwerten (über-)sättigen und anhand distinguierter und vollkommen schematischer Helden von Explosion zu Erdbeben führen. In „White House Down“ geht diese Rechnung auch zum ersten Mal auf und es ist auch noch ausgerechnet der sonst so hölzern agierende Frauenschwarm Channing Tatum, dem sich der Rezipient im Kampf gegen die Terroristen bereitwillig anschließt, ohne durch überzogene Coolness oder unsympathische Charakteristiken dazu genötigt wird, sich doch eher den Bösewichtern des Films anzuschließen. Tatum bekam mit John Cale eine Figur zugesprochen, die auch zuweilen eine Karikatur auf das eigene Image des Schönlings ist, aber das Tatum ja durchaus Humor besitzt und sich auch mal komplett zum Affen macht, hat er ja schon in Seth Rogens Endzeit-Party „Das ist das Ende“ bewiesen.

Dieser Cale ist ein Normalo, irgendwie bodenständig, zwar mit Fähigkeiten gesegnet, die bei brenzligen Handgreiflichkeiten durchaus förderlich sein können, aber er will auch nur ein guter, von seiner Tochter angehimmelter Vater sein und sich irgendwie durchs Leben schlagen. Wenn dann James Foxx als Präsident James Sawyer als zweiter großer Leading-Anker auftritt, dann beweist Tatum, dass er eben nur wirklich gut funktionieren kann, wenn er einen Schauspieler an seiner Seite hat, der ihm die nötigen Bälle zuspielt, man denke nur an „21 Jump Street“; als alleiniger Frontmann ist er hingegen nahezu unbrauchbar. Man darf hier keine Meisterleistungen erwarten und die fordert Emmerich auch nicht, zu keiner Zeit, versierte Empathie ist nicht nötig, man muss den Charakteren einzig und allein gerne durch das – in diesem Fall – unterjochte Weiße Haus folgen. Und dies schaffen Jamie Foxx und Channing Tatum mühelos.

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Amerikanische Renovierungsmaßnahmen

Was „White House Down“ also locker über den Emmerich-Standard à la „The Day After Tomorrow“ und „2012“ hebt, ist die Tatsache, dass der Regisseur sich hier mal nicht auf einer plumpen Effekte-Schlacht ausruht – keine Frage, wenn das Repräsentantenhaus in sich stürzt, dann ist das famos anzusehen und großartig in Szene gesetzt – sondern einen in seinen besten Momenten fast altmodisch wirkenden Action-Film inszeniert. Dabei ist es vor allem der selbstironische Ton, den das Drehbuch immer wieder einlenkt und die Lage nie als bierernstes Stilisieren von dem immensen Wert des amerikanischen Nationalstolzes verkauft, in dem alles und jeder getötet werden darf, der nicht nach den Regeln des Weißen Hauses tanzt - „Olympus Has Fallen“ lässt grüßen. „White House Down“ macht wirklich viel Spaß, ist hin und wieder wohlig selbstreferenziell und kann seine sauberen Schläge- und Schießereien fortwährend unterhaltsam verhökern. Ganz von seinen nationalistischen Manierismen lösen kann sich Emmerich aber nicht und wenn mit wehender Präsidentenflagge auf dem Vorhof des Weißen Hauses in Zeitlupe auf die Knie gefallen wird, dann wirkt das beinahe konterkariert zu den luftigen Referenzen im Präsidentenwohnsitz.

Hätte sich der Film diese gelegentlichen Ausreißer gespart und die üppige Laufzeit von 130 Minuten auf gut 20 Minuten weniger gestrafft, dann hätte „White House Down“ das Zeug zum Action-Highlight des Jahres gehabt, denn Emmerich weiß genau, wie er es krachen lassen kann – wenn auch in diesem Fall nur mit Fäusten und Feuerwaffen und nicht mit Riesenwellen und gigantischen Tornados. Von daher darf sich „White House Down“ zu den Überraschungen des Kinojahres zählen, auch wenn doch etwas Wehmut mitschwingt, denn hier wäre eben doch einiges mehr drin gewesen, für zwischendurch ist Emmerichs neuster Streich allerdings allemal geeignet.

5 von 10 Präsidenten mit Panzerfäusten

von souli


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