Review: WACKEN 3D - DER FILM - Placebo-Effekt die Euphorie

Erstellt am 8. Dezember 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
Wacken 3D - Der Film
BRD. 2014. Regie: Norbert Heitker.
Mit: Alice Cooper, Henry Rollins, Scott Ian, Micha Reese, Breanna Banfield, Joshua Bromberger, Cielu Wang, Katie McHoes, Salman U. Syed, Doro Pesch u.a. Länge 96 Minuten. Ab 24. (!) Dezember 2014 auf DVD und Blu-ray (inkl. 3D-Fassung) erhältlich.
Story:
Es sind nur drei Tage, doch diese drei Tage bedeuten für Heavy Metal-Fan alles, denn Wacken ist nicht nur ein Konzertfestival, Wacken ist viel mehr. Regisseur Norbert Heitker begleitet verschiedene Menschen aus verschiedenen Ländern bei ihrem Besuch des Festivals.


Meinung:
Alle Jahre wieder, im Sommer beginnt nicht nur die Biergarten-, Freibad-, Blockbuster- und Bikini-Saison, sondern auch die Saison der Konzertfestivals. In Deutschland gibt es eine wirklich große Auswahl: Rock am Ring, SummerJam, Southside, Hurricane oder Rock am See und noch viele, viele mehr. Eines der bekanntesten und größten Festivals ist mittlerweile Wacken, welches Rockmusik der harten Gangart anbietet. Genau, gemeint ist Heavy Metal und wer bislang noch nichts von Wacken gehört hat, lebt wahrscheinlich gut verborgen vor der Popkultur unter einem großen Felsbrocken.

Matsch ist einfach Rock 'n' Roll erst recht in Wacken

Wacken, einst als kleines Festival gestartet ist mittlerweile das größte Heavy Metal-Festival der Welt und zieht neben tausenden Fans auch Musikgrößen wie Rammstein, Alice Cooper oder Deep Purple an. Filmemacher Norbert Heitker porträtiert das Festival aus dem Jahre 2013 und erschuf damit eine Dokumentation, die sich herzlich wenig um die Historie oder die Systeme im Hintergrund schert, sondern stattdessen versucht die Stimmung des Festivals greifbar zu machen. Dabei folgt der Regisseur einer Auswahl von Besuchern. Da wären drei Amerikanerinnen, eine Taiwanerin sowie einige deutsche Besucher, die jeder für sich den großen Event genießen. Heitker kommentiert dabei nicht, sondern lässt ganz und gar die Bilder und Töne sprechen. Das Ergebnis ist ein freudvoller Film, dessen Mehrwert sich aber wahrscheinlich nur für die erschließt, die schon einmal selbst auf Wacken waren und drei Tage lang zwischen Megabühne, Zeltplatz und Matschpfützen residiert, den Bands zu gejubelt und den einen oder anderen Liter Bier getrunken haben.

Laute Musik, Alkohol und gute Freunde

„Wacken 3D - Der Film“ kann man als eine Art Festival-Fotoalbum beschreiben, welches universell für jeden Besucher bestimmt bestens funktioniert und noch einmal via Placebo-Effekt die Euphorie des Festivals ins Gedächtnis ruft. Außer diesem Effekt bleibt „Wacken 3D - Der Film“ eher bieder und angepasst. Wirkliche Informationen sind hier nicht herauszufiltern. Die Botschaft, dass auch langhaarige Metal-Fans nur Menschen sind, die trotz der Härte ihrer Lieblingsmusik liebenswert sind, ist nicht neu und wohl nur für die Zuschauer ein inhaltlicher Gewinn, die in Kategorisierungen wie „normal“ und „unnormal“ denken. Mit einem bösen Blick auf die Dokumentation gerichtet, käme wahrscheinlich auch das Gefühl auf, „Wacken 3D - Der Film“ ist mehr ein langgezogener Werbespot für das Festival. Auch aus dem Grunde, weil Heitker nie wirklich ins Detail geht. Wenn beim Wacken-Bandwettbewerb etwas eine mongolische Heavy Metal-Band auftritt, bleibt die Dokumentation stiller Beobachter, doch dabei gäbe es so viele interessante Fragen, die es sich zur beantworten gelohnt hätte. Aber gut, es wäre vermessen zu behaupten, dass die Faszination die von Wacken ausgeht, nicht auch hier zu finden ist.

Wenn der Film und damit auch das Festival sich dem Ende neigen, stellt sich schon ein kleines Gefühl der Wehmütigkeit ein. Gerne wäre man noch etwas länger geblieben. Die Festivalbesucher haben das nächste Wacken-Festival, als unbeteiligter Zuschauer bleibt die Hoffnung, dass sich die nächste Dokumentation zum Thema etwas mehr mit den Menschen im Vorder- und Hintergrund beschäftigt. Der Film „Full Metal Village“ hat dies einst versucht, wirkte aber eher wie eine überlange, hüftsteife Reportage fürs Lokalfernsehen. Dieses Problem hat „Wacken 3D - Der Film“ übrigens nicht. Die Dokumentation ist sichtbar fürs Kino produziert. Vielleicht erreichen die dargebotenen Emotionen ja dort auch diejenigen, die nicht dabei waren, damals auf Wacken.

6 von 10 Busengrabscher