Fakten:Vom Satan gezeugt (Chi sei?/Beyond the Door)IT, USA, 1974. Regie: Ovidio G. Assonitis, Robert Barrett. Buch: Ovidio G. Assonitis, Antonio Troiso, Robert Barrett, Giorgio Marini, Aldo Crudo, Alex Rebar, Christopher Cruise, Sonia Molteni. Mit: Juliet Mills, Gabriele Lavia, Richard Johnson, Nino Segurini, Elizabeth Turner, Barbara Fiorini, Carla Mancini, David Colin Jr., Vittorio Fanfoni, Luigi Marturano u.a. Länge: 103 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:Jessica erwartet ihr drittes Kind, alles sieht rosig aus. Irgendwas stimmt jedoch nicht. Der Embryo wächst absurd schnell, nach wenigen Wochen steht die Niederkunft kurz bevor. Jeden Tag verhält sich Jessica merkwürdiger, ihr Mann Oliver macht sich berechtigte Sorgen. Der mysteriöse Dimitri tritt an ihn heran, der scheinbar mehr über ihren Zustand weiß.
Meinung:Hach ja, man kann über das europäische Genrekino, seine Eigenarten und/oder diverse Dreistigkeiten oftmals nur den Kopf schütteln oder es genau dafür lieben. „Vom Satan gezeugt“ ist ein wunderbares Beispiel für Letzteres. Zwei Regisseure und acht (!) Autoren (inklusive der Regisseure) benötigte es, um einen wilden Mischmasch aus „Rosemaries Baby“ und „Der Exorzist“ zusammen zu schustern. Das klingt jetzt vielleicht ganz furchtbar und billig, macht aber ehrlich Laune.
Schwangerschaft ist kräftezehrend.
Der Spaß geht schon früh los. Nach einer missglückten Fast-Gebuhrt des Antichristen warnt der Leibhaftige eindringlich davor, das bloß nicht nochmal zu versauen. Mit der deutschen Synchro-Stimme von Wolfgang Hess, Bud Spencer. Kein Wunder, die legendäre Synchro des Rainer Brandt Studios macht hier eine Menge des Unterhaltungswerts aus. Die ohnehin trashige Note wird wunderbar untermauert, ein Highlight sind schon die Zeilen, die den „liebevollen“ Erstgeborenen von Jessica (ca. 6-8 Jahre alt) in den Mund gelegt werden. Zuckersüße Sprößlinge hauen hier Dinger raus wie:
- „Hast du vorhin die Alte mit den riesen Titten gesehen?“- „Eins sag ich dir, wenn ich mal erwachsen bin, geh ich ran wie eine Hafennutte!“
- „Hey, alter Hurenbock!“
Lecker, Banane.
Niedlich, oder? Kein Wunder, dass die dritte Schwangerschaft von Jessica nicht so wirklich geplant war, noch viel verwunderlicher, dass sich die werdenden Eltern anfangs doch tatsächlich über die nächste pädagogische Baustelle freuen. Unerschütterlicher Optimismus, so muss man wohl der sinkenden Geburtenrate wacker die Stirn bieten. Another game, another chance, nur jetzt kommt es knüppeldick (oder noch dicker): Mutti wächst der Teufel aus dem Uterus, diesmal sogar tatsächlich. „Vom Satan gezeugt“ versucht durchaus, als echter Horrorfilm zu funktionieren und hat ab und an mal Momente, die das bestätigen. Erschreckend (oder gar nicht geklaut) ist hier wenig, zumindest der Versuch ist erkennbar und teilweise sogar lobend anzurechnen. Es scheint fast, dass selbst „Poltergeist“ hier sich was abgeschaut hat, das dürfte aber wirklich purer Zufall sein. Die Puppenszene hat Parallelen und ist gut gemacht, acht Jahre vorher. Sonst halt Polanski, Friedkin und Brandt in einem wilden Crossover, wo die werdende Mutti mal Bananenschalen direkt vom Bürgersteig futtert, extrem grün gekotzt wird und das überschwangere Muttertier gerne kräftig-verbal austeilt („Los, leck die Kotze von dieser Hure!“). Gerne unterlegt von funky 70er Soul. Mal total lässig, mal sichtlich bemüht, handwerklich genau so schwankend, dadurch extrem charmant. Hier wechseln sich bösartig gedachte Szenen mit absurden Trash-Anteilen ab oder gehen Hand in Hand („Ja, du furzender Schlecker.“).
Irgendwie geil. Das sind soFilme, die über unendlich viel Flair verfügen, sogar eine gewisse Qualität beinhalten, bei denen Makos nur eine geringe Rolle spielen und so heute gar nicht mehr gedreht werden können. Wenn, dann bitte mal machen. Trash deluxe, mit erstaunlichen Vorzügen.
"Los, hilf dieser Saunutte das Geschöpf auszukotzen, das ihren Leib aufbläht."
6 von 10 Risikoschwangerschaften.