Review: Unter dem Hakenkreuz 3 – Maria

Erstellt am 2. Dezember 2018 von Florian Geimer @OtakuLoungeDE
Das Leben an der Heimatfront

Im dritten Band der Reihe Unter dem Hakenkreuz von Beurot & Richelle kehrt die Handlung nach Martins Ausweisung aus Frankreich wieder nach Deutschland zurück. In der Zwischenzeit wurde Martin im Rahmen der Gleichschaltung eingezogen und ist mittlerweile Leutnant der Wehrmacht, doch was er genau in dieser Position treibt, steht nicht mehr im Mittelpunkt der Handlung. Nach der Einführung ändert sich nämlich die Perspektive und der junge Familienvater Otto wird zum Protagonisten der Geschichte. Nachdem er im Frankreichfeldzug verwundet wurde, ist er vom Kriegsdienst befreit und von den Gräueln des NS-Regimes gezeichnet. Aus seiner Abscheu entwickelt sich der Wille zum Widerstand und so beginnt er ein Netzwerk zu gründen. Ähnlich wie die Weiße Rose und andere Gruppen, fertigen sie Flugblätter an und verteilen diese im Verborgenen, um zum Widerstand aufzurufen. Als seine Frau Maria von seinen geheimen und höchst kriminellen Tätigkeiten erfährt, steht sie ihm sofort bei und beteiligt sich fortan ebenfalls als Widerständler.

Doch wie so oft auch in der Realität, scheitert das ehrenwerte Ziel an einem Denunzianten, der die Familie an die Gestapo verrät. Abgeschlossen wird die Geschichte mit einem Brief Marias an ihre junge Tochter, in der sie ihre Motive erklärt, kurz bevor sie und Otto für ihre Taten hingerichtet werden.

Alles beim Alten und trotzdem vieles anders

Viel ist beim dritten Band der Serie gleich geblieben, so ist die Qualität der Zeichnungen und die damit hervorgerufene Atmosphäre stark, wie eh und jäh. Auch der Umfang bleibt mit 56 Seiten, im Vergleich zum ersten Band, eher schmal. Neu ist, dass die Handlung eine Art Interlude ist, zwar dreht sich die erste Hälfte noch im Großen und Ganzen um Martin, der Wechsel des Protagonisten ändert aber den Fokus der Geschichte. Es geht jetzt wieder um die Auswirkungen des NS-Regimes auf die Bevölkerung und zeigt äußerst Eindrücklich, wie sich das permanente Gefühl von Bedrohung und Beobachtung auf die Gesellschaft auswirkte. Erneut muss hier die bemerkenswert nuancierte Perspektive der französischen Autoren auf die Deutschen hervorgehoben werden. Zwar werden hier auch Nazis gezeigt, die aus reiner Bosheit agieren, was ja durchaus historisch stichhaltig ist, aber die meisten handelnden Personen haben eine realistische Tiefe. Viele handeln schlicht aus Angst vor Verfolgung und verraten ihre Mitmenschen aus einem Gefühl des Selbstschutzes. Andere hingegen werden als Widerständler aus reiner Menschlichkeit dargestellt, der Deutsche im NS-Regime wird also eindeutig nicht als reiner Täter dargestellt. Mit seinen neuen Protagonisten passiert außerdem etwas neues für die Unter dem Hakenkreuz Serie, denn zum ersten Mal plätschert die Handlung eben nicht vor sich her. Vielmehr verfolgt man sehr gebannt, wie die junge Familie alles riskiert, um zum Widerstand aufzurufen, nur um dann am Ende zu scheitern.

Summary

Ich muss ganz ehrlich sein, den Charakter des Martin Maler habe ich nie als besonders sympathisch empfunden. Seine ungelenken Versuche mit Katharina anzubandeln und dem Nazi-Regime mit seiner Liebe fürs Theater zu begegnen, waren für mich nicht gerade mitreißend. Im starken Gegensatz dazu stehen für mich Otto und Maria. Die beiden Charaktere handeln aktiv gegen den Nationalsozialismus und riskieren ihr Leben im Kampf für die Gerechtigkeit. Das macht sie in meinen Augen zu echten Helden, ein Motiv, dass ich als Comicfan kenne und zu schätzen weiß. Ihr Tod gibt der Geschichte eine Tragweite und Spannung, die ich in den vorherigen Bänden etwas vermisst habe. Und da die Geschichte im Rahmen dieser Ausgabe komplett abgehandelt wird, eignet sich der dritte Band sogar als Einstieg oder Leseprobe für die Serie. Fans der Reihe kaufen den Band und die Nachfolger vermutlich sowieso.

ISBN: 978-3-941239-34-0

Umfang: 56 Seiten, farbig

Klappenbroschur