Review: Unter dem Hakenkreuz 2: Ein Sommer in Paris

Review: Unter dem Hakenkreuz 2: Ein Sommer in Paris Alles beim Alten?

Als Nachfolgeband zu Der letzte Frühling führt Ein Sommer in Paris die Geschichte rund um Martin Schreiber fort und ändert auch nichts an Beuriots und Richelles Gesamtkonzept. Die Geschichte ist weiterhin ansprechend inszeniert, wenn auch mit 56 statt 88 Seiten deutlich kürzer. Mit Beuriots gewohnt realistischen Zeichenstil und den in Sepiatönen gehaltenen Farben von Scarlett Smulkowski entsteht eine dichte Atmosphäre, die die 30er und 40er perfekt einfängt und an alte Fotos erinnert.

Review: Unter dem Hakenkreuz 2: Ein Sommer in ParisFlucht nach Frankreich

Inhaltlich hingegen gibt es einige Veränderungen. Zwischen den Geschichten der ersten beiden Bände liegen rund 6 Jahre. Martin hat erfolgreich die Schule und das Studium hinter sich gebracht und reist aus der rheinischen Provinz nach Paris, um dort seine Doktorarbeit zu beenden.

Mit dem neuen Handlungsort gehen auch einige Veränderungen einher. Martins soziales Umfeld füllt sich in Frankreich mit lauter Künstlern, Kommunisten und politischen Flüchtlingen aus Deutschland. Der Protagonist trifft hier auf deutlich mehr Gleichgesinnte, als in seiner Heimat und fühlt sich vor Ort auch spürbar wohler. Außerdem kommt er auch seiner Jugendliebe, der geflüchteten Jüdin Katharina, näher. An ihr ist die Flucht nach Frankreich auch nicht spurlos vorrübergegangen, sie nennt sich inzwischen Cathérine und fühlt sich zu Recht nicht mehr als Deutsche.

Doch wie zu erwarten, bleibt das scheinbare Glück in Paris nur von kurzer Dauer. Die französischen Behörden, die zu dieser Zeit noch nicht im Krieg mit Deutschland stehen und teilweise durchaus mit dem Gedankengut der Nazis übereinstimmen, verlängern Martins Aufenthaltsgenehmigung nicht und verweisen ihn, trotz aller Bemühungen des Landes.

Eine mutige Perspektive

Martin, der nach seinem Studium nun ein junger Mann ist, mischt sich in Paris unter die Künstler und trifft so auf einige skurrile Gestalten. Sein arbeitsloser Kumpel Henry schämt dafür, dass er keine Stelle als Schauspieler mehr bekommt, gerät dadurch immer wieder in Probleme und verwirft sich mit Martin. Vogel, der zu einer Gruppe von französischen Kommunisten zählt, verfällt notgebunden dem Kapitalismus, wenn er verzweifelt versucht seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Kosmetik zu verdienen. Die Heiterkeit in der Gruppe ist natürlich aufgesetzt, denn unbeschwert kann zu dieser Zeit keiner mehr sein. Umso wichtiger ist, dass die Autoren es erneut geschafft haben, dass die Charaktere eine glaubwürdige Tiefe besitzen. Ebenso schonungslos ist der Blick der Autoren auf die französische Gesellschaft, die im zweiten Band im Vordergrund steht. Und dort gibt es auch Sympathisanten des NS-Regimes und auch die französischen Behörden sind nicht frei von schwarzen Schafen.

Die Tiefe der Charaktere und die Atmosphäre der Zeichnungen täuschen aber nicht darüber hinweg, dass der Plot selber erneut recht unspektakulär ist. Man begleitet Martin und seine Bekannten, findet manche eventuell sogar sympathisch, aber letzten Endes ist der Star des Comics nicht der Plot, sondern das tragische Setting.

Review: Unter dem Hakenkreuz 2: Ein Sommer in ParisSummary

Beuriot & Richelle liefern mit ihrem zweiten Band ihrer Reihe Unter dem Hakenkreuz einen Nachfolger mit wenigen Überraschungen. Die Handlung plätschert im gewohnten Stil voran, lebt aber letztendlich nach wie vor vom Setting. Die Charaktere haben Tiefe und wirken realistisch, der Plot ist es auch, aber eben dadurch bringt er den Puls nicht unbedingt zum Rasen. Aber wer Action satt haben will, der ist hier sowieso falsch. Fans des ersten Bandes, die Wert auf eine authentische Erzählung aus der NS-Zeit haben, kriegen hier aber definitiv was sie erwarten und sind auch weiterhin gut beraten die ganze Serie zu lesen!

ISBN: 978-3-941239-23-4

Umfang: 56 Seiten, farbig

Klappenbroschur


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