Am vergangenen Freitag fand der mit Spannung erwartete Start der vierten Staffel von Torchwood statt. Jedoch nicht bei der britischen BBC, sondern beim US-Sender Starz, den man für die neuen Folgen als Koproduzenten gewinnen konnte. Die Fans von der Insel erleben den Staffelauftakt hingegen erst am kommenden Donnerstag.
Wie schon im Falle der dritten Staffel,
deren fünf Folgen die Geschichte Torchwood: Children of Earth
erzählten, so handelt es sich auch bei Torchwood: Miracle Day um
eine durchgehende Story, die nun allerdings zehn Episoden Zeit hat,
sich zu entfalten. Sich dieser Tatsache bewusst, lässt
Serienerfinder und auch Autor Russell es ruhig angehen. Anstatt die
Geschichte gleich mit Volldampf voranzutreiben, widmet er sich
zunächst eingehend den Charakteren, die im Zentrum der Erzählung
stehen werden. Dies ist auch notwendig, denn dem US-Publikum sind
Captain Jack Harkness, Gwen Cooper und Co ziemlich unbekannt. Davies
setzt dabei die gleiche Strategie ein wie beim Serienstart 2006.
Damals versuchte die Polizistin Gwen Cooper herauszufinden, was es
mit Torchwood auf sich hat und stand auf diese Weise stellvertretend
für das Publikum. Nun sind es die CIA-Agenten Rex Matheson und
Esther Drummond, die sich die gleiche Frage stellen. Zusammen mit
diesen beiden Figuren lernen jetzt auch die amerikanischen Zuschauer
die Welt von Torchwood kennen. Durch die Einführung der neuen
Figuren gibt es aber auch für die langjährigen Fans genug zu
entdecken, die sich zudem über ein Wiedersehen mit Gwens Eltern oder
Sergeant Andy freuen dürfen, sowie über kleine Anspielungen auf
vorangegangene Episoden, die Davies dezent in den Dialogen versteckt
hat.
Sehr schön werden in dieser ersten Folge die Reaktionen der Menschheit auf den Miracle Day geschildert. Die Bandbreite reicht dabei von spontaner Friedfertigkeit bis hin zu neuen Kriegsdrohungen. Manche entdecken durch das scheinbare Wunder ihren Glauben an Gott neu, während andere eine aufziehende Katastrophe wittern. Dabei wird weitgehend auf jenes Pathos verzichtet, dass man in solchen Momenten aus US-Produktionen kennt. Zwei große Actionszenen sorgen dafür, dass es aber auch handfest zur Sache geht und machen gleichzeitig deutlich, dass durch die Kooperation mit Starz nun wesentlich mehr Geld zur Verfügung stand als bisher. Gerade die zweite Actionsequenz hat es in sich und sorgt auch dafür, dass mehr Tempo in die Episode kommt.
Der Cast weiß insgesamt sehr zu
gefallen. John Barrowman verleiht Captain Jack erneut diese Mischung
aus Nachdenklichkeit und Coolness, die man schon aus den vorherigen
Staffeln kennt, während Gwen Cooper, gespielt von Eve Myles, über
weite Teile der Handlung der Paranioa verfallen scheint. Mekhi Phifer
und Alexa Havins verkörpern zwei CIA-Agent aktueller Bauart,
durchaus smart und sympathisch, doch scheinbar echt aufgeschmissen,
wenn sie mal kein Handy oder eine Computertastatur zur Hand haben.
Dabei ist Rex Matheson im Moment die interessantere Figur, da dieser
direkt von den Auswirkungen des Miracle Day betroffen ist. Obwohl nur
in wenigen Szenen zu sehen, bleibt die Performance von Bill Pullman
als verurteilter Kindermörder Oswald Danes nachhaltig im Gedächtnis,
denn er sorgt dafür, dass man für seine Figur und dessen Denkweise
nur Abscheu empfinden kann.
Die erste Episode von Torchwood: Miracle Day funktioniert sowohl als Einstieg in die neue Geschichte, als auch als quasi Pilotfolge für das US-Publikum. Die Befürchtungen, die Serie könnte amerikanisiert werden und dadurch ihre britischen Wurzeln verlieren, waren unbegründet. Inhaltlich wurden die Grundlagen für eine spannende Erzählung gelegt und es ist absolut noch nicht absehbar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Eines scheint aber sicher: Es bleibt spannend.
Update vom 17. Juli 2011: Inzwischen liegen auch die ersten Zuschauerzahlen vor. So sahen 890.000 Menschen die Erstausstrahlung der Folge, weitere 691.000 bevorzugten die Wiederholung eine Stunde später. Zusammen kommt der Serienstart also auf 1,51 Mio. Zuschauer, eine durchaus ordentliche Zahl für den kleinen Sender. Mit diesem Wert liegt man gleichauf mit dem Start der Serie Camelot im April. Nun wartet man gespannt auf die Quoten aus England. Diese werden voraussichtlich zum Wochenende vorliegen.
Torchwood: Miracle Day läuft immer freitags bei Starz in den USA. Sechs Tage später dann auch immer bei BBC1.
