Fakten:
The Statement
CA, F, GB, 2003. Regie: Norman Jewison. Buch: Ronald Harwood. Mit: Michael Caine, Tilda Swinton, Jeremy Northam, Alan Bates, John Neville, Charlotte Rampling, Ciarán Hinds, Frank Finlay u.a. Länge: 115 Minuten. FSK: ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.
Story:
1992: Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Pierre Brossard wegen Mithilfe an der Exekution von Juden zum Tode verurteilt. Seit dem ist er auf der Flucht, geschützt von Männern in hohen Positionen. Nun scheint ein Killerkommando ihm auf die Schliche gekommen sein. Zeitgleich versucht auch die Richterin Livi ihn aufzuspüren. Ihr geht es jedoch mehr um die unbekannten Hintermänner als um Brossard selbst.Meinung:
Regieveteran Norman Jewison versammelt ein erlesenes Ensemble des britischen Kinos, inszeniert das Geschehen sehr stilvoll und kann auf eine interessante Grundthematik zurück greifen. Die Voraussetzungen für seinen Polit-Thriller "The Statement" sind hervorragend und dessen Beginn sehr verheißungsvoll. Die ersten Minuten versprechen ein hochspannendes Katz-und-Maus-Spiel, das es höchstwahrscheinlich auch durchgehend geworden wäre, würde er sich rein auf seine Hauptfigur Pierre konzentrieren.
Richterin Livi (Tilda Swinton) sucht nach der Wahrheit
Michael Caine liefert in dieser Rolle einmal mehr eine großartige Vorstellung ab. Der Zuschauer erlebt ihn anfangs als unscheinbar-harmlos wirkenden Senioren, der sobald er jedoch in die Ecke gedrängt wird plötzlich ein ganz anderes Gesicht an den Tag legt. Er weiß sich zu helfen und das so automatisiert, dass klar ist, er macht dies nicht zum ersten Mal. Er lebt in dem ständigen Bewusstsein, dass er jeder Zeit um sein Leben fürchten muss und ist bereit, ohne zu zögern das Notwendige zu erledigen. Doch Pierre wird nicht als eiskalter Killer präsentiert, was seinen Part so interessant und für den Zuschauer sehr ambivalent darstellst. Er ist ein gesuchter Kriegsverbrecher, ist ohne Zweifel schuldig an den ihm zu Last gelegten Taten. Trotzdem lässt sich Mitleid für ihn empfinden. Er scheint seine Taten zu bereuen, doch klärt der Film dabei nie eindeutig, ob er es aus tiefster Seele bereut oder ob es mehr auf die Tatsache zurück zu führen ist, dass er seitdem in ständiger Angst und auf Flucht leben muss. Darf man als Zuschauer mit so jemanden sympathisieren, auch wenn er in jungen Jahren für das Naziregime gearbeitet und direkt für den Tod von unschuldigen Menschen verantwortlich ist? Schwierig, da er nun so zu erleben ist, dass man es gerne möchte. Diese nicht eindeutige schwarz-weiße Charakterisierung von Pierrre macht diese Rolle so reizvoll, Caine füllt sie perfekt aus.Die Schwäche von "The Statement" liegt in den Momenten, die sich nicht direkt mit Pierre befassen. Tilda Swinton als Richterin Livi und Jeremy Northam als Ermittler Roux bei der Aufklärung der politisch-kirchlichen Vernebelung rund um Pierre und die auf ihn angesetzten Killer zu begleiten bremst leider die Spannung deutlich aus. So gut hier alles Darsteller agieren und durchaus interessant dieser Handlungstrang zunächst ist, Überraschungen oder besonders spannungsintensive Momente ergeben sich daraus nicht. Am stärksten ist der Film ganz klar, wenn Pierre direkt bei seiner Flucht zu verfolgen ist. Darauf hätte sich Jewison einfach noch stärker fokussieren müssen, dann würde "The Statement" kaum Angriffsfläche bieten. Aber auch so bleibt es ein interessanter, handwerklich sehr guter Thriller mit exzellenten Darsteller. Eine Empfehlung bleibt er damit durchaus, nur es wäre noch mehr drin gewesen.
7 von 10 Senioren auf der Flucht