Story:Der Amerikaner Arthur Brennan ist in seinem Leben an einem Punkt angekommen, wo er den sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Er ist in einer Sackgasse, aus der er als einzigen Ausweg nur noch den Selbstmord sieht. Dafür hat sich Arthur einen ganz besonderen Ort ausgesucht: Im japanischen Aokigahara, dem sogenannten Suicide Forest oder Sea of Trees, einem am Fuße des Fuji gelegenen 35 km² großen Waldes, der nahezu bar jeden tierischen Lebens ist, will er seiner Existenz ein Ende setzen.Doch der Versuch kommt nicht zur Vollendung, denn Arthur trifft in diesem seltsam aus der Zeit gefallenen Raum auf Takumi Nakamura , der – anderen Motiven folgend – das gleiche Ziel hat. Statt weiterhin den Freitod zu verfolgen, suchen sie ein neues Leben und dazu einen Weg heraus aus dem dichten Wald. Der Selbstmord-Trip wird so wider Erwarten zu einem Überlebenskampf.
Meinung:Gus Van Sant hat sich in seiner Laufbahn als Regisseur nicht immer beliebt gemacht. Zwar zeichnet er sich für den vielerorts frenetisch gefeierten Good Will Hunting verantwortlich, doch auch Katastrophen wie das Psycho-Remake oder umstrittene Skandalfilme wie Elephantlassen sich in seiner Filmografie finden. Auch The Sea of Trees konnte in jüngerer Vergangenheit besonders dadurch auf sich Aufmerksam machen, dass er geradezu vernichtend schlechte Rezensionen von Zuschauern und Kritikern auf sich zog. Voreilig abschreiben sollte man den Film jedoch keinesfalls, denn tatsächlich werden die mitunter fast schon beleidigenden Meinungen dem Werk kaum gerecht. Im Gegensatz zu vielen anderen Ergüssen des kontemporären Kinos verfolgt Gus Van Sant zumindest eine ambitionierte Idee und so ist er in seinem Scheitern allemal interessant.
Ein Hoffnungsschimmer?
Dabei beginnt der Film, gemessen an der von Kritikern evozierten Erwartungshaltung, durchaus gelungen und auch die nächste Überraschung bleibt nicht aus. Tatsächlich kann The Sea of Trees das Niveau lange Zeit halten und obgleich immer wieder kleinere Unzulänglichkeiten Einzug halten, so weiß das Drama dennoch zu berühren. Das liegt einerseits natürlich an der Wahl der Darsteller. Matthew McConaughey, Ken Watanabe und Naomi Watts agieren gewohnt professionell und obwohl ihre Leistung sicherlich ein gutes Stück unter ihrem bestmöglichen Niveau angesiedelt ist, so wissen sie definitiv zu überzeugen. Zum anderen wird der Schauplatz des Geschehen selbst wohl zur größten Stärke des Films. Der Aokigahara (umgangssprachlich auch Selbstmord-Wald genannt) entwickelt sich in seiner zwiespältigen Wirkung zwischen meditativer Ruhe und bedrückender Todessehnsucht zum optimalen Resonanzkörper für eine Geschichte über Schuld, Trauer und Selbsthass. Zusehends scheint der Wald ein Eigenleben zu bekommen und so fungiert er als Erweiterung von McConaugheys Innenleben um dessen Zwiespalt zu visualisieren. Der Kampf gegen die Natur ist letztlich nur der Kampf gegen das eigene Ich. Abseits dieser atmosphärischen Wirkung fällt es deshalb nur gering ins Gewicht, dass die zweigeteilte Erzählstruktur ebenso wie manch aufgesetzte Emotion nur sehr bedingt funktioniert.Wirklich problematisch wird hingegen das Ende, denn Gus Van Sant gibt sich mit einem schlichten Drama nicht zufrieden und versucht seinem Film zu tragödienhaften Ausmaß zu verhelfen. Das wirkt jedoch dermaßen überzogen, dass es bereits in unfreiwillige Komik mündet und große Teile des vorangegangenen Films zerstört. Mit dem Holzhammer bringt er das bisher entstandene Konstrukt zum Einsturz und bedeckt die Trümmer mit aufdringlicher Symbolik und fast schon esoterischem Kitsch. Schade, denn The Sea of Trees hatte gleichsam gelungene Ideen wie auch einen fähigen Regisseur diese umzusetzen. Wer nun genau für den katastrophalen Schlussakkord verantwortlich ist, bleibt ungewiss – vielleicht war der Film ja auch schon von vornherein zum Scheitern verurteilt.
4 von 10 Brotkrumen