Review: THE PLAYER - Hauptsache Happy-End

Erstellt am 4. Februar 2015 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

                                                                         
Fakten:The PlayerUSA, 1992. Regie: Robert Altman. Buch: Michael Tolkin (auch Vorlage). Mit: Tim Robbins, Greta Scacchi, Fred Ward, Whoopi Goldberg, Peter Gallagher, Brion James, Cynthia Stevenson, Vincent D’Onofrio, Dean Stockwell, Richard E. Grant, Sydney Pollack, Lyle Lovett, Jeremy Piven, Gina Gershon, Anjelica Huston, John Cusack, Andie MacDowell, Malcolm McDowell, Scott Glenn, Julia Roberts, Bruce Willis, Burt Reynolds, James Coburn, Karen Black, Susan Sarandon, Peter Falk, Jack Lemmon, Harry Belafonte, Cher, Nick Nolte, Jeff Goldblum, Louise Fletcher, Marlee Matlin, Gary Busey, Robert Carradine, Dennis Franz, Brad Davis, Elliott Gould, Sally Kirkland, Rod Steiger, Mimi Rogers, Lily Tomlin, Robert Wagner u.a. Länge: 120 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray (Import) erhältlich.
Story:Hollywood-Produzent Griffin Mill ist eigentlich den Erfolg gewohnt. Doch im Moment läuft irgendwie alles schief. Nicht nur, dass sein Job bei einem großen Studio durch einen ehrgeizigen Konkurrenten bedroht ist, seit Wochen erhält er schon Postkarten mit Morddrohungen. Offensichtlich von einem Autor. Griffin stellt den vermeidlichen Stalker Kahane, dessen Skript er einst ablehnte, zur Rede. Dabei kommt es zu einem Handgemenge, das mit dem Tod von Kahane endet. Griffin lässt es nach einem Raubmord aussehen, dennoch dauert es nicht lange, bis die Polizei auf ihn aufmerksam wird. Nur die Beweise fehlen. Dann bandelt Mill auch noch mit der Witwe des Autors an, es entwickelt sich eine Romanze. Doch plötzlich scheint es einen Zeugen der Tatnacht zu geben. Fliegt Mill jetzt auf?

  
  
Meinung:-„Wer war das?“-„Ein Mitarbeiter von Fox. Zumindest war er das bis zum Frühstück.“
Ein großes Filmstudio. Die Kamera kreist minutenlang über das Gelände, fängt das emsige Treiben vor Ort ein. Mal verharrt sie bei einem der ungemein fachkundigen Gespräche, wie der Planung zu einer „paranormalen Politthrillerkomödie mit Herz“, dann schwenkt sie wieder auf andere wichtige Menschen, die gerne reden und am liebsten sich dabei selbst zuhören. Menschen wie Walter Stuckel (Fred Ward), der sich damit brüstet, dass sein Vater einst an Meisterwerken wie „Im Zeichen des Bösen“ von Orson Welles und „Cocktail für eine Leiche“ von Alfred Hitchcock beteiligt war. Und während er über die wahnsinnige Plansequenz von Welles damals schwärmt, tut es ihm Robert Altman gleich, indem er seinen Opener sogar eine Minute länger ohne Schnitt auskommen lässt. Willkommen in Hollywood.

Fanpost sieht anders aus.

Altmeister Altmans redselige Traumfabriksatire „The Player“ ist – um den ungeliebten, aber selten so zutreffenden Modebegriff aufzugreifen – Meta in Reinform. Eine Liebeserklärung an den Film und seine großen Klassiker, die mal direkt, mal indirekt am laufenden Band zitiert werden und gleichzeitig eine spöttischer Blick auf diese selbstgerechte, überkandidelte, heuchlerische Welt, in der sie entstehen. Jeder hat hier viel zu sagen und eigentlich nichts zu erzählen, zumindest wenig von Belang. Wichtig sind nicht die Geschichten und noch weniger die Menschen dahinter, wichtig ist nur was man am Ende aus ihnen macht. Kunst ist in der Theorie natürlich das A und O, in der Praxis zählt, was die Menschen sehen wollen. Zumindest aus der Sicht der entscheidenden Köpfe. Robert Altman treibt ein ironisches Spiel mit diesem Kosmos und dem Zuschauer, indem er diese Mechanismen bloßstellt, sie überspitzt und sich in ihrer verlogenen Oberflächlichkeit über sie lustig macht, aber sich gleichzeitig ironisch-„brav“ an diese Regeln hält. „Keine Stars, nur Talent…kein Hollywoodende…das ist Realität!“ Genau. Altman propagiert in Form zweier Figuren das Eine und liefert mit seinem Film gleichzeitig exakt das Andere. Die filmische Antithese, völlig bewusst und mit einer großen Portion Sarkasmus serviert. Neben den bekannten Darstellern, die hier tatsächlich eine fiktive Figur spielen, lässt der Regisseur eine wahre Cameo-Armee aufmarschieren. Man kommt bei Mitzählen gar nicht mehr hinterher und kann auch mal schnell 10-20 Stars verpassen, die beiläufig durchs Bild huschen.

Manchmal muss man in dem Job über Leichen gehen.

Doch das ist nur der eine Aspekt seines Zerrspiegels, mit dem der Regisseur sich genüsslich über die gängige Doppelmoral dieser missgünstigen, narzisstischen Glitzerwelt lustig macht. Er lässt seinen arroganten Protagonisten zum Mörder werden, entwickelt einen Plot, der an den Film noir angelehnt ist um ihn am Ende mit einem Augenzwinkern aus den Angeln zu heben. Was für den unreflektierten Teil des Publikums wie eine Frechheit erscheinen mag, ist nichts anderes als die brillante Pointe eines großen Witzes. Genau das wollen wir doch alle sehen, schon vergessen? Denn „The Player“ ist natürlich auch nur ein Film. Eine große Hollywood-Seifenblase, die sich nun mal den Regeln des Spiels unterzuordnen hat. Das ist derartig clever und spitzbübisch, das kann man doch nur feiern oder sich darüber echauffieren. Und wer Letzteres tut sollte mal darüber nachdenken, was einem der Film die ganze Zeit vor Augen geführt hat. Seine Ironie ist so offensichtlich und will doch entdeckt werden. Sie wird einem nicht erklärt, sie wird einem konsequent vorgeführt. So offensiv und selbstaufopfernd, dass man damit kaum rechnen kann und deshalb eventuell den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Wie es scheinbar in Hollywood gang und gäbe ist.
Was sich dem Film lediglich vorwerfen lässt, was allerdings ein rein subjektiver Eindruck ist, dass er etwas zu lang geraten ist. Zwei Stunden hätte es nicht zwingend benötigt, manchmal wirkt er unnötig ausgedehnt, sich leicht wiederholend in seiner Aussage. Hundert Minuten hätten wohl locker gereicht und das Sehvergnügen deutlich erhöht. Sei es drum, darüber kann man zweifellos geteilter Meinung sein.
7,5 von 10 nett verpackten Klapperschlangen