Review: THE PHILOSOPHERS - WER ÜBERLEBT? - Weltuntergang im Kopf und Klassenzimmer

Erstellt am 17. Februar 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln


Fakten:
The Philosophers – Wer überlebt? (The Philosophers a.k.a. After the Dark)
USA, Indonesien.
2013. Regie und Buch: John Huddles. Mit: James D’Arcy, Rhys Wakefield, Bonnie Wright, Daryl Sabara, Sophie Lowe, Freddie Stroma, Katie Findlay, Maia Mitchell, Abhi Sinha, Erin Moriarty, Cinta Laura Kiehl, George Blagden u.a. Länge: 100 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 18. Februar 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Eine internationale Schule in Jakarta. Philosophielehrer Mr. Zimt führt zusammen mit seiner Klasse ein Gedankenexperiment durch: Was wäre wenn das Ende der Welt unvermeidlich und kurz bevor steht und die einzige Chance zu überleben ein Bunker ist, der aber nur Luft für zehn Menschen hat? Wer dürfte hinein und wer muss draußen auf den sicheren Tod warten?


Meinung:
„Wer überlebt?“, so lautet der deutsche Titelzusatz zu „The Philosophers“ und er erinnert mehr an aufgedunsene Survival-Thriller und schnellschüssige Horror-Videothekenware, als das was der Film von John Huddles eigentlich ist: ein filmisch dargebotenes Gedankenexperiment, in der ein zwielichtiger Philosophielehrer seine Klasse vor die Frage stellt: wen würde man opfern, um die Apokalypse zu überleben?

Ein Schulausflug zum Weltuntergang

Huddles, der hier nach 15 Jahren wieder Regie führte, baut den Kern des Films, die große Frage nach der Entscheidung der Probanden, visuell ansprechend aus. Zwar kann er sein geringes Budget nicht wirklich verschleiern, aber die immer etwas zu glatt wirkenden Bilder geraten so in einem interessanten, stilistischen Diskurs zur eigentlichen Handlungsebene. Diese unterteilt sich in episodenhafte Abschnitte, denn das Gedankenexperiment wird bei „The Philosophers – Wer Überlebt?“ mehrfach wiederholt, unter verschiedenen Bedingungen. Doch obwohl sich einige wichtige Faktoren ändern (z.B. erhalten die einzelnen Schüler einen Beruf, der darüber entscheiden soll, ob sie in den lebensrettenden Bunker dürfen), das Gefühl dass Huddles sich in einer repetitiven Variation des immer gleichen Ablaufs verliert, bleibt bestehen, auch wenn sich die Regeln immer mal wieder modifizieren. Und so sinkt die anfangs durchaus hohe Spannungskurve immer weiter ab. Wohlmöglich im Bewusstsein dessen, erhält der übermächtig charakterisierte Lehrer Mr. Zimt (James D’Arcy, bekannt aus „Cloud Atlas“) vom Script immer mehr die Schurkenrollen zugeteilt. Der scharfzüngige Pädagoge wird zum reinrassigen Antagonisten. Diese Wandlung passt sich aber nicht homogen ins Experiment ein. Es bleibt eine Art Schauwert, ein kleiner Hauch von Grusel, der mehr stört als bereichert.

Da hat wohl jemand vergessen den Herd auszumachen

Viel Vertrauen für den Reiz am Experiment scheint John Huddles allgemein nicht zu haben. Zu oft verliert sich seine Inszenierung in architektonischen Nichtigkeiten. Im Grunde hätte „The Philosophers – Wer Überlebt?“ kammerspielartig nur im Klassenzimmer stattfinden können. Stattdessen wechselt die Location von einem Green Screen zu anderen. Wie bereits erwähnt, entwirft dies durchaus einen interessanten Kontrast zum inhaltlichen Kern des Films, doch es wirkt auch sehr abgezehrt. Vielleicht hatte Huddles die Angst den Zuschauern zu überfordern (= zu langweilen) im Genick sitzen und dies wahrscheinlich zu Recht. Doch wie intensiv wäre „The Philosophers – Wer Überlebt?“ erst geworden, bestünde der Film nicht nur aus einer Frage, sondern auch aus einer Anforderung dem Publikum gegenüber? So ist der Film gewiss immer noch einfallsreicher und vom Ansatz her achtbarer, als viele andere Filme mit Weltuntergangsthematik, doch biedert er sich leider zu sehr einem zu simplen Seherlebnis an. Natürlich kann so dem Zuschauer die philosophische Ebene weitaus näher gebracht werden, doch wenn „The Philosophers – Wer Überlebt?“ endet, bleibt nicht der Eindruck eines Mehrwert zurück, was auch damit zusammenhängt, dass sich der Film am Ende viel zu plakativ einer Wohlfühlmechanik hingibt.


„The Philosophers – Wer Überlebt?“ ist kein schlechter Film. Vielleicht ist es sogar einer der interessantesten, der Anfang 2014 in die deutschen Händlerregale kommt (ein Kinostart war ihm leider vergönnt), doch die Möglichkeiten, die Regisseur und Autor John Huddles hier hatte waren so mannigfaltig, dass sein letztlich gewählter, erzählerischer Weg doch enttäuscht. Derweil geben sich die Jungdarsteller wirklich Mühe. Egal ob Daryl Sabara („Spy Kids“, „Machete“), Bonnie Wright (Ginny Weasley aus den „Harry Potter“-Filmen) oder Rhys Wakefield („The Purge“). Doch die wahre Star von „The Philosophers – Wer Überlebt?“ ist eben das Gedankenexperiment und genau deswegen lohnt es sich durchaus einen Blick auf Huddles dritten Spielfilm zu werfen, auch wenn dieser deutlich mehr zu bieten hätte als das, was nun final zu sehen ist. Vielleicht lässt sich die große Problematik von „The Philosophers – Wer Überlebt?“ so am besten zusammenfassen: Ein Film, der sein Publikum zum denken anregen will, ihnen das denken aber am Ende doch selber abnimmt.

5,5 von 10 Atompilzen in der Ferne