Review: THE NICE GUYS - Shane Blacks Privatdetektive fürs Grobe

Erstellt am 22. Mai 2016 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
The Nice Guys
USA. 2016. Regie und Buch: Shane Black. Mit: Russell Crowe, Ryan Gosling, Matt Bomer, Kim Basinger, Ty Simpkins, Margaret Qualley, Sandra Rosko, Yaya DaCosta, Keith David, Rachele Brooke Smith, Hannibal Buress, Yvonne Zima, Jack Kilmer, Beau Knapp, Angourie Rice, Lexi Johnson u.a. Länge: 116 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 2. Juni 2016 im Kino.

Story:
Privatdetektiv Holland March und Knochenbrecher Jackson Healy haben nicht wirklich viel gemein. Bis sich beide blöderweise in den Fall der vermissten Amelia verstrickt sehen. Und dann passiert auch noch ein Mord an einem Porno-Star, der scheinbar erst einmal nichts damit zu tun hat. Widerwillig zur Zusammenarbeit gezwungen, streifen sie gemeinsam mit Marchs pubertierenden Tochter Holly durch L. A., um verworrenen Hinweisen auf den Grund zu gehen. Bis Amelias Spur sie auf eine Multi-Milliarden-Dollar-Verschwörung bringt, die sie zum Ziel von skrupellosen Profikillern werden lässt...


Meinung:
Hey, die lassen sich schon mögen, denkt man sich beim Titel „The Nice Guys“. Und für wahr, die darin enthaltene Paarung von Russell Crowe und Ryan Gosling macht sich bezahlt unter der Autorenhandschrift von Buddy-Experte Shane Black. Letztere Trumpfkarte für den zeitgenössischen Bullenfilm der Achtziger hat die „Lethal Weapon“ seit jeher nie abgelegt, wie seine Figuren auch nicht von Flasche wie Knarre lassen können und so macht es Sinn, dass er deren Prototypen im wilden L.A. anno 1977 gleichsam sympathisch zwischen Berufs- und Bro-Kodex anordnet. So ganz sein Jahrzehnt scheint es aber nicht zu sein, schließlich sind Stilistika und Zeitgeist hier manchmal eher wie für Laien ausgestattet: Nur die Hits (Earth, Wind and Fire; Kool and the Gang und Co.), Sex Pistols einmal als Poster, schnieke Karren und Deco-Parties zur Vintage-Eroticahin, gefaketes Super-8 sowie das Klischee vom Porno-Schnurrbart beim Gosling als Privatdetektiv Holland Marsh. Weil's bei Black gerne kriminell wird, sucht er sich sodann auch den skandalösesten Allgemeinplatz dafür im Sexfilmbusiness aus, wenn es nun mal bei „Boogie Nights“ geklappt hat. Der Durchschnittsfall von der vermissten Leinwandschönheit treibt sodann also das Abenteuer an, nicht allzu aufregend mit Intrigen und Konventionen durchs Nachtleben prellend, aber genug Angriffsfläche bietend, anhand derer sich der Harte und der Zarte in die Wolle kriegen, um bald gemeinsam auf die heiße Spur zu kommen.

Die Nice Guys beim nett sein

Jackson Healy (Crowe) ist in dem Sinne mehr das Eastside-Rauhbein mit Hang zum Knochenbruch, wenn er den Privatdetektiv gibt, Kollege Marsh dagegen ist mehr der Tolpatsch und Neurotiker des Gespanns (ein Ryan Honkling könnte man auch sagen) und zudem leicht mit Säufernase in den Tag lebend. Ganz sauber sind beide so oder so nicht, abseits dessen verbinden sie sich trotz anfänglicher Missverständnisse aber schnell im Pendel aus zeitgenössischem Zynismus und selbstentlarvendem Chaos, mal mehr und mal weniger fortgeschritten in Richtung Kompetenz. Sie hauen die Leute meistens jedenfalls gut übers Ohr und stecken dafür sogar die Macho-Route zurück, was umso mehr beglückt, so locker sich Russell und Crowe nun mal die Bälle vom Kumpel-Jargon on the rockszuspielen. Mitten drin und eigentlich schon stärker am Hebel, sogar wortwörtlich das Lenkrad bedienend: Hollands 13-jährige Tochter Holly (Angourie Rice), die den Wirbelwind der Detectives des öfteren zum effektiven Einsatz hin erdet und auf jeder Mission mitmischt, selbst wenn sie sich als Kid-Cop auch einen Porno mit anschaut, um Hinweise zu sammeln. Black spart nicht an weirdenDerbheiten, wenn sich seine Angels with dirty faces entgegen ihres Alters ver- und unterhalten, im Sandkasten der Todesgefahr spielen und im Risiko die gnadenlose Jagd eingehen. Der schwarze Shane erinnert sich da sicherlich auch an die Haudegen, die er den „Monster Busters“ zuschrieb und da empathisiert er den Nervenkitzel durchaus über den Beschützerinstinkt hinaus.

Zum Nice Guy-Sein gehört auch die nette Interaktion mit Kindern

Das stellt aber vielleicht noch das mitreißendste Wagnis des Films dar, welcher seine investigativen Bulletten inszenatorisch recht brav durch die Bubblegum-Variante der Siebziger schleust (Crowe kennt's selbst vom „American Gangster“ her authentischer), teils vermeintlich coole Gags vom Set-Up-&-Pay-Off-Prinzip anwendet, die in einem Tarantino-Abklatsch keine schlechte Figur machen würden - Stichwörter in dem Sinne: Bienen, Nixon, Unverwundbarkeit und Johnboy. Etwas schlapper wird dann doch sein Versuch charakterlichen Wandels in seinen Helden, inwiefern Marsh aus seiner Lethargie aus Suff und Blödelei wieder ins volle Leben einzieht oder wie Healy das Ultrabrutale auf Kommando des Kindes ablegt, ganz wie es John Connor beim T-800 schaffte. Es steht ja einige Male durchaus zur Debatte, ob sie denn nicht doch bad persons sind, aber da klinkt sich Black trotz einer Handvoll politischer Unkorrektheiten natürlich mehr ins Positive ein, so wie er auch keine allzu großspurigen Markierungen setzt und zumindest subtil ins Innere schaut, wenn er es denn nicht im Standardgeplänkel aus Korruption, Auftragsmord und Hammond-Orgel-Wah-Pedal-Retortenmusik für mehrere Phasen aus den Augen verlieren oder mit nackten Jux-Eindrücken von der (Breit-)Seite übertünchen würde.

Dann hätte er womöglich auch einen stringenderen Weg gefunden, um seinen Pathos in der Rettung des Medium Films zum Schluss zu untermauern - ganz zu schweigen von den Actionszenen, die größtenteils auf laute Geräusche denn auf clevere Einfälle setzt, auf Ausnahmen und nervende Handlanger braucht man aber ebenso nicht verzichten. Manchmal meldet sich dann auch die Omi mit den Monster-Brillengläsern zu Wort, um den Funken an kriminalistischen Kombinationen in Gang zu setzen. Es ist nun mal ein netter Film geworden, ordentlich seinem Genre verpflichtet und voller Spielspaß im Konsens unterwegs, wo sich selbst der Regisseur vom „Lost River“ auch galant zum Affen machen darf. Der Pepp geht leider nicht ganz im Laufe des Plots auf, wenn die biedere Zum-Kult-geboren-Walze ihre Belanglosigkeit streckt, für ein harmloses Minenfeld an nicht komplett forcierten Schlagfertigkeiten und Schlaghosen im Vintage-Crime zwischen Räuden- und Honkfilm kann man sich dieses Back in Black aber durchaus geben.

5,5 von 10 Centerfolds

vom Witte