Review: THE MOTHER OF TEARS - Der traurige Schlusspunkt

  
 

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Fakten:

The Mother of Tears (La terza madre)
IT, 2007. Regie: Dario Argento. Buch: Dario Argento, Jace Anderson, Walter Fasano, Adam Gierasch, Simona Simonetti. Mit: Asia Argento, Cristian Solimeno, Adam James, Moran Atias, Valeria Cavalli, Philippe Leroy, Daria Nicolodi, Udo Kier, Coralina Cataldi-Tassoni u.a. Länge: 97 Minuten. FSK: keine Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Bei Ausgrabungen in Rom wird eine alte Urne gefunden. Als sie im Museum geöffnet wird, bricht die Hölle aus. Studentin Sara wird Zeuge, wie ihre Kollegin von finsteren Gestalten in Stücke gerissen wird. Ab diesem Zeitpunkt herrscht in Rom das Chaos: Selbstmorde und gewalttätige Übergriffe schnellen in die Höhe. Sara selbst hört merkwürdige Stimmen und entdeckt, dass sie über geheimnisvolle Kräfte verfügt. Bald erfährt sie die Wahrheit: Durch das öffnen der Urne wurde die Mater Lacrimatum, die Mutter der Tränen, zum Leben erweckt. Hexen und Teufelsanbeter aus aller Welt pilgern in die ewige Stadt, um dem Untergang beizuwohnen.


  

Meinung: 

Sage und schreibe 27 Jahre brauchte Dario Argento, um endlich seine Mütter-Trilogie fertigzustellen. Was 1977 mit "Suspiria" genial begann und 1980 mit "Inferno" immerhin noch stilsicher und faszinierend fortgeführt wurde, endet in einem Desaster. Das Seniore Argento schon lange vorher sein Mojo scheinbar restlos aufgebraucht hatte, war ja kein Geheimnis, doch das ausgerechnet dieser, so lange erwartete, Abschluss nun die Realität eindrucksvoll untermauert, schmerzt schon erheblich.

Review: THE MOTHER OF TEARS - Der traurige Schlusspunkt

Der Blick spricht Bände


Was ist da bloß passiert? Aus einem inszenatorischen Genie, der mit seinen abstrakten, expressionistischen Stilmitteln selbst das dümmste Script noch in Gold verwandeln konnte, ist ein blutleerer, altersschwacher, kreativ-impotenter Schauer-Onkel geworden. Von seiner außergewöhnlichen, meisterhaften Bildsprache, seinem Gespür für surreale Spannung und Atmosphäre, seinem Spiel mit der Angst vor dem Unerklärlichen und Unbekannten, ist nichts mehr übrig geblieben. Wer auf ein optisch-akustisches Vier-Gänge-Menü hofft, wird sang- und klanglos verhungern. Statt sich auf seine Klasse vergangener Tage zu berufen, kurbelt Argento ein völlig lieb- und planloses Okkultismus-Theater runter, wie es auch von Kalle-Arsch-XY hätte kommen können. Es wirkt bald so, als hätte Argento diesen Film einfach machen müssen, ohne dafür wirklich die Muse zu haben. Ist ja sogar möglich, warum hat es denn wohl sonst fast drei Jahrzehnte gedauert?

Review: THE MOTHER OF TEARS - Der traurige Schlusspunkt

Die Indizien sind erdrückend...

Die Vorgänger, wie eigentlich alle guten Argentos, bezogen ihren Reiz durch die bizarre Stimmung, die kaum greifbare Bedrohung, die beinharte Atmosphäre und die unglaublich ausgeklügelten Mordsequenzen, hier gibt es nichts davon. Ohne seinen Bezug zu der Mütter-Trilogie wäre der Ramsch wohl niemals auf den Markt gekommen. Die Geschichte, an und für sich, bleibt das einzig Positive, denn nach wie vor besteht das Interesse, am Finale der teuflischen Schwestern beizuwohnen. Im Gegensatz zu den Vorgängern verläuft hier aber alles glatt nach Schema F, viel wird erklärt und nochmal aufgedröselt, wohl um Einsteiger bei der Stange zu halten, nur jegliche Surrealität geht total flöten. Selbst dann noch interessante Momente, wie z.B. die Welle der Gewalt, die Rom überrollt, wird nicht mal anständig umgesetzt.  Anstatt Spannung und Stimmung zieht Argento den letzten Joker: Gore.

Review: THE MOTHER OF TEARS - Der traurige Schlusspunkt

Sexy-Hexy geht der Arsch auf Grundeis

Ja, blutig und explizit ist "The Mother of Tears", aber so gequält, da ja sonst nichts vorhanden ist. Argento splattert rum wie selten zuvor, ein Rettungsring der Einfallslosigkeit. Sonst gibt es gepflegte Langeweile, schlimme Darsteller (uns Udo Kier geht immer, aber die kleine Argento ist wohl auch nur wegen Papa an Bord), billig-peinliche CGI-Effekte (allein das in so einem Film) und Titten. Richtig, Brüste, weiblich. Gerne und auch vollkommen unpassend durch's Bild baumelnd, irgendwas muss ja Spaß machen. Nicht nur dadurch wird "The Mother of Tears" oft unfreiwillig komisch, was für einen Argento quasi ein Todesurteil ist. Da reicht es schon voll und ganz, auf das Finale zu verweisen. Gab es bei "Suspiria" und "Inferno" noch den Showdown mit der bitter-bösen Mutter, wirkt sie hier wie ein überschminktes Go-Go-Girl aus dem Sport1 Nachtprogramm. Überhaupt sehen alle Satansjünger aus wie Karikaturen eines Gothic-Konzerts und ziehen dementsprechend Grimassen. Richtig armeselig wird es, wenn Argento scheinbar kurz eingefallen ist, was seine Filme mal ausgemacht haben. Dann wird minimal mit der Beleuchtung gespielt und eine kleine Kamerafahrt eingebaut, dürfte in der Form jeder gelernte Regisseur beherrschen. Das sieht aus, als wenn ein Argento-Fan-Boy dem Meister eine Referenz erweisen wollte, dann wäre es ja ganz nett. So die Überreste einer Ikone.
Warum noch drei Punkte? Nun, wenn das ein eigenständiger Film von einem 08/15-Hansel für wenig Kohle gewesen wäre, na ja. Gemessen an dem, was Argento mal konnte und was dieser Film eigentlich sein sollte, eine Schande. Da sind 3 Punkte eine Art Konsensentscheidung.

3 von 10 Hexen-Möpsen.

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