Review: THE FOG - NEBEL DES GRAUENS - Irgendwas ist in dem Nebel...

Erstellt am 15. Februar 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

  
Fakten:The Fog – Nebel des Grauens (The Fog)USA, 1980. Regie: John Carpenter. Buch: John Carpenter, Debra Hill. Mit: Adrienne Barbeau, Jamie Lee Curtis, Janet Leigh, John Houseman, Tom Atkins, James Canning, Charles Cyphers, Nancy Loomis, Hal Holbrook, Ty Mitchell u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:Vor genau 100 Jahren lockten die Bewohner der kleinen, kalifornischen Insel Antonio Bay ein Schiff auf die Felsen und kosteten der Besatzung das Leben. Jetzt, zur hundertjährigen Feier der Gemeinde, zieht eine dichte Nebelbank auf die Insel zu. In diesem Nebel lauern die Geister der Vergangenheit, bereit zur Vergeltung.
                                                           
Meinung:„Is all that we see or seen but a dream within a dream?“ - Edgar Allan Poe
John Carpenter zitiert Edgar Allan Poe, zu der Zeit war das absolut gerechtfertigt. Auch wenn Carpenter hier noch in seinen Anfangsjahren war, es waren die Zeiten, die ihn zu den einflussreichsten Genre-Regisseuren seiner Zeit (und bis heute) gemacht haben. „The Fog“ ist wahrscheinlich sogar sein „schwächster“ Film in der unglaublichen Zeit zwischen 1976 („Assault – Anschlag bei Nacht“) und 1982 („Das Ding aus einer anderen Welt“) und zudem – man mag es rückblickend kaum glauben – sein einziger, klassischer „Geister-Film“. Das bei einem Regisseur, der den Horrorfilm geprägt hat und durch ihn groß geworden ist. Das Carpenter auch dieses „altbackene“ Sub-Genre mehr als nur versteht (oder verstand), sieht man bei „The Fog“...und daran, wie sehr die Neuauflage von 2005 an den Klippen den Sachverstandes zerschellte, ganz ohne Irrlichter und Nebel.

Sie kommen im Nebel...

Natürlich wirkt Carpenters Film nach so vielen Jahren an einigen Stellen angestaubt, lässt sich nicht leugnen. Dazu muss gesagt werden, dass auch „The Fog“ noch eine relativ kleine Produktion war, wie alle seine Filme bis dahin. Was er daraus macht, ist aussschlaggebend. Die Effekte sind nicht der Rede wert, aber effizient in Szene gesetzt. Speziell die Kamera von Dean Cundey sei erwähnt, der im dichten Nebel die schemenhaften Geister wundervoll einfängt. Viel besser, als es zu erwarten wäre. Dazu pumpt der gewohnte Carpenter-Score, sicher nicht so prägnant wie bei „Assault – Anschlag bei Nacht“ oder „Halloween – Die Nacht des Grauens“, dennoch punktgenau und enorm stimmig. Speziell zum Ende ist das eine Wucht. Der treibt, der peitscht, er schnürt dich ein. John Carpenter lädt zur Geisterstunde auf Antonio Bay und Genre-Freunde dürfte nach wie vor ein gewiss nostalgischer, dabei sehr angenehmer Schauer über den Rücken laufen. Was konsequenten Spannungsaufbau, Atmosphäre und Gefühl für die Materie angeht, macht(e) Carpenter so schnell keiner was vor.


 "Irgendwas ist in dem Nebel..."


...sie richten im Nebel.

Mit dem Nebel kommt die Angst, den Figuren wird so schleichend das Fürchten gelehrt wie dem Zuschauer. In der kürze der Laufzeit entstehen natürlich keinerlei Längen, jede Minute ist eine geschickt konstruierte Geisterbahn vor eigentlich idyllischer Kulisse...solange die Sicht klar ist. Die Angst vor dem Unbekannten, alten Legenden, dem Schicksal, der Erblast, dem Grauen aus dem nicht Sichtbaren...Carpenter spielt das alles aus, inszeniert es im Rahmen seiner Möglichkeiten außergewöhnlich, baut seine Bedrohung so geschickt auf, das können heute nur wenige (oder wer überhaupt?) Der Cast ist für so ein Projekt sogar mehr als beachtlich, wobei John im eigenen Teich angelt. Nancy Loomis und Charles Cyphers waren schon bei „Assault – Anschlag bei Nacht“, sowie bei „Halloween – Die Nacht des Grauens“ an Bord, Jamie Lee Curtis stieß dann dazu. Ihre Mutter und Film-Legende Janet Leigh („Im Zeichen des Bösen“, „Psycho“) mischt nun auch mit, der großartige Hal Holbrook spielt den Priester mit dem schlechten Gewissen und selbst der Meister himself hat einen kurzen Cameo-Auftritt (ganz am Anfang). Nur am Rande, denn letztendlich ist das gar nicht so relevant.

Viel wichtiger ist bei „The Fog“ seine Grundstimmung, seine unglaubliche Bedrohung, das Böse in Lauerstellung. Erstaunlich, dass sich dieser Regisseur nie wieder an typische Geistergeschichten wagte, denn er beherrscht das spielend und wahnsinnig geschickt. Das ist nicht immer auf dem Niveau eines unsterblichen Klassikers, aber auf dem Niveau eines kleinen Klassikers. Als solcher darf „The Fog“ ohne Frage bezeichnet werden. Low-Budget-Geisterstunde von einem damaligen Wunderkind. Kleine Schwächen sind verziehen, so was würde man sich heute händeringend wünschen. Warum John Carpenter einer der wichtigsten Regisseure des letzten Jahrhunderts war, ein weiterer (und nicht mal der wichtigste) Beweis. Gespenstisch, dicht wie Hechtsuppe, mit spitzen Haken. Wunderbar.

8 von 10 Leuchttürmen.