Review: THE CHILDREN - Genug gespielt, jetzt wird's ernst

Erstellt am 28. Juli 2013 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln
  

Fakten:
The Children
GB, 2008. Regie & Buch: Tom Shankland. Mit: Hannah Tointon, Eva Birthistle, Jeremy Sheffield, Stephen Campbell Moore, Rachel Shelley, Rafiella Brooks, Jake Hathaway, William Howes, Eva Sayer u.a. Länge: 85 Minuten. FSK: ab 18 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Zu Silvester besuchen Elaine, ihr Mann Robbie und deren drei Kinder die Familie ihrer Schwester Chloe. Bis auf leichte Spannungen zwischen Teenager Casey und Stiefvater Robbie scheint alles auf ein harmonisches Fest hinauszulaufen. Doch dann verhalten sich die Kleinen sehr merkwürdig, scheinen sich eine Art Infekt eingefangen zu haben. Erst verschwindet die Katze, dann folgt der pure Horror...
  
     
  

                                                                                  
Meinung:
Überraschung: Nach dem spannungsarmen Folter-Thriller "WAZ" hat Regisseur Tom Shankland mit diesem intensiv-fiesen Horror-Thriller die Kurve gekriegt. Noch überraschender: Einen guten Ruf scheint der Film nicht zu haben, liesst man sich so durch verschiedene Kritiken. Warum denn? In meinen Augen ist "The Children" absolut gelungenes Genrekino, dessen oft und gerne zitierten Kritikpunkte total sekundär sind, da die wesentliche Dinge prächtig funktionieren und dies eigentlich auch nur durch die angeblichen Schwächen.


Hier sind die Kleinen noch ganz brav

Oft gibt es zu lesen, der Film wäre "unlogisch" oder "würde zu wenig erklären", scheinbar fehlen einigen Leuten die Gründe für den plötzlichen, heftigen Terror. Nun mal ehrlich: Was soll der Film den erklären? Muss das so ein Film? Macht ihn das besser? Nein, im Gegenteil. Musste der thematisch ähnliche Genreklassiker "Ein Kind zu töten" irgendwelche halbgaren (und in der Form nie und nimmer sinnvollen) Erklärungen liefern? Gerade weil alles so unerklärlich und unter realen Bedingungen unerwartbar ist, funktioniert es doch erst. Tatsächlich bietet "The Children" ja sogar eine Begründung, die allerdings nicht im Detail durcherklärt wird, das würde auch erstens das Tempo erheblich bremsen und zweitens wäre es kaum machbar, dieses irgendwie als rational zu verkaufen. Das ist doch das Ding: Das Grauen schlägt zu, zerstört die heile Familienwelt ohne Vorankündigung und macht es für die Opfer so unfassbar, selbst als sie es am eigenen Leib erleben. Unter dem Aspekt lassen sich dann auch die "Logikfehler" bestens ausblenden, weil wer würde in dieser Situation denn noch überlegt und sinnvoll handeln? Richtig, niemand. Niemand würde auch nur annehmen, dass die eigenen Kinder zu sadistischen, mordlüsternen Bestien werden, niemand würde da so reagieren, als wenn vielleicht ein Fremder, erwachsener Mensch in das traute Heim eindringen würde. Ich gehe so weit zu sagen: "The Children" ist da sogar logisch, da diese abstrakte, für die Figuren total irreal anmutende Situation wahrscheinlich genau das bewirken würde. Man versetzte sich mal in die Lage der Erwachsenen, dann ist das plötzlich gar nicht mehr so "doof" und "unsinnig".

Ist sie nicht süss?

So, jetzt mal zu den eigentlichen Stärken, nachdem ich hier fleissig Rehabilitation betrieben habe: Shankland, hier auch Autor, liefert einen bedrückenden, in der zweiten Hälfte sehr rasanten und knüppelharten Schocker ab, der ein grausam-bösartiges Szenario mit aller Konsequnez und ungewohnt-drastischen Momenten (Kinder sind selbst in Genrefilmen noch etwas tabu was direkte Gewaltdarstellung angeht) auslebt. Handwerklich stimmt hier auch eigentlich alles, viele Bilder und Einstellungen sind weit über dem Durchschnitt, die Darsteller sind in Ordnung, für so einen Film absolut ausreichend. Das spielt ohnehin nur die zweite Geige, denn hier steht Terror im Vordergrund und das nicht zu knapp. Sobald der Streifen Fahrt aufnimmt, wird nicht eine Sekunde gebremst oder kurz abgebogen, in seiner Intensität muss sich "The Children" kaum hinter den grossen Nummern im Horrorbereich verstecken. Alles, was Shankland bei "WAZ" falsch machte, korrigiert er bei dem Folgefilm. Spannung, Drive, Angst und (gerade weil so unbegreifliche) Bedrohung prägen "The Children". Das ist zum Teil beinhart und ernsthaft verstörend, wirkt im Finale sogar leicht apokalyptisch, macht gar keine Kompromisse. Das ist doch wunderbar, das sollte von so einem Film erwartet und erhofft werden, in dieser Hinsicht kann sich kaum beschwert werden.
Um es abschlissend auf den Punkt zu bringen: Ich mag "The Children", sehr sogar, hätte gar nicht erwartet, dass der mich so packt. Kein Geniestreich, kein zweiter "Ein Kind zu töten" (das sollte auch nicht erwartet werden), aber ein handwerklich sehr gelungenes Genrefilmchen mit richtig Biss und Eiern, ohne Spannung und Atmosphäre hinter seinen deftigen Momenten zu verstecken. Von mir eine klare Empfehlung, Beschwerden bitte begründen, ich wüsste nämlich zu gerne, was denn da so falsch sein soll.
7,5 von 10 Killer-Gören