Review: THE BREAKFAST CLUB – Nachsitzen für Gewinner

Review: THE BREAKFAST CLUB – Nachsitzen für Gewinner
Fakten:
Breakfast Club - Der Frühstücksclub (The Breakfast Club)
USA. 1985. Regie und Buch: John Hughes.
Mit: Anthony Michael Hall, Judd Nelson, Emilio Estevez, Molly Ringwald, Ally Sheedy, Paul Gleason, John Kapelos u.a. Länge: 93 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Sie alle leben verschiedene Leben, doch dies ist dem Rektor völlig egal, denn die fünf Jugendlichen habe alle auf die eine oder andere Art gegen die Regeln der Schule verstoßen. Als Bestrafung müssen sie an einem Samstag nachsitzen. Dabei lernen sie die jungen Leute untereinander besser kennen, doch entstehen damit auch längerfristige Freundschaften?


Meinung:
John Hughes' wohl prägnanteste Arbeit für die Leinwand ist ein ewig-währender Siedepunkt des jugendlichen Geltungs-Pathos, nicht nur für das Gesellschaftsbild der USA in den 1980ern, sondern auch in seinen Charakterisierungen und Konflikten bis heute noch spür- und nachfühlbar. Die komödiantischen Stärken seines Rest-Werkes werden hier nicht durchweg eingesetzt, zugunsten der Persönlichkeits-formenden Note der Breakfast-Club-Einheit, bleiben (im Sinne ihrer anarchischen Schönheit) dank der dennoch stets luftigen Inszenierung im Geiste erhalten.

Review: THE BREAKFAST CLUB – Nachsitzen für Gewinner

Fünf Fremde, die zu Freunden werden?

Und das, obwohl er sie in eine wahrlich ätzende Situation, 8-Stunden-langes Nachsitzen am Samstag, versetzt - bei der jeder Einzelne den erzwungenen Sitznachbar nur vom Hören-Sagen oder, besser gesagt, von deren designiertem Gruppen-Status kennt. Der wie ein Gefängniswärter beaufsichtigende Lehrer Vernon (sauber besetzt mit dem Arschloch-Cop aus 'STIRB LANGSAM', Paul Gleason, R.I.P.) hat ja auch nur Augen für die kategorisierende Oberfläche, bleibt gnadenlos und verlangt von unseren wiedererkennbaren Schülertypen Essays darüber, für wen sie sich denn halten - etwas Anderes, als die Bestätigung der Rollenerwartungen dieser 'Versager', erwartet er sicher nicht (ihre Eltern drängen mental sogar darauf). Mit dem Don't-Care-Störenfried John Bender (Judd Nelson) inmitten seiner Schutzbeauftragten hat er aber sodann einen Provokateur an der Hand, der auch die zunächst gereizte und natürlich auch konträre Aufmerksamkeit & Dialogbereitschaft der Mitgefangenen (u.a. Emilio Estevez, Molly Ringwald) auslöst. Die einzelnen Parteien können da anfangs auch nur mit ihrer oberflächlichen Auffassung des Anderen argumentieren, legen aber im Clinch mit den Vorurteilen des Gegenüber geheime, individuelle Seiten offen, um sich selbst als Person behaupten zu können. Einfach ist das für sie weiß Gott nicht - doch es entwickeln sich ebenso Ansätze zur Freundschaft, der Erkennung der gemeinsamen Ungewissheit wegen.

Darin schlummern nun mal ausnahmslos wahre Persönlichkeiten, die im Drang nach dem eigenen geistigen Ausdruck nicht anders können, als aus der Spießigkeit ausbrechen zu wollen, Ärger und Radau zu machen. Da holt Hughes - in seiner Funktion wohl der verständnisvollste Autorenfilmer seiner Zunft und Zeit, was die jugendliche Mentalität betrifft - unfassbar viel Potenzial heraus, schöpft kräftig-bittere Geständnisse und neuformende Ideale an den Tag; belohnt sein herzlich-authentisches Ensemble sowie den Zuschauer mit einer proklamierenden Coming-of-Age-Katharsis, die lieben lässt, den Stinkefinger ausstreckt und mit stolzer Brust verkündet 'Don't you forget about me'.

9 von 10 ausgetauschten Ohrringen

vom Witte

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