Review: THE ANGRIEST MAN IN BROOKLYN – Robin Williams geht 90 Minuten auf Abschiedstour

Review: THE ANGRIEST MAN IN BROOKLYN – Robin Williams geht 90 Minuten auf Abschiedstour
Fakten:
The Angriest Man in Brooklyn
USA. 2014. Regie: Phil Alden Robinson. Buch: Daniel Taplitz, Assi Dayan. Mit: Robin Williams, Mila Kunis, Peter Dinklage, Melissa Leo, Hamish Linklater, Richard Kind, James Earl Jones u.a. Länge: 84 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Ab 12. Dezember 2014 auf DVD und Blu-Ray erhältlich.
Story:
Während Anwalt Henry Altman (Robin Williams), ein cholerisches Arschloch, in seinem Auto mitten auf einer Kreuzung von einem Taxi gerammt wird, hat auch die junge Ärztin Sharon Gill (Mila Kunis) einen Tag zum vergessen. Nicht nur, dass sie von der deprimierenden Realität im Arztberuf eingeholt wurde, auch ihre Katze wurde zur Kamikatze und stürzte sich aus dem Fenster in den Tod. Das war zu viel für sie und als Altman vor ihr in der Praxis stand und sie auch noch beschimpfte, gab sie ihm mit seinem Aneurysma einfach die Prognose, er habe nur noch 90 Minuten zu leben. Schockiert von dieser Nachricht setzt bei Altman ein Sinneswandel ein und er stürzt sich Hals über Kopf durch New York, um in dieser Zeit seine wieder gut zu machen, während Dr. Gill ihren Patienten unbedingt wieder finden will.


Meinung:
Zugegeben, wer glaubt schon diese abstruse Ausgangssituation. Noch 90 Minuten zu leben, ja klar. Aber interessant ist es schon. Es ist interessant zu sehen, wie ein Mensch darauf reagieren könnte, wenn er mit seinem eigenen, baldigen Tod konfrontiert wird. Wie dieser Mann versucht, wieder ins Reine mit sich und der Welt zu kommen. Und es ist interessant, wie eine junge Frau verzweifelt versucht, ihre eigenen Fehler wieder glatt zu bügeln, ein Fehler, wie er jedem mal vorkommen kann und wie er nur menschlich ist, der aber dennoch schlimme Folgen haben könnte. Interessant ist auch, wie sehr ein Trailer mal wieder täuschen kann. Was wie eine typische Komödie erschien, ist in Wirklichkeit vor allem ein Drama, in dem ein Mann sich, erzwungenermaßen, mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt. Er überdenkt sein Leben, will mit seiner Familie wieder ins Reine kommen und die bisherigen Schicksalsschläge verarbeiten. Natürlich ist auch Humor mit von der Partie, sonst wäre es wohl kein Robin Williams-Film, aber der kommt hier eher nebenbei und nicht so brachial, wie man es besonders aus den letzten Jahren kannte.

Review: THE ANGRIEST MAN IN BROOKLYN – Robin Williams geht 90 Minuten auf Abschiedstour

Dr. Gill gibt Altman die Schock-Prognose: Noch 90 Minuten

Robin Williams zeigt in seinem letzten Film, der zu seinen Lebzeiten erschienen ist, dass er ein außerordentlich guter Schauspieler war. Zwar konnte er hier nicht mehr an seine ganz große Zeit in den 80er und 90er-Jahren anknüpfen, aber in seinen guten Minuten spitzt dieses Talent noch immer durch. Besonders schön ist der plötzliche Wechsel zwischen traurigem, gebrochenen Mann und streitsüchtigem Unsympathen anzusehen, der dieses Talent besonders gut zur Geltung bringt. Mila Kunis wirkt sehr sympathisch in diesem Film und zeigt auch einmal mehr ihr komödiantisches Talent, genauso wie Peter Dinklage als Henrys Bruder und Melissa Leo als Henrys Ehefrau. In Rückblenden bekommen wir immer mehr die Geschichte von Henry Altman geliefert, was er zu verarbeiten hat, was ihn bedrückt und warum er so geworden ist, wie er ist. Dazu geben Williams und Kunis als Off-Erzähler wichtige Hintergrundinformationen, die zum tieferen Verständnis für die Figuren beitragen. Die Tiefe ist es aber auch, die generell diesem Film ein wenig fehlt. Die Thematik um Leben und Sterben kratzt maximal an der Oberfläche und setzt sich auch nur auf diesem Level damit auseinander.

Zwar ist „The Angriest Man in Brooklyn“ zwölf Jahre nach Phil Alden Robinsons letztem Film erneut nicht der große Wurf geworden, der er vielleicht hätte werden können, aber er ist eine tragisch-schöne Geschichte, die einen zu Tränen rühren kann. Gerade, wenn man die Geschichte um Williams und seinen Tod kennt. In einer der zentralen und emotionalsten Szenen des Films wird man, zumindest wenn man ein wenig Sympathien für Mr. Williams hegt, die Tränen kaum noch unterdrücken können. Und man wünscht sich, er hätte auch im echten Leben eine Mila Kunis gehabt.

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