Nachdem sich der Start mehrfach verzögert hatte, feierte Terra Nova im September 2011 beim US-Sender Fox seine Premiere. Die Erwartungen des Publikums waren hoch, denn kein Geringerer als Steven Spielberg war der Kopf des Produzententeams hinter dieser SF-Serie, die durchaus als Prestigeprojekt des Networks gewertet wurde. Leider wurden nicht mehr als die 13 Folgen der ersten Staffel produziert, die am 12. Oktober 2012 auf 4 DVDs von Twenty Century Fox Home Entertainment veröffentlicht werden.
Im Mittelpunkt der Handlung steht die Familie Shannon, bestehend aus Vater Jim Shannon (gespielt von Jason O'Mara), seiner Frau Elisabeth (Shelley Conn) und den drei gemeinsamen Kindern Josh, Maddy und Zoe, die mit der zehnten Siedlerwelle nach Terra Nova gelangt. Dort führt Commander Nathaniel Taylor (Stephen Lang) das Kommando und verspricht allen Neuankömmlingen die Chance auf einen Neuanfang in Frieden und Gerechtigkeit. Doch bald entdecken auch die Shannons, dass die gesunde, lebendige Welt, nicht so idyllisch ist wie es zunächst scheint. Die Umgebung von Terra Nova wimmelt nur so vor Gefahren - und es sind nicht nur Menschen fressende Dinosaurier. Nicht jeder der Beteiligten ist der gleichen Auffassung, wie man die Menschheit am besten retten kann, und tatsächlich gibt es Personen, die ihre Kräfte darauf bereits wieder auf das Ziel konzentrieren, auch diese neue Welt aus Profitgründen auszubeuten.
In puncto Cast, Ausstattung und Special Effects macht Terra Nova ordentlich was her. O'Mara, Conn und Lang überzeugen in den Hauptrollen, wie auch Christine Adams als Antagonistin Mira, die Nathaniel Taylor in allen Belangen absolut ebenbürtig ist, eine gute Figur macht. Die Dinos sind für eine TV-Produktion sehr gut animiert und den Sets sieht man deutlich an, dass die Serie mit einem großen Budget produziert wurde. Zudem erlaubt die Natur von Hawaii, wo Terra Nova gedreht wurde, einige wirklich schöne Landschaftsaufnahmen. Inhaltlich braucht Terra Nova etwas Anlauf, denn auf den ansprechenden Piloten folgen einige Episoden mit Standardplots, in denen die Kolonie von einer fliegenden Reptilienrasse bedroht wird, einige Protagonisten einen Gedächtnisverlust erleiden, oder Jim Shannon einen Mordfall aufklären muss.
Sind diese erst einmal absolviert, nimmt die Serie inhaltlich deutlich Fahrt auf und verfolgt einen spannenden roten Faden, der seinen Höhepunkt im finalen Zweiteiler findet und dabei auch die Brücke zurück zum Anfang schlägt. Den Kampf um Terra Nova kann man dabei durchaus als Metapher für das Ringen um den Schutz jedes der noch vorhandenen Naturparadiese unserer Welt vor der Ausbeutung durch gewinnsüchtige Industrielle verstehen. Gleichzeitig scheint aber auch der immer noch in der amerikanischen Gesellschaft tief verwurzelte Frontier-Geist immer wieder durch, wenn in der Serie zu einer moralischen Wende aufgefordert wird. Ohne die Abkehr von alten Gewohnheiten und Verhaltensweisen, so macht es Commander Taylor gleich zu Beginn klar, ist ein Neustart in der alten Welt nicht möglich. Zum Glück für die Kolonisten schließt diese Wende den Verzicht auf komfortable Wohnanlagen, fortschrittliche Medizin, jede Menge Computer High-Tech und Geländefahrzeuge nicht mit ein, denn diese hat man kurzerhand in die neue Heimat exportiert. Da hatten es die ersten europäischen Siedler in Nordamerika seinerzeit deutlich schwerer.
Trotz des zweifelsohne vorhandenen Subtexts will Terra Nova aber in erster Linie unterhalten und schafft dies unterm Strich wirklich gut, denn richtig schlechte Folgen gibt es keine.Eher Action-bezogene Episoden wechseln sich mit anderen ab, in denen primär die Figuren weiterentwickelt werden, was für einen ausgeglichenen Mix sorgt. Das einzige tatsächliche Manko der Serie besteht in der Art, wie in ihr die Teenager und jungen Erwachsenen charakterisiert werden. Hier haben die Autoren leider übermäßig tief in die Klischee-Kiste gegriffen, nur um wieder einmal die gleichen Stereotypen zutage zu fördern. Schon im Pilotfilm müssen die Erwachsenen zur Hilfe eilen, weil sich eine Gruppe Jugendlicher aus Dummheit selbst in Gefahr gebracht hat und auch im Verlauf der weiteren Folgen ist es nicht zuletzt der Nachwuchs, der für manche Krise in der Kolonie verantwortlich ist. Wer bislang schon Vorurteile gegen Kinder oder Heranwachsene in SF-Serien hatte, wird sich durch Terra Nova bestätigt fühlen.
Das 4-Disc-Set enthält alle 13 Episoden der Serie plus zahlreiche Extras, die einen spannenden Blick hinter die Kulissen gewähren. Das Bonusmaterial umfasst entfallene Szenen, das Regietagebuch Die Entstehung der Pilotfolge, die Featurettes Den Geheimnissen auf der Spur und Kreidezeit: die Dinosaurier in Terra Nova, einen Audiokommentar und ein Gag Reel. Der Abschluss-Zweiteiler steht zudem in zwei Varianten zur Verfügung, denn man kann ihn sich in der TV-Version und/oder in der erweiterten Version ansehen.
Rückblickend ist es schade, dass Terra Nova kein längeres Leben beschert war, denn die Serie ist nicht nur "eine Mischung aus Jurassic Park und Unsere kleine Farm", wie sie in einem deutschen Nachrichtenmagazin einmal bezeichnet wurde. Die Dinos machen sicherlich einen Teil des Reizes von Terra Nova aus, doch die Serie bietet auch gerade dann kurzweilige und spannende Unterhaltung, getragen von interessanten Charakteren und garniert mit einer ordentlichen Portion Action, wenn nicht die Reptilien sondern die Menschen im Mittelpunkt der Handlung stehen.
Terra Nova - Die komplette Serie kommt am 12. Oktober 2012 auf DVD in die Läden.
Alle Fotos: Copyright Twenty Century Fox Home Entertainment