Review: TAXI TEHERAN - Nächster Halt: Wahrheit

Review: TAXI TEHERAN - Nächster Halt: Wahrheit
Fakten:
Taxi Teheran(Taxi)
Iran. 2014. Regie und Buch: Jafar Panahi. Mit: Jafar Panahi u.a. Länge: 88 Minuten. FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung. Im Kino.

Story:
Ein Taxi fährt durch die lebhaften Straßen Teherans. Die wechselnden Fahrgäste erzählen freimütig, was sie umtreibt: Ein Raubkopierer vertickt die neueste Staffel von „The Walking Dead“ und Filme von Woody Allen, zwei alte Frauen wollen Goldfische in einer offenen Glaskugel transportieren und ein vorlautes kleines Mädchen erklärt seinen Anspruch auf Frappuccino.


Meinung:
Der Zensur im Taxi entgehen, ist mal eine gewitzte wie traurige Maßnahme; vor allem, wenn das, was aus der Projektion der Leinwand verbannt werden soll, schlicht der Lage des Alltags entspricht. Dass selbst derartiger Stoff als gefährlich eingestuft wird, ist im Gesellschaftsbild zum Iran vielleicht (leider) nicht ganz so überraschend; umso überraschender allerdings, dass Regisseur Jafar Panahi dennoch in eher leichtlebiger Tour unterwegs ist und seinen Mitmenschen zuhört, sie respektvoll beobachtet und sich mit ihnen unterhält, hilft und als vermeintlicher Taxifahrer keinen Cent verlangt. Ehrlichkeit ist schon Lohn genug, obwohl hier natürlich eine inszenierte Dokumentation abläuft und diese ihre politische Dimension recht eindeutig preisgibt.

Review: TAXI TEHERAN - Nächster Halt: Wahrheit

Ein freundlicher Regisseur, aber ein mieser Taxifahrer: Jafar Panahi

Gar nicht mal bemüht gelingt jedoch die Einarbeitung davon in den zwischenmenschlichen Smalltalk, der neben dem Traditionellen und Trivialen vor allem darauf hinausläuft, wie es um die Ideologie zum Behandeln von Verbrechen steht. Hinrichtung, Vergebung, Genugtuung, Gerechtigkeit...schwierige Themen, anhand derer keine Lösung gefunden wird, da der Umgang damit offiziell schlicht nicht existieren darf. Dass Panahis Nichte zum Beispiel die Motivation zum Diebstahl nicht versteht bzw. warum die Läuterung nicht auf schnellem Fuß passiert, wie es ihr beigebracht wurde, ist in dem Alter verständlich, doch wenn es nach dem Reglement ihrer Lehrerin zum schulischen Filmprojekt geht, sollten selbst Erwachsene die Augen vor dem Hintergrund solch wahren Lebens schließen. Also hilft eben nur ein geheimes und doch gar nicht so geheimes Auge - die versteckte Kamera mit Blick zum sozialen Querschnitt.

Deshalb tritt Panahi auch selbst entgegen seiner momentanen Funktion ganz offen als Filmemacher auf, wenn man ihn erkennt; gibt sodann dem fragenden wie in der Zensur verlorenen Nachwuchs Tipps. Als fehlerfreier Guru stilisiert er sich aber noch lange nicht, wie er auch als Taxifahrer von Anfang an nicht immer weiß, wohin es geht - nicht nur ein Goldfisch muss da auch mal im unbeholfenen Bremsen seinerseits zwangsläufig umdisponiert werden. Panahi versucht es immerhin, wenn er denn schon Berufsverbot im eigenen Land hat. Freiheit ist eben jeden Preis wert in diesem einfachen wie essenziellen Kino der schlichten Güte voll zwanghaft gezügelter Sehnsucht.

7 von 10 raubkopierten Walking-Dead-Staffeln

vom Witte

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