Review: TANZ DER TEUFEL - Das Böse aus den Wäldern

Erstellt am 11. Mai 2013 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln
  

 
Fakten:
Tanz der Teufel (The Evil Dead)
USA, 1981. Regie & Buch: Sam Raimi. Mit: Bruce Campbell, Ellen Sandweiss, Richard DeManicor, Betsy Baker, Theresa Tilly, Philip A. Gillis, Dorothy Tapert, Cheryl Guttridge, Barbara Carey u.a. Länge: 82 Minuten. FSK: keine Freigabe. Auf DVD erhältlich.
Story:
Eine Hand voll junger Leute wollen einige entspannte Tage in einer Waldhütte verbringen. Daraus wird nichts. Im Keller der Hütte finden sie das Necronomicon, das Buch der Toten, und ein Tonbandgerät. Als sie es abspielen erklingt eine uralte Beschwörungsformel, und das Böse erwacht in den Wäldern.


                                                             

Meinung:
Dort draußen, in den dunklen, Nebelschwaden durchzogenen Wäldern, lauert das pure Böse. Körperlos, unsichtbar, nicht greif-und vernichtbar. Aber es ist da, wurde erweckt und nun sind sie alle dem Tode geweiht.
Sam Raimi, heute ein Blockbusterregisseur für die 100-Millionen-Dollar-and-beyond-Filme, fing mal ganz klein an und sollte sich lieber wieder daran erinnern. Das sich ein Regisseur aus seiner Low-Budget-Genre-Niesche irgendwann befreien will, ist sicherlich verständlich, Raimi hatte das auch schon seit den 90ern geschafft, aber in diesem Jahrtausend hat er eindeutig an Guthaben verloren. Nicht finanziell, dafür an dem, was seine Filme lange ausgemacht haben: Herzblut.

 

Sperrt die Alte in den Keller

Und bei Gott (auch wenn der hier mal für 82 Minuten Pause hat): "Tanz der Teufel" strotzt nur so davon. Was Raimi hier mit (aus heutiger Sicht besonders, aber schon damals) einem lächerlichen Budget auf die Beine stellt, das sich heute jede XY-Nebendarsteller-Knallcharge vor dem Frühstück durch die Nase zieht, ist außergewöhnlich. Die begrenzten Mittel von Raimi nutzen ihm eher, als das sie ihm schaden. Mehr Schatten als Licht, unheilvoller Nebel begleiten und verfolgen uns durch den ganzen Film, Terror und Bedrohung sind allgegenwärtig, dieser konstant pfeifende Wind scheint das Böse mit sich zu tragen. Atmosphärisch kaum zu toppen, schnürt die Ur-Tanz-Schule ein grauenhaftes Paket aus Beklemmung, deftigem Splatter und liebevoll-abartigen Einfällen. Der schmale Geldbeutel ist jederzeit ersichtlich, aber wie Raimi das aufzufangen weiß, spricht für ihn. 

Ash geht es an den Kragen

Ein Film wie "Tanz der Teufel" würde heute normalerweise nach "damals cool, heute Trash" schreien, doch weit gefehlt. Das blanke Entsetzen ist nach wie vor spürbar, Angst ist Raimis größter Trumpf, die Stimmung killt jeden Lacher, der dem CGI-Publikum eventuell auf der Zunge kitzeln dürfte. "Tanz der Teufel" ist immer noch der cineastische Kinderschreck, ein Albtraumgarant, der so roh, radikal und punktgenau ins Schwarze trifft, wie kaum ein zweiter Klassiker des Low-Budget-Horror-Kinos der frühen 80er oder auch späten 70er (im Keller der "Cabin in the Woods" finden sich auch die Überreste eines "The Hills Have Eyes" Posters, nette Anspielung).
Natürlich stößt der Film, speziell im Finale, an seine Effekt/Budget-Grenze, was ihn aber nicht daran hindert, gnadenlos auf's Ganze zu gehen. Doch schon lange vor diesem Punkt ist alles schon Legende. So wüst und zügellos, gleichzeitig brachial, abscheulich und schauderhaft, waren vorher und nachher nur ganz wenige Filme. Raimi ist ein kleines Meisterwerk gelungen, das alles auffährt und gleichzeitig multipliziert, was es eigentlich gar nicht bieten könnte. Wie aus fast nichts ein Meilenstein enstehen kann, das ist der Beweiß. Raimi und Bruce Campbell wurden zu Ikonen, nur ist Bruce sich seinem Image (wohl auch mangels Alternativen) treu geblieben. Dafür hat er halt Kacheln statt Marmor am Boden des Pools, aber darin schwimmt es sich bestimmt auch nicht schlecht.
8,5 von 10 notgeilen Bäumen