REVIEW | Suicide Squad

 
DC baut in Kooperation mit Warner weiter ihr hauseigenes Cinematic Universe aus. Nach Batman und Superman – und natürlich Wonder Woman sowie einer Email in „Batman v Superman“, die uns den blitzschnellen Flash, den wasserfesten Aquaman und den technikaffinen Cyborg zeigten, sind nun die bösen Buben an der Reihe. Die „Suicide Squad“ versammelt unter der Regie von David Ayer („End of Watch“, „Herz aus Stahl“) eine Cast bestehend aus Will Smith, Margot Robbie, Jared Leto, Viola Davis, Jai Courtney, Joel Kinnaman, Cara Delevingne und vielen mehr – weil es bei DC eben heißt: Quantität vor Qualität.

Die Regierungsbeauftragte Amanda Waller (Davis) stellt die Task Force X zusammen, eine Gruppe von Schurken, die Aufträge ausführen sollen, bei denen ruhig auch mal der eine oder andere draufgehen darf. Und sollte ein Auftrag nicht gelingen, wird die Schuld einfach auf diese Individuen geschoben, während die Regierung fein raus ist. Waller holt sich den Scharfschützen Deadshot (Smith), Jokers durchgeknallte Ex-Psychiaterin Harley Quinn (Robbie), den schlichten Australier Captain Boomerang (Courtney), den schuppig-gigantischen Killer Croc (Adewale Akinnuoye-Agbaje), den feurigen Pazifisten El Diablo (Jay Hernandez), die mysteriöse Hexe Enchantress (Delevingne), sowie den Aufpasser und US Soldaten Rick Flagg (Kinnaman) und seinen Begleitschutz Katana (Karen Fukuhara). Während die Suicide Squad ihren ersten Auftrag ausführt, kommt der Joker seine Freundin holen und verkompliziert die Dinge ein wenig.

Kompliziert scheint auch die Beziehung der DC Filme zu seinen Fans. Sowohl „Batman v Superman“ als nun auch die „Suicide Squad“ haben bereits vor ihrem Release mehr Aufmerksamkeit durch Hate-Schlagzeilen bekommen, als dass man mit all der Love auf sie blickt, die Marvel mit jeder neuen Veröffentlichung bekommt. Hat man „Suicide Squad“ dann gesehen, weiß man immerhin, auf welche Fehlerteufel sich die Troll-Geier des Internets stürzen, versteht aber nicht, weshalb sie es so enthusiastisch ausleben. Denn im Kern ist „der neue DC“ allemal besser als „Batman v Superman“ und weist das DC Cinematic Universe in eine richtige Richtung.

Die Probleme werden in aller erster Linie beim Schnitt deutlich. Die Kontinuität wird im 10-Minuten-Takt gebrochen. Eine Figur erfährt eine Information, nur um sie eine Szene später wieder „vergessen“ zu haben. Das Team sieht den Big Bad, nur um sich in der nächsten Szene über den Big Bad zu wundern, wenn er hervorkommt um sich mit der Task Force X anzulegen. Vielleicht mag es daran liegen, dass das Studio die Jungs und Mädels in das Projekt geholt hat, die auch die Trailer zum Film geschnitten haben, weil die ja ach so gut beim Publikum angekommen sind. Liebes Warner-Studio, dies muss einmal gesagt werden: Vertraut denen, die ihr Handwerk gelernt haben. Ein Regisseur soll den Film inszenieren, ein Cutter den Film schneiden, die Trailer-Maker (ja, sie heißen wirklich so), sollen die Trailer schneiden, nicht aber den Film – zumal Trailer in der letzten Zeit gänzlich andere Filme verkaufen und man sich hiermit nicht gerade schmücken sollte.

Ansonsten hat die „Suicide Squad“ allerdings einen guten Ton für das DC Cinematic Universe gefunden, der sowohl dem Marvel-Ton ähnelt, als sich auch von ihm unterscheidet, womit das Studio gut auf einer Welle mitschwimmen kann, zugleich aber auch nicht übermäßiger Nachahmung bezichtigt werden darf. „Suicide Squad“ ist erneut eher düster gehalten – was bei „Batman v Superman“ zu Unrecht angeprangert wurde – hält aber auch eine Reihe von amüsanten und aufheiternden Momenten parat um die Geschichte aufzulockern und nicht allzu depressiv erscheinen zu lassen. Auch hier wird allerdings manches Mal allzu deutlich, dass Witze im Nachhinein eingebessert wurden, da manche One-Liner out-of-context wirken. Hierüber kann mal dann aber hinweg sehen, da sie mehr Spaß machen als irritierend-störend wirken würden.

Was dem Film darüber hinaus gelingt, ist es, die breite Masse an Nicht-Comic-Lesern und Animated Show-Kennern die Figur der Harley Quinn großartig vorzustellen. Margot Robbie ist eine wunderbare Impersonifizierung – totally crazy, aber liebenswert und funny dabei – der Joker-Freundin. Immer wenn der Joker und Harley front-and-center sind, gewinnt die Story an Tiefe und man wünscht sich die Comic-Story „Mad Love“ als Live-Action Verfilmung mit Jared Leto und Margot Robbie, ganz ohne Ablenkung durch zahlreiche andere Charaktere. Hier sehen wir wieder das DC-Problem: Quantität und hierdurch ein großes Strukturproblem, weil man viel zu viel auf einmal möchte.

Dazu gehört auch, dass der Film nicht nur mit der „Suicide Squad“ und der Joker/Harley Backstory jongliert, sondern oben drauf auch noch Amanda Waller plus einen Big Bad mehr packt. Da muss ja ein Ball irgendwo zu Boden fallen, wenn es noch an Cinematic Universe-Jonglier-Erfahrung hapert. Der Big Bad in „Suicide Squad“ bleibt belanglos, sieht aber cool aus. Außerdem bekommen wir, auf was man seit dem ersten „Avengers“-Film aus dem Hause Marvel gewartet hat: ein Kampf, in dem ein Überschurke ein ganzes Team von „Helden“ unter Kontrolle halten kann, im Alleingang gegen diese Gruppe antritt. Natürlich gibt es auch in diesem Film die Masse an Schlachtopfern, damit die Squad ein wenig herumballern darf, aber eben auch diesen Kampf „Einer gegen Alle“, der uns vor lauter Aliens und Robotern bisher im Marvel Cinematic Universe verwehrt geblieben ist.

Da David Ayer die Vorgabe erfüllen musste, das Drehbuch in nur sechs Wochen zu schreiben, hoffen wir einfach, dass für zukünftige Filme im DCU mehr Zeit veranschlagt worden ist. Es geht nicht nur um den Visual Style, sondern eben auch ums Storytelling. Mehr davon, bitte. Aber man kann seinen Spaß mit der „Suicide Squad“ haben, es ist ein großer Schritt in die richtige Richtung für ein zukünftiges, ordentliches Cinematic Universe.

Daumen hoch.


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