Review: STRAIGHT OUTTA COMPTON – Vom Ghetto in die Charts


Review: STRAIGHT OUTTA COMPTON – Vom Ghetto in die Charts
Fakten:
Straight Outta Compton
USA. 2015. Regie: F. Gary Gray.
Buch: Alan Wenkins, Andrea Berloff, S. Leigh Savidge, Jonathan Herman. Mit: O'Shea Jackson Jr., Corey Hawkins, Jason Mitchell, Neil Brown Jr., Aldis Hodge, Carra Patterson, Alexandra Shipp, Paul Giamatti, Elena Goode, Keith Powers, Joshua Brockington, Sheldon A. Smith, Cleavon McClendon, Aeriél Miranda, Lisa Renee Pitts, Angela Elayne Gibbs u.a. Länge: 147 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.
Story:
Mitte der 80er Jahre ist Compton, gelegen am Stadtrand von L.A., einer der gefährlichsten Orte der USA. Die Hauptstadt der Gangs mit der höchsten Kriminalitätsrate des Landes prägt fünf junge Männer nachhaltig. Sie beginnen, ihre bitteren Erfahrungen in radikal ehrlicher Musik zu verarbeiten. In ihren Texten rebellieren sie gegen den brutalen Alltag, die Polizeiwillkür und ihre scheinbar aussichtslose Lage. Mit dem Album Straight Outta Compton geben N.W.A. (Niggaz Wit Attitudes) einer unterdrückten Generation eine explosive Stimme und einen neuen Sound, die das Land und die gesamte Musikindustrie bis heute nachhaltig aufmischen.


Meinung:
Ihre Songs lassen sich heute wunderbar als grimmige Zeitkapseln rezipieren: Vielleicht nicht das, was man gemeinhin als komplex bezeichnen würde, aber mit entsprechender Wut im Bauch auf jene Missstände aufmerksam machen, die die Hip-Hop-Combo N.W.A. in ihren aktiven Jahren wirklich bewegt hat. Wer sich etwas mit der Geschichte des Gangsta-Rap vertraut gemacht hat, der kommt um die Niggaz Wit Attitudes und ihren famosen Aufstieg natürlich nicht herum; und den perfekten Filmstoff hat das Leben natürlich auch schon parat gelegt: Eine Handvoll Ghettokids spielt sich an die Spitze, drückt der Szene nachhaltig ihren markanten Stempel auf, muss dann aber auch im Erfolgstaumel erkennen, dass der Kapitalismus nicht vor der in Compton gegründeten Loyalität untereinander haltmacht. Und als Zeitporträt, das nicht nur „der gefährlichsten Band der Welt“ detailliert Aufmerksamkeit zukommen lassen möchte, sondern auch das lokale Lebensgefühl im suburbanen Gegenentwurf zum Westküstensehnsuchtsort thematisiert, darf man „Straight Outta Compton“ als durchaus authentisch werten. Dass F. Gary Grays Biopic allerdings einem ungemein konventionellen Narrativ unterlegen ist, macht dann auch schnell die üblichen Genre-Mankos sichtbar: Egal, wie stark sich Dr. Dre und Ice Cube im Hintergrund der Produktion auch dafür eingesetzt haben mögen, dass die Geschichte von N.W.A. hier akkurat rekonstruiert wird, als Zuschauer findet man emotional keine Ankerstellen, weil sich alles aus einem Topoi speist, der Filmbiografien schon seit drei Ewigkeiten so öde und uninspiriert macht: Nur verbürgtes Nacherzählen, anstatt ein eigendynamisches Erfahrbarmachen.
5 von 10 erschütternden Diagnosen

von souli

Review: STRAIGHT OUTTA COMPTON – Vom Ghetto in die Charts
Meinung:
Natürlich handelt es sich bei „Straight Outta Compton“ um ein Baby von den Geldmagneten Dr. Dre und Ice Cube, die sich selbst und dem verstorbenen Eazy-E ein Denkmal setzen wollen. Einen triftigen Grund für die Verfilmung gibt es nicht wirklich, aber der Erfolg scheint den Köpfen hinter dem Werk Recht zu geben. Aber dennoch muss man irgendwie abwägen, ob der Film wirklich so toll ist, wie alle Welt zu behaupten scheint. Folgt man dem Geschehen etwas anteilnahmelos, mag man sicher dazu neigen, den Film abzunicken und durchzuwinken. Schließlich sieht das alles top aus, stört nie das Auge und folgt schematisch den altbekannten Wegen und Pfaden der „Rise-and-Fall“-Lehre. Setzt man sich jedoch etwas näher mit dem Film auseinander, fallen mehrere Sachen auf. Erstens existieren nur noch Erinnerungen an Dre, Cube und Eazy-E, aber NWA hatte fünf Mitglieder, die hier komplett rechts und links liegen gelassen werden. Wirtschaftliches Kalkül natürlich. Wie das bei der Langfassung des Films ist, lässt sich nur spekulieren. Das hinterlässt durchaus einen faden Beigeschmack nach der Sichtung, fällt aber während der Vorstellung nicht weiter auf. Was da jedoch auffällt, ist die Tatsache, dass der Film es reihenweise verpasst, die mitunter politischen Aussagen der Hip-Hop-Formation ernst zunehmen und in den Film zu integrieren. Der Rassismus wird hier beinahe wie ein Relikt aus den 80ern dargestellt, als das rot-blaue Licht der Polizeiautos immer wieder die Nacht der Nachbarschaft erleuchtete. Am Ende ist aber alles gut, weil man weiß, dass der Beat-Doktor noch den ein oder anderen Star formen wird. Ermüdend ist der Film selten, wirklich unter den Durchschnitt rutscht er wie andere Vertreter des Rap-Biopics zu keiner Zeit, aber überraschen tut er nicht und man muss doch deutlich sagen, dass er thematisch und inhaltlich weit hinter seinen Möglichkeiten bleibt.
5,5 von 10 fetten Beats

von Smooli


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