Review: STARSHIP TROOPERS - Im Kampf gegen ultraböse Killerkäfer

Review: STARSHIP TROOPERS - Im Kampf gegen ultraböse Killerkäfer
Fakten:
Starship Troopers
USA. 1997. Regie: Paul Verhoeven. Buch: Edward Neumeier, Robert A. Heinlein (Vorlage). Mit: Casper Van Dien, Dina Meyer, Denise Richards, Jake Busey, Clancy Brown, Michael Ironside, Patrick Muldoon, Seth Gilliam, Neil Patrick Harris, Amy Smart, Rue McClanahan, Marshall Bell, Eric Bruskotter, Matt Levin, Blake Lindsley, Anthony Ruivivar, Robert DavidHall, Drenda Strong, Dean Norris u.a. Länge: 127 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren (gekürzte Fassung), ungekürzte Fassung ist indiziert. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
In der Zukunft befindet sich die Menschheit im Krieg mit einer intergalaktischen Rasse, den sogenannten Bugs, die von ihrem Heimatplaneten Asteroiden auf die Erde schießen. Die Menschen versuchen mittels mächtiger, militärischer Streitkräfte den Feind zu besiegen. Rekrut Johnny Rico, gerade frisch von der High School, tritt seinen Dienst in der Infanterie an und erlebt militärische Autorität, härtesten Drill und wird zum Kriegsheld.


Meinung:
Oh, was musste Regisseur Paul Verhoeven zum einstigen Kinostart seines inzwischen – in kompetenten Kreis – als Klassiker geltenden »Starship Troopers« Schelte beziehen. An den Kassen konnte sein 100 Millionen Dollar fressendes Werk nicht den erhofften Boom auslösen und die Kritiker aus aller Welt rannten dem niederländischen Filmemacher mit Phrasen wie »Zynismus in Persona« und »Lancieren von faschistoider Essenz« die gutsituierte Bude ein. Der Holländer hat die harsche wie vermessene Kritik aber mal wieder gelassen genommen und mit eine smarten Grinsen in der Kategorie »Irgendwann wird es auch euch wie Schuppen von den Augen fallen« positioniert. Warum »Starship Troopers« auf derartigen Gegenwind stoßen musste, lässt sich Anhand der Einstellung des amerikanischen Volkes mit Leichtigkeit erklären: Der obligatorische Abwehrmechanismen auf nationaler Ebene, der genau die reflektierte Auseinandersetzung mit dem Konsumierten verweigert. Welch engstirnige Geisteshaltung; Ausnahmen bestätigen die Regel.

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Johnny Rico bekommt es auch mit Big Bugs zu tun

Warum der Bezug nun direkt auf Amerika genommen wurde und andere Kritiken aus aller Herren Länder nun nicht unbedingt mit einbezogen werden, lässt sich dadurch erklären, dass Paul Verhoeven mit »Starship Troopers« ohne Rücksicht die amerikanischen Ansichten in der Kriegsführung durch satirische Überzeichnung anprangerte. Natürlich will man eine solch bloßstellende Darstellung der eigenen Lage nicht einsehen/annehmen und sich ausgerechnet in einer dystopischen Farce auf der großen Leinwand wiedererkennen. Der Beißreflex hat seinem Namen daraufhin mal wieder alle Ehre gemacht und verhakte in der faschistoiden Symbolik, die ohne Wenn und Aber vorhanden hat, jedoch nicht als repräsentierter Effekt der Täuschung dienen soll. Paul Verhoeven hat sich in der Pre-Production durch die Propagandageschichte Deutschlands gewälzt und die Statussymbole wie die nationalsozialistische Ordnung einfach in seine konzeptionelle Ausrichtung codiert, um sie daraufhin von der Schablone zum neuen Skopus zu fungieren.

Man muss sich »Starship Troopers« also von Anfang bis Ende wie eine vollkommen überspitze Karikatur vorstellen, der jeder greifbare Rahmen entrissen wird, in der alles vollkommen überdreht scheint, vollkommen neben der Spur – Und doch trifft das Gezeigte ins Schwarze. In Verhoevens Zukunftsbild sind wir in einer Zeit angekommen, in der per se absolute Gleichheit unter den Menschen herrscht und nur noch zwischen Soldaten und Zivilisten unterschieden wird. Den Zivilisten wird da natürlich die niederere Rolle zugesprochen, obgleich es ihnen nicht schlecht geht, ist es die größte Ehre in den Militärdienst zu treten, schließlich muss man sich in diesen Tagen keine Gedanken mehr um den Klimawandel, um die Ozonschicht oder sonstige Dinge machen. Wir sind quasi in einer Epoche angekommen, in der es nur gute Menschen gibt; eine Welt, die in ihrem eigenen, 100% emanzipierten Wohlstand badet und die seltenen Ausreißender im Schnellverfahren exekutiert – Wer nicht hört, muss fühlen.

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Nein, er (Neil Patrick Harris) sagt jetzt nicht "legendary"

So unnahbar wie die Welt, in der sich »Starship Troopers« aufhält, erscheint, so karikiert erscheinen auch die Charaktere: Dauergrinsende Beach Boys mit markanten Gesichtszügen, harten Muskeln oder wohlproportionierte Ballköniginnen, deren Herz genau wie das ihrer männlichen Äquivalente mit Patriotismus gefüllt wurde und auf die heroische Implosion wartet. Verhoeven wirft dadurch den Wert der Kameradschaft, den hochgelobten Militarismus und den dazugehörigen Faschismus in einen großen Topf, rührt kräftig darin herum und macht dadurch deutlich, dass es hier nicht Nuancen sind, die das kritische Licht schnell in die gegensätzliche (also verherrlichende) Richtung drängen. »Starship Troopers« artikuliert sich mit einem so augenfällig überzogenen Tonus, der alles, was in diesem Kontext mit Amerikas Kriegsmaschinerie und der Mentalität der Individuen dahinter steht, komplett von A bis Z ad absurdum führt. Der Zweck heiligt in diesem Fall tatsächlich die Mittel und erweist sich nicht als drastischer oder selbstgefälliger Rohrkrepierer.

So wird der Zuschauer mit totalitärer Formeln und patriotischen Parolen durch das Geschehen geleitet; zynische wie ironisierte Schwarz-Weiß-Zeichnungen bis zum Exzess. Wenn es dann zur großen Schlacht kommt, in der die Menschen gegen die ultrabösen Bugs antreten, gelingt Verhoeven ein interessanter Clou: Trotz – oder gerade weil – er diese extremen Überhöhungen gebildet hat, bleibt das Geschehen auf Distanz, wird trotz Ästhetisierung niemals fragwürdig oder impliziert eine bedrohliche Haltung, ohne seine eigentliche Grundspannung einbüßen zu müssen. Dabei (Im Vorgehen gegen die Riesenkäfer) lässt sich auch wieder etwas Entscheidendes feststellen, welches genau der systematischen Führung der Weltmächte entspricht: Dass die Bugs hier einen Grund für ihren Angriff haben, wird nicht berücksichtigt oder offeriert, die Zerstörung von Lebensräumen für die eigenen Vorteile scheint als Legitimation zu gelten. Gibt es Gegenwind von den gefährdeten Arten, dann muss im höchsten Gefechtsstand angegriffen werden, Töten für das Vaterland macht Spaß, der patriotischer Optimismus pocht und pocht.

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Bilderrätsel: Was fehlt hier?

Gesellschaftsgroteske, Sci-Fi-Blutrausch, überstilisierte Männerromantik – In »Starship Troopers« greifen unzählige Zahnrädchen ineinander, doch wer hier von einer hirnlosen Gewaltorgie sprechen möchte, in dem grünes, oranges oder rotes Blut hektoliterweise ohne Sinn und Verstand vergossen wird, der hat Paul Verhoevens und Edward Neumeiers Intention mal vollständig missverstanden. Letztlich ist das – obgleich der Unterhaltungswert natürlich durchgehend in Ehren gehalten wird – nur die verhöhnende Verurteilung von faschistischen Ideologien, die die Gedanken der Einzelnen vergiften peinlichst manipulieren, in Wahrheit aber rein gar nichts bewirken. Denn wenn die Helden in ihren maßgeschneiderten Uniformen, dem goldenen Stolz in den Adern und dem breiten Grinsen gnadenlos überrannt werden, dann wird nicht nur die Sinnlosigkeit hinter jeder operativen Kunst enthüllt, sondern auch die endlose Bedrohung des Verbreitungsdrang von despotischen Führungsetagen.

8,5 von 10
Stacheln durch den Stahlhelm
von souli


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