Bis heute zählt für mich das wirkliche Original-„Star Trek“-Cast Finale „Das unentdeckte Land“ von 1991 als bester „Star Trek“-Film der Kinoreihe. Sechs Filme um die Ur-Besatzung mit William Shatners Captain Kirk, Spock und Pille, die Next Generation-Crew mit Captain Picard Patrick Stewart, seiner Nummer 1 Riker, Android Data und Klingone Worf oder die Neuverfilmungen durch Regisseur J. J. Abrams – „Star Trek 6“ bleibt der perfekte nicht „Star Wars“, sondern eben wirkliche „Star Trek“ Sci-Fi Krimi. Es ist die Kombination aus perfektem Einsatz aller Besatzungsmitglieder und einer föderationsgerechten politischen Intrige, bei der alle ihre Rollen zu spielen haben. Vor allem das Miteinander von Kirk, Spock und McCoy steht hier unfassbar perfekt im Mittelpunkt, wie sie eigentlich im Rentenalter dann doch noch einmal zu den Phasern greifen müssen.
„Star Trek Beyond“ führt die Crew erneut in unentdeckte Gefilde, wie es eigentlich auch die Aufgabe des Raumschiff Enterprises sein sollte. In diesem Fall weniger metaphorisch als noch in „Das unentdeckte Land“, aber ebenso wirkungsvoll. Nein, „Star Trek Beyond“ ist nicht besser als der 1991er Film, aber er macht verdammt viel richtig und darf gerne als bester Film der bisherigen neuen Reihe gesehen werden.
„Fast & Furious“-Regisseur Justin Lin hat für diesen Teil die Regie von J. J. Abrams übernommen. Es war eine weise Wahl, gerade vor dem Hintergrund, dass er durch das „F&F“-Franchise Erfahrung mit dem Handling einer ganzen Gruppe von Charakteren hat. Die Darsteller sind allesamt zurück – natürlich mit dem Herz zerreißenden Wissen, dass sowohl Original Spock Leonard Nimoy, als auch Neu Chekov Anton Yelchin während der Dreharbeiten verstorben sind. Bitte bis nach dem ersten Abspann sitzen bleiben, um diesen beiden Männern kurz noch den Trekkie-Respekt zu zollen, der ihnen gebührt.
Die Cast von „Star Trek Beyond“
Neben Chris Pine, Zachary Quinto, Karl Urban und den restlichen Darstellern, die die Crew der Enterprise ausmachen, packt „Star Trek Beyond“ noch den großartigen Idris Elba als Gegenspieler Krall oben drauf, an den man mit weniger Erwartungen geht, als noch an Benedict Cumberbatch in „Star Trek into Darkness“. Ihn plagten die aufkommenden Khan-Gerüchte um das verzweifelte Vorhaben, seine wahre Identität zu verheimlichen – mit eher weniger guten Resultaten. Idris Elba kann seine Rolle also weitaus unbelasteter ausfüllen und bildet damit den bisher besten „Star Trek“-Schurken. Auch gesellt sich Sofia Boutella (Gazelle in „Kingsman“) zu der Cast. Sie ist Jaylah, eine gestrandete Kriegerin, die zuerst auf Simon Peggs Scotty trifft, bevor sie sich der Enterprise Besatzung im Kampf gegen Krall und seine Gefolgschaft anschließt.
Aber es sind vor allem Kirk, Spock, McCoy, Uhura, Scotty, Chekov und Sulu, die diesen Film tragen – oder viel mehr ihre jeweiligen Darsteller. Allesamt finden einen geradezu perfekten Mix aus neuen Gesichtern mit alten Charakterzügen. Wenn Chris Pine die Worte „Das wird ein Spaß“ sagt, fühlt man sich an „Treffen der Generationen“ zurück erinnert, wo diese Worte noch aus William Shatners Mund kamen. Quinto und Urban sind grandios darin, die Mimik von Spock und McCoy und die Hassliebe dieser beiden Figuren auf die Leinwand zu bannen. „Star Trek Beyond“ gibt dem gesamten Team genug zu tun, niemand ist eine kleine Figur, der gesamte Film und seine Handlung dreht sich ohnehin um den Teamgedanken auf dem Raumschiff Enterprise.
Die Enterprise wird in einen unbekannten Nebel geschickt, wo sie eine Rettungsaktion durchführen soll. Jedoch kommt es gar nicht soweit, denn der Raumschiff-Bienenschwarm des kriegerischen Krall nimmt die Enterprise auseinander. Während das Schiff im Sturzflug auf einen Planeten niedergeht, kann sich die Besatzung zwar retten, wird aber teils von den Feinden gefangen genommen, teils in alle Ecken des Planeten verstreut. Hinter Kralls Treiben steckt ein Rachefeldzug gegen die Föderation, der natürlich von Kirk und seiner Crew gestoppt werden muss.
Die Nostalgie um „Star Trek“
„Star Trek Beyond“ ist außerdem der erste Neu-Film, der sich mehr oder minder von der alten Serie lösen kann. Während der erste „Star Trek“ in 2009 noch stark damit beschäftigt war, die alte Zeitlinie neu zu schreiben und „Star Trek into Darkness“ gänzlich auf den Khan-Konflikt ausgelegt war, findet sich in diesem „Star Trek“-Film allerhand eigenes wieder. Natürlich gibt es kleine, äußerst sentimentale Anspielungen auf das Alt-Franchise, die sich allerdings in Grenzen halten – sieht man mal von der Zerstörung der Enterprise ab, die im dritten Original „Star Trek: Auf der Suche nach Mr. Spock“ ebenfalls zum ersten Mal das zeitliche segnete. In „Star Trek Beyond“ darf man es allerdings nicht nur als bloße Zerstörung bezeichnen, sondern viel eher als halbstündige Demontage dieses wundervollen Raumschiffes.
Die Visuals sind dabei großartig. Man wächst über sich hinaus. Nicht nur mit dem Raumschiff Enterprise und den Raumschlachten, sondern auch mit der Weltraumstation Yorktown, die das Tomorrowland darstellen dürfte, das Disney uns nicht zeigen wollte. Allein in Yorktown könnten im Stile von „Deep Space Nine“ allerhand neue „Star Trek“-Geschichten erzählt werden. Da verzeiht man dem Film eine Motorradsequenz, die tatsächlich eher schlechte CGI bereit hält.
Das fällt dann aber gar nicht weiter auf, da man zu diesem Zeitpunkt schon allzu sehr in die Story und die Charaktere investiert ist. „Star Trek Beyond“ bricht in diese unentdeckten Länder auf und nimmt damit zum ersten Mal wirklich die Reise auf sich, dorthin „where no man has gone before“.
Daumen hoch für „Star Trek Beyond“.