Review: ST. VINCENT – Kann Bill Murray ein Heiliger sein?

Review: ST. VINCENT – Kann Bill Murray ein Heiliger sein?
Fakten:
St. VincentUSA. 2014. Regie und Buch: Theodore Melfi. Mit: Bill Murray, Melissa McCarthy, Terrence Howard, Naomi Watts, Chris O’Dowd, Jaeden Lieberher, u.a. Länge: 103 Minuten. FSK: Ab 6 Jahren freigegeben. Im Kino
Story:
Vincent ist ein mürrisches, altes, selbstverliebtes Arschloch lebt mit Schulden und viel Alkohol so in den Tag hinein, bis Maggie mit ihrem Sohn Oliver neben ihn zieht. Vincent spielt den Babysitter für den kleinen Jungen, da seine Mutter als Alleinerziehende lange arbeiten muss. Der Griesgram freundet sich nach und nach mit Oliver, der Vincent auch als interessante Figur für ein Schulprojekt ansieht, an, beginnt sich zu öffnen und sein sowie das Leben so einiger Mitmenschen zu verändern.


Meinung:Es gibt schlechtere Regiedebüts als „St. Vincent“ von Theodore Melfi, aber auch deutlich bessere, irgendwie kommt der Film nie aus dem Trott ähnlich gelagerter Filme heraus, zeigt kaum Neues und wirkt wie ein „Auf-Nummer-sicher“-Film. Seine Tragikomödie, bei der er auch für das Drehbuch verantwortlich ist, ist scheinbar nur für Bill Murray entstanden. Sein griesgrämiger Vincent scheint ein fiktives Alter Ego Murrays zu sein. Unnahbar, mürrisch und sehr eigen. Er ist das verbindende Element, bei dem die verschiedenen Figuren mit ihren Geschichten zusammenlaufen.

Review: ST. VINCENT – Kann Bill Murray ein Heiliger sein?

Der beste Babysitter der Welt...

Bill Murray hat eine äußerst dankbare Rolle. Er muss sich nicht groß verstellen und spielt einfach seinen Stiefel runter. Den grummeligen, unnahbaren alten Kerl, der sarkastische Sprüche runterrattert. Ein Unsympath, der aber so cool ist, dass man ihn einfach mögen muss. Für Fans seiner bisherigen Filme ist das natürlich ein Fest, gerade weil er endlich einmal wieder im Zentrum eines Films steht. Schön auch, dass er hin und wieder aus seinem Trott ausbricht und man auch mal ein paar andere Facetten sieht, obwohl er immer noch ein typischer Bill Murray-Charakter bleibt– außer dass er vielleicht ein klein wenig fieser ist als sonst. Chris O’Dowd könnte von seiner Art her irgendwann einmal in Murrays Fußstapfen treten, bleibt in diesem Film, genau übrigens wie Terrence Howard, sehr unauffällig. Völlig gegen ihre sonstigen Rollen ist hingegen Naomi Watts gecastet, die eine osteuropäische, schwangere Prostituierte spielt, die Vincent die Zeit versüßt. Melissa McCarthy schafft es immerhin, mal weniger zu nerven als in ihren anderen Filmen, im Gegenteil, sie wirkt endlich mal nicht völlig überdreht und zeigt, dass sie auch durchaus schauspielern kann. Der junge Jaeden Lieberher ist ein süßes Kind, mehr aber auch nicht. Der macht das ordentlich, aber auch nicht erinnerungswürdig.

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Sieht nach einem super Morgen aus...

Der Cast harmoniert gut, dennoch merkt man allen Schauspielern wie auch dem ganzen Film an, dass sie sich an Murrays lakonisches Tempo anpassen, was durch die ruhige Indie- und Folk-Musik noch einmal verstärkt wird. Dadurch schleppt sich der Film phasenweise doch recht zäh durch und trotz der vielen unterschiedlichen Charaktere hat man es schwer, wirklich in den Film einzutauchen. Für eine Tragikomödie ist auch recht wenig Witz dabei. Ein paar sarkastische Sprüche Vincents, ein paar bloßstellende Aussagen Olivers, die Auftritte von Naomi Watts und einige wenige skurrile Situationen, mehr ist da leider nicht. Auch die tragischen Elemente können nie richtig Emotionen wecken. Erst gegen Ende kommt so etwas wie Mitleid mit dem gebrochenen, alten Vincent auf, leider aber viel zu spät. Filmtechnisch kann man weder Mängel, noch Besonderheiten entdecken

Trotz seiner deutlichen Schwächen ist „St. Vincent“ ein sympathischer Film, den man irgendwie gern haben muss, weil er in erster Linie ein menschlicher Film ist. Ohne zu übertreiben zeigt er, mit welchen Problemen unterschiedliche Menschen zu kämpfen haben, mit welchen Vorurteilen sie konfrontiert sind und dass man nicht nur nach dem ersten Eindruck oder der Oberfläche gehen sollte. Stattdessen ist es das Innere eines Menschen, was zählt. Auch wenn es abgedroschen klingt: es sind nunmal die inneren Werte, die zählen. Der Film vermutet, vielleicht etwas naiv, in jedem diesen weichen, netten Kern, aber auch wenn dies in der Realität nicht so sein mag, so zeigt er doch sehr sympathisch, dass Menschlichkeit oder, wie es der Film nennt, Heiligkeit auch da vorkommen kann, wo man es zunächst nicht vermutet.

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