Review: SEVENTH SON – Rooster Cogburn jagt jetzt Hexen und Drachen

Erstellt am 25. Februar 2015 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
Seventh Son
USA. 2015. Regie: Sergei Bodrov. Buch: Steven Knight, Charles Leavitt, Matt Greenberg, Joseph Delaney (Vorlage). Mit: Jeff Bridges, Ben Barnes, Julianne Moore, Alicia Vikander, Antje Traue, Kit Harington, Djimon Hounsou, Olivia Williams, Gerald Plunkett, Jason Scott Lee, Jim Shield, Carmel Amit, Thai-Hoa Le u.a. Länge: 104 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 5. März 2015 im Kino.

Story:
Sir Gregory ist ein Spook, ein erfahrener Kämpfer gegen dunkle Mächte wie Hexen oder Gestaltwandler. Als seine alte Widersacherin Malkin sich aus ihrem Verließ befreien kann, in der sie Gregory einst sperrte, muss er handeln, denn alle 100 Jahre , wenn der Blutmond sein volles Antlitz am Nachthimmel zeigt, kann Malkin die Welt mit Finsternis überziehen. Um das zu verhindern wählt Gregory den Bauernjungen Tom zu seinem Lehrling aus, denn dieser ist der siebte Sohn eines siebten Sohnes und erfüllt somit eine alte Prophezeiung. Gemeinsam machen sie auf den strapaziösen Weg zu Malkins Verstecks.


Meinung:
Nach dem Erfolg von „Harry Potter“ und „Der Herr der Ringe – gemeint sind in diesem Falle die erfolgreichen Verfilmungen aus dem Hause Warner Bros. – galt das Fantasy-Genre zunächst als Erfolgsgarant, vor allem wenn ein bekanntes wie erfolgreiches Werk dahintersteht. Doch rasch musste die amerikanische Filmindustrie einsehen, dass nicht jeder Bestseller-Roman der in den Bücherläden und Bibliotheken unter „Phantastisches“ geführt wird, automatisch für zufriedene Zuschauer und volle Kassen sorgt. „Eragon“, „Der goldene Kompass“ oder „City of Ember“ gerieten zu kapitalen Misserfolgen, was dem Genre an sich den Ruf einbrachte, nur dann wirklich inhaltlich wie kommerziell zu funktionieren, wenn es sich um die zu Anfangs erwähnte Vorzeige-Franchises handelt. Mittlerweile findet Fantasy entweder im Fernsehen statt, wo „Game of Thrones“ sich allerdings trotz Dämonen, Magier und Drachen eher daran versucht eine Art Realistik des Phantastischen abzubilden, oder J.R.R. Tolkien bzw. J.K. Rowling müssen ihre anderen Geschichten hergeben. Bei letzterer wird es wohl noch ein, zwei Jahre dauern bis das Potter-Spin-Off „Fantastic Beasts And Where To Find Them“ über die Leinwände flimmert.

Die böse Malkin will Rache und eine Nagelpfeile

„Seventh Son“ ist Fantasy pur und beruht ebenfalls aus einem Roman. Der Autor ist ein gewisser Joseph Delaney und dieser hat mit seiner Vorlage im Prinzip das Gleiche getan, wie Miss Rowling: die typischen Muster, Modelle und Maße des Fantasy-Genres genommen, wild durchgemixt und somit seine eigene Welt kreiert. Dabei kam sehr konventionelles, phantastisches Flickwerk heraus. Welches der russische Regisseur Sergei Bodrov hier ebenso konventionell wie kurzweilig für die große Leinwand adaptiert. Das Ergebnis ist weit davon entfernt in irgendeiner Hinsicht neue Maßstäbe zu setzen. Man sollte sich aber nun auch endlich einmal davon verabschieden, dass jeder Fantasyfilm automatisch mindestens gleichziehen muss, mit den Größen des Genres. „Seventh Son“ ist nicht mehr als gute Hausmannskost. Einhergehend damit sind auch Schwachpunkte, wie z.B. die generische Geschichte, die sich vor allem dann im dreckigen Sumpf des Bekannten windet, wenn Held Tom und die junge Hexe Alice sich zu romantischen Tête-à-têtes treffen. Aber „Seventh Son“ streckt diese und andere misslungene Szenen und Phasen nicht all zu heftig in die Länge.

Sir Gregory bekommt es auch mit Großmäulern zu tun

Allgemein ist „Seventh Son“ ein Werk, welches kein Gramm narratives Fett zu viel auf den Rippen hat. Anfang, Mittelteil, Ende. Exposition, wo Exposition hingehört und nach dem Showdown gibt es gewiss noch viel Spielraum für etwaige Sequels, aber dennoch fühlt sich der Film beendet an. Er hat einen klaren Schlusspunkt und versucht nicht diesen oder andere markante Momente so lang es geht hinauszuzögern. Das wirkt im Genre des Fantasyfilms fast schon altmodisch. Herrlich altmodisch wohlgemerkt. Altmodisch ist dann auch das perfekte Stichwort um auf Jeff Bridges zu kommen, der als alter, versoffener wie ranziger Hexenjäger Sir Gregory zwischen all den pompösen Kreaturen der Finsternis, bzw. des CGIs, der klare Fixpunkt des Filmes ist. Doch es ist gerade Bridges, der irgendwie nicht so recht hier hinein passen will. Im Grunde spielt er in „Seventh Son“ nur noch einmal die Rolle des Marshalls Rooster Cogburn aus „True Grit“. Nur dass er es hier nicht mit einem penetranten Mädchen und einer gefährlichen Outlaw-Gang zu tun hat, sondern mit einem Novizen sowie einer bösen Hexe, die, ganze genrekonform, die Welt mit Finsternis überziehen will. Dass zwischen dieser Hexe und Sir Gregory eine Jahrzehnte alte, schwellende Feindschaft besteht unterstreicht die konservative Fantasy-Stilistik von „Seventh Son“ noch einmal etwas mehr.

Der Lehrling und sein Meister

„Seventh Son“ ist im Prinzip ein Groschenroman im Fantasy-Setting. Jeff Brdiges darf als alter Grantler und Schnapsliebhaber gegen Drachen, Monster und Julianne Moore als herrlich übertrieben ausgereizte Oberhexe kämpfen, wobei seine Figur innerhalb der Actionsegmente immer wieder die hinreißend dämliche Metamorphose vom alten Miesepeter hin zum gelenkigen Actionkasper macht, während sein Lehrling Tom (Ben Barnes, der bereits in den „Narnia“-Filmen als Prinz Kaspian Fantasy-Erfahrung gesammelt hat) die obligatorische Wandlung durchmacht und der Zunft der Hexenjäger versucht eine neue, liberal Note zu verleihen, denn vielleicht sind ja nicht alle Hexen automatisch böse. Ja, das ist alles so bekannt wie abgestanden, ebenso wie die zig Anspielungen auf fremde Kulturen, bzw. Religionen, aber „Seventh Son“ versucht erst gar nicht seine Rezeptur als neuartig zu verkaufen. Regisseur Bordov liefert gut gemachte Standardware von der Stange, die nie versucht mehr zu sein als sie ist. Das macht den Film hin und wieder sogar etwas sympathisch. In Zeiten, in denen selbst das marginalste Stück Unterhaltung zum großen, vielschichtigen Event aufgebauscht wird, fühlt sich „Seventh Son“ wahrlich angenehm an, auch wenn der Film dann doch zu viele Fehler und Mängel mit sich schleppt, um wirklich einen akkuraten, positiven Gesamteindruck zu hinterlassen. Warum der Film z.B. ganzzeitlich in einer verwaschenen Optik erstrahlt will nicht so recht einleuchten. Warum die Romanze zwischen Junghexe Alice und Lehrling Tom hingegen nicht funktioniert ist da schon wesentlich klarer: fehlende Chemie zwischen den Darstellern und ein doch sehr strapazierte Befolgung, verstaubter Klischees.

„Seventh Son“ als gut zu bezeichnen wäre doch zu viel verlangt. Aber Sergei Bodrov entfacht mit seinem Hollywood-Debüt ein konventionelles Fantasy-Spektakel, das sich großzügig bei bekannten Genre-Vorbildern bedient und dabei einen (angenehm) altmodischen Eindruck hinterlässt. Wer auf der Suche nach dem legitimen Nachfolger von „Der Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“ ist, ist hier falsch. „Seventh Son“ ist nicht mehr als eine nette Kleckerei mit den allgemeinen Erwartungen und Formungen des Genres. Das Ergebnis ist nicht gut genug um den Film wirklich weiterzuempfehlen, aber auch nicht so schlecht, um ihn auf Teufel und Verderb zu zerfleddern und wenn man bedenkt wie sehr sich das Fantasy-Genre auf den Konventionen des Epischen ausruht, ist „Seventh Son“ dann doch eine willkommene Abwechslung. Denn zwar beinhaltet er auch die großen Bilder, es scheint ihm aber irgendwie bewusst zu sein, dass deren Gigantomanie eigentlich nur noch Erinnerungen sind, an Zeiten, als Fantasy noch die Schönheit des Neuen, bzw. des Wiederentdeckten besaß.

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