Review: SEARCHING FOR SUGAR MAN - Auf der Suche nach einem Megastar

Erstellt am 5. August 2013 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
Searching for Sugar Man
Schweden, GB. 2012. Regie: Malik Bendjelloul. Drehbuch: Malik Bendjelloul. Länge: 86 Minuten. FSK: Ab 0 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.
Story:
Die Dokumentation „Searching for Sugar Man“ zeigt den Versuch zweier Journalisten, mehr über den Tod des Folkmusikers Sixto Rodriguez herauszufinden, der mit seinen Liedern in weiten Teilen der Welt keinen Erfolg hatte und schnell wieder von der Bildfläche verschwand, im von der Apartheid dominierten Südafrika aber zu einem Megastar wurde, ohne dass dort jemand mehr als Namen und Foto von ihm kannte. Auf ihrer Suche können die zwei detektivisch begabten Journalisten immer mehr Licht ins Dunkle bringen und stoßen dabei nicht nur auf eine Überraschung.


Meinung:
Manche sagen, er war besser als Bob Dylan. Aber in den Vereinigten Staaten und auch sonst auf der (beinahe) ganzen Welt kennt ihn kein Mensch. Seine Platten haben sich so schlecht verkauft, dass eigentlich keine mehr aufzufinden war. Die Rede ist von Sixto Rodriguez, einem Songwriter, der in den Jahren 1970 und 1971 zwei Platten veröffentlichte. Aber sie waren eben Flops und so geriet er in Vergessenheit.

Rodriguez Anfang der 70er, nur echt mit Sonnenbrille

Flops? Nun, so ganz stimmt das nicht. In den USA, ja, da spielte er nichts ein und verschwand darum auch wieder von der Bildfläche, bevor man überhaupt Notiz von ihm nahm. Aber in Südafrika, das von der Apartheid und diktatorenähnlichen Regimes gefesselt wurde, indem Zensur und staatliche Verbote ein immenses Ausmaß annahmen, da verbreitete sich, wohl durch Raubkopien, später auch richtige Veröffentlichungen, das erste Album „Cold Fact“ von Rodriguez wie ein Lauffeuer. Niemand wusste, wer dieser Mann war, woher er kam, aber jeder kannte seine Lieder. Es gab die wildesten Gerüchte um diesen Mann. So soll er sich während einem seiner Auftritte auf der Bühne selbst angezündet haben. Oder sich nach einem Auftritt mit einem Revolver erschossen. Aber mit seinen Songs und seinen Texten gab er den Menschen, den Unterdrückten in Südafrika Kraft, Mut, Motivation. Die Texte zeigten, dass man sich gegen das Regime wehren kann. Und so wurde er nicht nur zum musikalischen Helden, sondern auch zu einer Galionsfigur des Widerstands.

Rodriguez wurde also zu einem der populärsten Musiker in Südafrika. Er war populärer als Elvis, bekannter als die Stones oder die Beatles. Aber keiner wusste wirklich, wer er war und was mit ihm passiert ist, wie er nun wirklich gestorben ist. Und um diese Frage dreht es sich in der Dokumentation. Was wurde aus „Sugar Man“? Zwei südafrikanische Journalisten machten sich auf die Suche, um ihn zu finden und diese Doku zeigt die aufregende Schnitzeljagd, die mit nichts als einem Namen und den Texten aus den Liedern begann.

Craig und Sugar waren auf der Suche nach Sixto

Die Erstlings-Dokumentation „Searching for Sugar Man“ des schwedischen Regisseurs Malik Bendjelloul wurde dabei hochverdient mit dem Oscar im Jahr 2013 ausgezeichnet. Bendjelloul zeigt dabei nicht nur stur den Ablauf der Suche, er kombiniert die einzelnen Elemente vielmehr zu einem fantastischen Gesamtkunstwerk. Er vermischt die spannende Detektivstory der südafrikanischen Journalisten mit Elementen aus Komödie, Wirtschaftsthriller, Familien- und Politdrama zu einem modernen Märchen, das unglaublicher kaum sein könnte. Garniert wird der Film mit Archivmaterial, Interviews mit Wegbegleitern des Ausnahmemusikers mit den überragenden Texten und natürlich mit Musik. Mit den fabelhaften Originalsongs aus den Alben von Sixto Rodriguez. Selten kann man sich als Zuschauer so sehr in einer Dokumentation verlieren, selten war es spannender und emotional aufwühlender.

Im Idealfall weiß man übrigens nichts über Rodriguez, wenn man sich diese Doku ansehen will, bis auf die wenige Gerüchte und Fakten, die hier genannt wurden. Die Wirkung der Dokumentation wird ungleich größer, schon allein, weil man ähnlich wie die detektivischen Journalisten mit ebenso gut wie nichts anfängt und sich nach und nach zu mehr Erkenntnis arbeiten kann. Aber nichts über diesen Musiker zu wissen, das dürfte nicht schwer fallen. Bei einem Musiker, der in Südafrika zwar wie ein Held verehrt wird, im Rest der Welt aber fast gänzlich unbekannt sein dürfte.

9 von 10 Hinweisschnipsel für das Detektivpuzzle