Review: RESIDENT EVIL: RETRIBUTION - Guilty ohne Pleasure

Review: RESIDENT EVIL: RETRIBUTION - Guilty ohne Pleasure Fakten:
Resident Evil: Retribution
USA. 2012. Regie und Buch: Paul W. S. Anderson. Mit: Milla Jovovich, Boris Kodjoe, Michelle Rodriguez, Li Bingbing, Sienna Guilleroy, Kevin Durand, Johann Urb, Shawn Roberts, Oded Fehr, Colin Salmon, Megan Carpenter, Robin Kasyanov, Mika Nakashima, Ofilio Portillo u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Ab 11. März auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray erhältlich.
Story:
Nach dem großen Kampf im vorherigen Teil erwacht Alice in der Zentrale der Umbrella Corporation. Zusammen mit ihren Kameraden versucht sie sich durch die Zentrale zu kämpfen, die für High-Tech-Simulationen genutzt wird. Das Ziel: Freiheit. Doch bis dorthin ist es noch ein langer, gefährlicher Weg.
Meinung:
Mittlerweile ist das Gezeter, dass die Filmversion der japanischen Videospielreihe „Resident Evil“ von Capcom mit den ursprünglichen Story nichts zu tun hat, am absoluten Stillstand angekommen. Früher wurde noch gemäkelt, die Filme wären zu zahm, hätten lieber von Zombie-Meister Romero inszeniert werden sollen und haben kein wirkliches Survival-Horror-Flair. Auch meckern macht müde. Wobei, dass die neueren „Resident Evil“-Filme dieser Kritik nicht mehr so drastisch ausgesetzt sind liegt vermutlich nicht daran, dass die negativen Gründe über die Jahre nicht mehr zutreffend sind, sondern ganz einfach daran, dass die Reihe mittlerweile ganz andere Verfehlungen inne hat, bzw. über die Jahre andere Schwachpunkte so weiterentwickelt hat, dass die Aufregung über die vertanen Chancen der Vergangenheit, zwischenzeitlich zur marginalen Part  der Qualitätsproblematik der Reihe wurde.

Review: RESIDENT EVIL: RETRIBUTION - Guilty ohne Pleasure

Auf der Suche nach einem guten Drehbuch

Woran es hapert, wird zu Beginn von „Retribution“, dem mittlerweile fünften Teil, deutlich. Heldin Alice (Milla Jovovich) erzählt ihre Geschichte und damit auch die gesamten Ereignisse der vier Vorgänger. Was Regisseur und Autor Paul W.S. Anderson, der zu allen Teilen  das Script lieferte und Teil eins sowie vier inszenierte, sich bei der Story gedacht hat bleibt ein Rätsel. Die Zusammenfassung der vorherigen Ereignisse, die da ungehemmt auf einen niederprasseln löst ein Gefühl des Fremdschämens aus. Guilty Pleasure? Nein, nur Guilty. Die gesamte Konzeption der Reihe ist ein einziger Trümmerhaufen. Ohne eine Art von Homogenität wurde die letzten Jahre ein so verworrenes wie absolut minderbemitteltes Franchise aufgebaut. Es fehlt der Reihe komplett an Bewusstsein. Ein Bewusstsein für den eigenen Stellenwert. „Resident Evil“, egal ob der Erste oder der Letzte, nimmt sich viel zu ernst. Der Reihe ist dabei alles ziemlich egal. Von der Empathie, bis hin zu den Horrorwurzeln, alles wird vernachlässigt. Im Zentrum stehen unterkühlte, statisch choreographierte Actionszenen und Bilderfluten, die weitestgehend so oder so ähnlich schon in den einen oder anderen Genre-Beitrag aus Hollywood zu sehen war. Es ist schon erstaunlich wie hemmungslos „Retribution“ bei allem wildert, was irgendwie die Aufmerksamkeit eines Publikums weckt, welches anscheinend an ADHS leidet. Anders kann ich mir die willkürliche Verwendung ikonischen Szenen und Motive nicht erklären. Anderson bedient sich aber nicht nur bei Filmen (z.B. „Romeo must die“ oder "Matrix"), nein, sogar das Promotionmaterial, genauer gesagt ein Postermotiv, von Alexandre Ajas Spaß-Splatter „Piranha 3D“ findet, in einer abgewandelten und bewegten Form, seinen Gebrauch. Um diese Verwendungen als Hommage zu deklarieren, fehlt es deren Ausführungen am richtigen Timing und am nötigen Respekt. Das Gefühl, dass sich die Macher vor den Ideen und Ausführungen anderen Filmschaffender verbeugen ist nicht existent. Dafür ist „Resident Evil“ zu starr, zu kalt und vor allem viel zu berechnend.

Review: RESIDENT EVIL: RETRIBUTION - Guilty ohne Pleasure

So kühl und öde wie die Tapete ist auch der gesamte Film

Anderson, der einst mit seinem Debüt „Shopping“ Hoffnung entfachte und seitdem einen rabiat enttäuschenden Film nach dem anderen inszenierte, bringt in Teil fünf diverse Figuren zurück, die zuvor bereits das Zeitliche gesegnet haben, bzw. als Zombie-Imbiss endeten. Endlich ein Wiedersehen mit alten Bekannten? Nein. Wenn Figur X aus Teil Y wiederkehrt, dann ist das nicht mehr als ob man einen Gegenstand wiedergefunden hat. Alle Charaktere sind nicht mehr als pure Leblosigkeit. Standardisierte Schablone ohne Reiz. Ob sie sterben, überleben, auf mysteriöse Weise verschwinden und wieder auftauchen ändert nichts an ihrem Status als reines Objekt. Heldin Alice, die einzige charakterliche Konstante der Reihe, ist derweil genau so blass wie in den Vorgängern. Unglaublich dass ich das mal sage, aber rückblickend und im direkten Vergleich zu „Retribution“, war die Alice aus der ersten Verfilmung (2001) ein echter und fesselnder Charakter. Klar, niemand sollte bei solch einem Genre-Clash wie ihn Paul W.S. Anderson uns präsentiert, handfeste und überzeugende Figuren erwarten, aber es gibt einfach Grenzen und wenn die Darsteller und ihre Rollen nicht mehr vom Hintergrund zu unterscheiden sind, sind diese Grenzen einfach durchbrochen. Dazu passen sich die Kulissen, ob nun aus dem Hochleistungsrechner oder gebaut, perfekt an die Figuren an: sie wirken zu künstlich.
„Resident Evil: Retribution“ kommt, anders als seine Vorgängern, den Wurzeln der Filmreihe am nächsten. Bereits bei „Afterlife“ hatte die Handlung etwas von einem Videospiel, doch jetzt, im fünften Teil, hat sich anscheinend die Metamorphose vom Film hin zum Game vervollständigt. Die Ereignisse die hier stattfinden erinnern vom Aufbau an Level und an manchen Stellen wartet sogar ein Endgegner auf Asskicker Alice. Die sind aber wenig beeindruckend und fallen im massiven wie verschwenderischen Output von nervenden und sich ständig wiederholenden Schauwerten nicht weiter auf.

Sie weiß, Zombies bekämpft man am besten im Abendkleid

Leider hat sich die Videospielreihe „Resident Evil“ mittlerweile zur Aufgabe gemacht sich den Filmen stilistisch anzunähern. Was früher ein virtueller Überlebenskampf mit knappen Ressourcen, beängstigender Isolierung und knackigen Rätseln war, ist nun auch nicht mehr als eine seelenlose Action-Orgie. Eine Weiterentwicklung, die von den einstigen Fans anfangs schockiert aufgenommen wurde. Daraus wurde mit der Zeit Ernüchterung, fanden sich doch immer noch genug Anhänger des neuen „RE“-Stils. So haben die Spiele- wie auch die Filmversion von „Resident Evil“ doch mehr gemeinsam, als zu Beginn vermutet. Auch wenn sich diese Gemeinsamkeit erst über die Jahre entwickelt haben und Atmosphäre sowie Unterhaltungswert konstant mit Füßen getreten wurde. Bleibt zu hoffen, dass der sechste Film auch der Letzte sein wird. Zumindest gibt es zu dieser Hoffnung einige Verweise in „Retribution“, aber was der Reihe gut tun würde, das ist den Machern ja eh ziemlich schnuppe. Das haben sie bereits fünf Mal bewiesen.
0,5 von 10 geklonten Motorradsoldatenzombies

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