Review: Psycho-Pass: Sinners of the System – Steelbook-Edition | Blu-ray

Von Sebastian Gaebelein @Japaniac
Endlich ist es soweit und die drei Filme zum Psycho-Pass Franchise stehen in den Verkaufsregalen. Wir konnten es uns nicht nehmen lassen und haben für euch einen Blick auf das Produkt Psycho-Pass: Sinners of the System als Steelbook-Edition geworfen.

Diese Blu-ray enthält die drei Filme, welche unter dem gemeinsamen Titel Sinners of the System verpackt wurden. Wichtig ist, dass die drei Filme eigentlich eigenständig voneinander spielen. In Deutschland war es ursprünglich angedacht die Filme deutschlandweit in die Kinos zu bringen. Durch die in dieser Zeit aufgeflammte Corona-Pandemie wurde über ein Ersatzevent die deutschlandweite Premiere gefeiert.

Die Filme entstanden im Studio Production I.G unter der Regie von Naoyoshi Shiotani, welcher auch schon in der Serie sein Können unter Beweis gestellt hat. Naoyuki Onda, Kyoji Asano, Yasuhiro Aoki und auch Hisashi Abe waren als Team für die Charakterdesigns verantwortlich.

Bevor wir mit der Review beginnen, hier noch ein paar kurze Infos zu deren Aufbau: Die Themen „Handlung" und „Unterhaltungsfaktor" fließen nicht in die Bewertung am Ende mit ein, da es sich hier um subjektiv zu betrachtende Punkte handelt. Da jeder Mensch ein anderes Genre bevorzugt, kann hier einfach keine allgemeine Bewertung erfolgen. Die restlichen drei Kategorien bekommen je eine Punktzahl zwischen 0-10, sodass am Ende ein Durchschnitt von satten 10 möglich ist. Also, fangen wir an!

Daten

Veröffentlichungsdatum: 20.07.2020
Medium: BD
Länge: ca. 188 Minuten
Bonus: Steelcase
Sprache: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Bildformat: 1920 x 1080p
Tonformat:
Deutsch: DTS-HD MA 5.1
Japanisch: DTS-HD MA 5.1
FSK: 16
Preis: 69,99 €

Handlung

Case.1 (Schuld und Sühne): Da Ermittlerin Akane Tsunemori in Tokyo bleiben muss, soll sich die systemtreue Mika Shimotsuki zusammen mit Vollstrecker Nobuchika Ginoza einem besonders heiklen Fall in einer Isolationseinrichtung für Kriminelle in Aomori widmen.

Case.2 (First Guardian): Im Jahr 2112 trifft Drohnenpilot Teppei Sugo in Okinawa auf den Vollstrecker Tomomi Masaoka vom Amt für Öffentliche Sicherheit, nachdem unbemannte bewaffnete Drohnen Tokyo angegriffen haben.

Case.3 (Jenseits von Liebe und Hass): Shinya Kogami, den es nach Tibet verschlagen hat, rettet Flüchtlinge, die von Guerillas angegriffen werden. Daraufhin bittet ihn ein kleines Mädchen, ihm das Kämpfen beizubringen, um sich zu rächen ... (© KAZÉ Anime)

Unterhaltungsfaktor

Was diese kleine Filmsammlung so attraktiv macht, ist die Tatsache, dass alle drei Filme ein anderes, düsteres Licht auf das Sybil-System werfen. Im ersten Fall folgt man Mika Shimotsuki und dem Vollstrecker Nobuchika Ginoza in einen äußerst spannenden und düsteren Fall. Schnell bekommt man das Gefühl der Unwirklichkeit und Unbehaglichkeit, welches man bereits aus dem gesamten Franchise kennt. Durch die Umstände in der Isolationsstation wirkt alles aus einer anderen Welt innerhalb der Welt des Sybil-Systems. Es wirkt sehr nach einem sektenartigen Verhalten und wird mit düsteren Szenen und dem aufrollen des Falls sehr spannend und fesselnd.

Mit dem zweiten Film blicken wir nicht auf die Ereignisse, welche nach der Serie stattfinden, sondern auf die Vergangenheit und erfahren so genaueres aus dem Leben des Soldaten Tippei Sugo. Ein Terrorangriff und der Zusammenhang zur Armee und einem Krieg, bringen ihn in den Kontakt zum Amt der öffentlichen Sicherheit. Schnell wird klar, dass dieser Fall mehr ist als nur ein Terrorangriff.

Case.2 reizt besonders durch den Zwist der Armee mit dem Amt der öffentlichen Sicherheit. Es ist häufiger auch schon in der Serie aufgefallen, dass jedes Ministerium versucht unabhängig voneinander ihr eigenes Süppchen zu kochen. Immer dann, wenn das AÖS sich einmischt, behindern jene Ministerien so gut wie möglich die Ermittlungen. In diesem Fall kommt es aber auch zu sehr tränenreichen Szenen und die Frage, was Krieg mit Menschen machen kann, wenn man sich nicht sorgsam um diese kümmert.

Der Serienliebling aus der ersten Staffel findet seine Sendezeit im dritten Film. Nach den Geschehnissen des letzten Spielfilms mit Kogami in der Hauptrolle, findet man sich als Zuschauer in Tibet wieder. Durch eine Verkettung von Zufällen lernt Kogami ein Flüchtlingsmädchen kennen. Dieses sucht nach einer Gelegenheit Rache für den Tod ihrer Eltern zu üben. Das Land selbst ist in zwei Lager gespalten und der daraus resultierende Krieg hat auch den Tod der Eltern zu verantworten. Mehr oder weniger gezwungen nimmt sich Kogami der jungen Frau an und trainiert sie. Doch die malerischen Momente verblassen schnell, denn der Krieg streckt seine finstere Hand über das ganze Land aus.

Jeder der drei Filme hat seinen eigenen Reiz. Anders als in der Serie werden in den Filmen mehrer Thematiken kurz und bündig aufgegriffen. Man fühlt sich doch hin und wieder in einer Art Philosophie-Unterricht und stellt sich oft genug die Frage, ob die Handlungen und Ereignisse in dieser Form moralisch vertretbar sind. Auch die Frage, wer oder was die Moral zu bestimmen hat, ist eine Thematik, die sich in allen drei Filmen finden lässt.

Unterhalten wird man in allen drei Filmen mit Spannung, Wendepunkten und viel Herz. Man ist stets gefesselt und fiebert mit. Immer mit der Hoffnung im Hinterkopf eine Art Erlösung am Ende des Films erkennen zu können.

Aufmachung & Extras

Man wird an dieser Stelle schnell merken, dass bei den Extras eher minimalistisch gearbeitet wurde. Die einzelne Blu-ray Disc kommt in einem äußerst schicken Steelbook zu euch nach Hause. Auf der Rückseite des Steelbooks befindet sich das Informationsblatt, welches nur angelegt aber nicht angeklebt wurde. Dort findet man die wichtigsten Kerndaten zu den Filmen.

Digitale Extras sind keine enthalten, was nicht unbedingt traurig stimmt. Denn oft genug werden digitale Extras (Bildergalerie ö.ä.) einfach hinzugetan, die keinerlei Mehrwert besitzen.

Das Steelcase ist sauber verarbeitet und zeigt auf der Vorderseite die Visuals zu den drei Filmen. Das Schimmern der metallischen Oberfläche unterstreicht nochmal die Stärke der einzelnen Bilder. Besonders der helle untere Bereich profitiert von dieser Art der Aufmachung. Die Rückseite zeigt ähnlich wie die Innenseiten Teile der Großstadt bei Nacht. Es wirkt künstlerisch sehr schön umgesetzt.

Mit einem Preis von über 60 Euro erwartet man doch ein wenig mehr und man sollte sich an dieser Stelle fragen, ob das Preis-Leistungs-Verhältnis wirklich fair gestaltet ist. Natürlich hat die Aufmachung einen richtigen Mehrwert aber damit die Abwesenheit von jeder Art der Extras zu rechtfertigen und trotzdem einen so hohen Preis zahlen zu müssen, ist schwierig zu bewerten.

Auch wenn das Steelbook sehr schön im Regal aussieht, ist es schwer die Abwesenheit von jeder Art von Extras zu rechtfertigen. Durch den Mangel an Extras aber einer sehr positiven Aufmachung vollstrecken wir das Urteil mit 6 Punkten.

Qualität (Bild & Ton)

Psycho-Pass ist normalerweise ein Garant für tolle Bilder und sehr authentischen Spezialeffekten. Wieso sollte es bei den drei Filmen auch anders sein?

Mit einem Format von 1920 x 1080p kommt man bei der Bildqualität voll auf seine Kosten. Man merkt den Filmen die Mühe an. Neben den bekannten Charakterdesigns wurde auch besonders wert auf neu auftauchende Charaktere gelegt. Besonders beeindruckend sind die Unterschiede zwischen dem gegenwärtigen und vergangenen Aussehen verschiedener Charaktere. Nicht nur wurden Frisuren angepasst, auch die Klamottenwahl oder die genutzte Sprache unterscheiden die Charaktere zeitlich und geben so eine Tiefe in deren charakterlichen Entwicklung.

Der Redaktion sehr positiv im Gedächtnis geblieben ist das Tibet-Setting. Das Himalaya-Gebirge strahlt in seiner schönsten Art und die vielen traditionellen, buddhistischen Gebetsfahnen geben dem Setting ein authentisches und leichtes Gefühl. Da ergreift einen doch schon fast das Fernweh, das nicht auf Japan ausgerichtet ist. Spannend an dieser Stelle ist, dass die schöne Umsetzung des Settings in Kontrast zur düsteren Handlung und dem Krieg des Landes steht. Interpretationsfreiraum ist hier garantiert.

In allen drei Filmen ist ein düsteres Setting oft wesentlich. Diese sind in verschiedenen dunklen aber kräftigen Farben ausgearbeitet. Die Haut der Charaktere ist im Gegensatz zur Umgebung eher fade. Dies lenkt die Aufmerksamkeit zwangsläufig auf die Gesichtsausdrücke oder auch die dunkle Umgebung, welche jederzeit einen Hinweis liefern könnten.

Aus grafischer Sicht ist der Film durchaus spannend zu betrachten und auch gut zum Nachdenken. Der Ton untermalt hingegen die Situation auf sehr hohem Niveau. Nennenswert sind hier die Special-Effects der Flugmaschinen im Anime. Sie sind alle sehr futuristisch gehalten und schaffen es durch ihren Bass auch ein tiefbebendes Gefühl zu verursachen, das in der eigenen Brust erdrückend wirkt. Man hat sich generell um eine große Vielzahl an Special-Effects bemüht.

Kritisch zu beäugen wäre wohl die Lautstärke dieser Effekte. Hin und wieder fallen sie lauter auf als die Stimmen der Sprecher. Das kann manchmal den Filmgenuss einschränken, was sehr schade ist, da hinter den Effekten durchaus viel Mühe steckt.

Das Opening wurde aus dem Anime selbst aufgegriffen und etwas neuer und wesentlich moderner abgemischt. Dieser Track gibt adäquat die Stimmungen der Filme auf seine eigene Art und Weise wieder. Musikalisch orientieren sie sich sehr stark an der Serie. Einige spannende Momente sind mit altbekannten Hintergrundstücken ausgeschmückt.

Die Mischung aus düsterer Zukunftsvision und farbenfrohen Bildern aus Tibet geben der Filmtrilogie genügend grafische und hochwertige Abwechslung. Bei der Abmischung der Special-Effects hätte man vielleicht nochmal genauer arbeiten sollen. Insgesamt ist der Sound aber auf hohem Niveau. Dieser Kategorie-Koeffizient liegt hier bei 8,0 Punkten - Kein Objekt zur Vollstreckung. Der Auslöser wird gesperrt!

Synchronisation (Dub & Sub)

Die deutsche Umsetzung stammt aus unserer Hauptstadt von der VSI Synchron GmbH. Wie schon in der Anime-Serie, zeigte das Team rund um die Stimmen des Psycho-Pass- Universums ihr Können. Lippensynchronität ist in heutigen, modernen Umsetzungen ein Muss. So ist es wenig überraschend, dass auch hier viel Wert auf diesen Faktor gelegt wurde.

Die Stimmen sind allesamt emotional. Man spürt mit jeder Faser des Herzens, dass die Charaktere wirklich meinen, was sie sagen. Es ist eine große Leistung der Teams, wenn man bedenkt, dass es viele verschiedene Sprecherollen zu besetzen gab.

Auch die japanische Umsetzung bringt viel Genuss in die Filme. Für Fans von Originalvertonungen wird sich diese Art des Ansehens sich definitiv rentieren.

Untertitel sind natürlich gegeben, wenn Personen vorgestellt werden und der japanische (und für viele Zivilisten unleserliche) Schriftzug angezeigt wird. Die Schrift ist unaufdringlich dünn und weiß mit schwarzer Outline. Fehler in der Rechtschreibung sind keine aufgefallen.

Wie gewohnt ist die Synchronisation angenehm anzuhören und glaubhaft umgesetzt. Die Untertitel sind nicht negativ aufgefallen. Hier liegt die Punktzahl bei 10 Punkten.

Fazit

Insgesamt punkten die Filme in allen Bereichen sehr hoch. Es gibt gute Gründe, wieso es viele Fans zu diesem Franchise gibt. Einerseits existiert generell eine hohe Faszination für zukünftige Gesellschaftskonstruktionen. Anderseits bildet Psycho-Pass immer wieder Fragen unserer heutigen Zeit in einer fast schon absurden Art ab.

Man muss sich jedoch bewusst sein, dass nur das Steelbook ein nettes Extra darstellt und ansonsten nichts anderes extra beiliegt. Dies sollte bei der Kaufentscheidung durchaus in Betracht gezogen werden.

Was die Filme besonders ausreizen, ist das nicht beantworten der tiefergehenden Fragen. So steht man als Zuschauer letztlich vor einem Bündel an innerlichen Zweifel von Handlungsweisen und ist auf seinen eigenen moralischen Kompass angewiesen.

Geeignet sind die Filme besonders für Fans der Reihe, die bereits die ersten zwei Staffeln und den zugehören Film gesehen haben. Neulinge werden zwar durchaus Gefallen an den Streifen finden, werden aber nicht unbedingt alles verstehen. Den Neulingen raten wir tatsächlich erst einmal die Serie und den zugehörigen Spielfilm anzusehen.

Die Länge der einzelnen Filme ist außerdem sehr gut gewählt. Mit einer guten Stunde bekommt man einen guten Überblick über den Fall und genügend Zeit die Spannung zu fühlen und auch letztlich sauber enden zu lassen. Gerade für einen Filmabend mit Freunden lohnen sich diese kurzen Filme sehr, da so die Möglichkeit gegeben ist, nach den Filmen auch kurz zu diskutieren.

Egal wie man es dreht oder wendet: Nach diesem Film hat man das Gefühl, dass einem der Dominator vor die Nase gehalten wird und dieser langsam den Kriminal-Koeffizienten herausliest. Unbehaglich echt.

An dieser Stelle möchten wir uns recht herzlich bei KAZÉ Anime für die Gelegenheit der Rezension und die damit verbundene Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanken bedanken.

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