Review: PREMIUM RUSH - Stress auf zwei Rädern

Erstellt am 6. März 2013 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
Premium Rush
USA. 2012. Regie: David Koepp. Buch: David Koepp, John Kamps. Mit: Joseph Gordon-Levitt, Michael Shannon, Dania Ramirez, Jaime Chung, Wolé Parks, Aasif Mandvi, Henry O, Christopher Place, Boyce Wong, Wai Ching, Aaron Tveit, Anthony Chisholm u.a. Länge: 91 Minuten. FSK: freigegeben 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Fahrradkurier Wilee kennt kein Stopp. Ohne eine Bremse an seinem Rad, düst er durch New York und ist einer der besten in seinem Job. Als er in einer Uni einen Umschlag abholt, wird er wenig später von einem Mann angesprochen, der behauptet, er der Umschlag würde ihm gehören. Als Wilee die Herausgabe verweigert, kommt es zu einer atemlosen wie gefährlichen Jagd quer durch die Stadt.

Meinung:
„Premium Rush“ hat eine recht einfache Prämisse: Geschwindigkeit ohne Pause. Genau wie das Fahrrad von Held Wilee besitzt der Film von Davie Koepp, der als Autor für Blockbuster wie „Jurassic Park“, „Sakrileg“ oder „Der Tod steht ihr gut“ zuständig war, keine Bremse. Selbst dann wenn Wilee mal nicht auf seinem Drahtesel sitzt lastet der Druck der Geschwindigkeit auf dem Film. Das passt zum Umfeld, in welchem er spielt. Fahrradkuriere werden hier zu ehrgeizigen wie cleveren Helden stilisiert und dies so vehement, dass es oftmals einer Karikatur gleichkommt. Autofahrer, Fußgänger? Nur bewegliche Handicaps in den Straßen von New York City. Obwohl „Premium Rush“ eine durchaus lockere Stimmung inne hat, wirkt er im Umgang mit seinen Figuren doch relativ verkrampft. Eine Ausnahme ist Michael Shannon als Robert Monday. Ein krimineller Cop, dessen Charakteristik zwischen Wut und Verzweiflung, Spitzbube und Aggressor hin und her wechselt und damit zum eigentlichen Höhepunkt des Films wird.

Wilee on tour. Nur echt mit Helm und trendigem Kettengürtel

Dem gelungenen Auftritt von Spiel von Michael Shannon – Gordon-Levitt überzeugt auch durchaus und macht das Beste aus seiner einseitigen Rolle – steht eine einfache aber ziemlich kompliziert erzählte Story gegenüber. Wie hier was zusammenhängt und was in dem ominösen Umschlag drin ist, erfahren wir mittels Rückblenden, die bereits gesehene Geschehnisse aus einer anderen Perspektive zeigen und oft auch als Ruhepausen herhalten. Der Aha-Effekt, wenn die narrativen Geheimnisse offen gelegt werden, hält sich aber in Grenzen. „Premium Rush“ ist und bleibt nie mehr als eine cineastische Fingerübung, dessen Inhalt und Form anfänglich durch eine simple wie effiziente Vitalität überzeugt, die sich nach und nach aber zu stringent an ihre repetitive Stilistik klammert. Dies bewirkt, dass die Radler-Action trotz einer kompakten Laufzeit sich bereits nach gut der Hälfte so anfühlt, als ob der finale Showdown hinfällig wäre. Trotz seiner wendigen und temporeichen Inszenierung kann Regisseur Koepp nicht verhindern, dass sein Werk deutliche Längen hat.
„Premium Rush“ ist trotz seiner Einfachheit überladen. Er vertraut auf seine Stärken die im visuellen und aktiven liegen. Doch statt diese richtig zu dosieren feuert er damit ständig auf vollen Rohren. Ein Film, der im Grunde eine einzige Verfolgungsjagd ist und diese mit Spielereien auf und abseits der Straßen zupflastert. Doch statt einem atemlosen Rausch von Tempo und Adrenalin entfacht Regisseur David Koepp mehr eine ermüdende Tour der Wiederholungen. Noch eine Hatz, noch ein optisches Gimmick, noch eine Rückblende. Dies macht aus dem eigentlich recht legeren Grundton des Films eine anstrengende Tour quer durch den Big Apple. „Premium Rush“ überträgt quasi die berufliche Anforderung eines Fahrradkuriers direkt auf den Zuschauer. Das ist durchweg gelungen, aber auch verdammt stressig. Eine schwitzige Session mit dem Trimmrad im Fitness-Studio oder eineinhalb Stunden „Premium Rush“? Egal, kommt eh das Selbe raus.
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