Review: POLTERGEIST - Das Remake zu Spielbergs Klassiker

Erstellt am 30. Juni 2015 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
Poltergeist
US. 2015. Regie: Gil Kenan. Buch: David Lindsay-Abaire. Steven Spielberg, Michael Grais, Mark Victor (Vorlage). Mit: Sam Rockwell, Rosemarie DeWitt, Jared Harris, Jane Adams, Saxon Sharbino, Kyle Catlett, Kennedi Clements, Nicholas Braun, Susan Heyward u.a. Länge: 93 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Seit dem 28. Mai im Kino.

Story:
Familie Bowen muss umziehen und sucht sich ausgerechnet das Haus aus, das auf einem ehemaligen Friedhof errichtet wurde und seit jeher von den Geistern jener Einrichtung heimgesucht wird.


Meinung:
Einem Film wie diesem hier darf man nicht mit einer negativen Grundstimmung entgegen treten. Egal, wie toll das Original auch ist, egal, was man von der Remake-Reboot-Sequel-Prequel-Politik Hollywoods halten mag, dem Film sollte nicht der schwarze Peter aus Prinzip zugeschoben werden. Sonst läuft man möglicherweise Gefahr, einen soliden Film nicht schätzen zu können, weil man ihm von Anfang an die Existenz verweigern möchte. Es ist eine „Na, dann zeig mal was du so können willst“-Einstellung, auf die man sich so versteifen kann, dass man alles, was kein Meisterwerk ist, als schlecht verpönt. So scheinen auch viele Menschen dieses Remake schon schlecht zu finden, bevor sie es überhaupt gesehen haben.

Und wieder wird eine Familie Opfer eines nutzlosen Remakes

Um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: Nein, bei „Poltergeist“ handelt es sich nicht um ein verkanntes Meisterwerk. Weit gefehlt, aber dennoch gibt es hier schlechte und auch gute Dinge, die man nicht einfach so unter den Tisch kehren sollte. Da wäre zum Beispiel der tolle Sam Rockwell. Immer wieder eine Freude, ihm bei der Arbeit zusehen zu können und auch hier ist er ganz weit über dem restlichen Cast, der aber generell zu überraschen vermag. Solide oder gar überzeugende Schauspielerleistungen gibt es zwar beinahe überall, aber nicht unbedingt im Horror-Genre. „Poltergeist“ jedoch kann damit durchaus angeben. Rockwell ist es, der als Identifikationsfigur dient und der in seinem Kampf um seine Familie dann auch den Zuschauer ein wenig mitreißen kann. Fast schon ein wenig unpassend wirkt sein Auftauchen da, ganz einfach, weil man Subtilitäten dieser Art in derartigen Kreisch-und-Rumms-Filmen nicht gewohnt ist. Subtilitäten sind es auch, die erst mit der Zeit ihre Signifikanz in der Filmwelt zugesprochen bekamen. Früher wurde darauf kein Wert gelegt, heute wirkt alles andere abgedroschen, übertrieben, befremdlich. Das ist nichts Neues und sorgt vor allem im Grusel-Genre dafür, dass so einige Haudrauf-Gurken produziert werden.

Selbst gruselige Puppen haben keinen Bock aufs Remake

Dieses Remake gehört leider dazu. Sam Raimi, seines Zeichens Produzent des Streifens und Schöpfer von aufmüpfigen Filmen wie „Drag me to Hell“, ist eben kein Roman Polanski, der den Einzug des Horrors in das Leben von Individuen wie sonst kein anderer zeigen kann. Sam Raimi ist aber durchaus ein fähiger Regisseur, der seinen lauten Stil wirkungsvoll und spannend in Szene setzen kann. Regisseur Gil Kenan kann das nicht. Und so verkommt der Anfang zu Szenen, in denen viel über egale Sachen geredet wird (immerhin mit Rockwell) und dann ab und zu ein paar versuchte „Schocks“ eingestreut werden, die genau so erschrecken wie Regen im Herbst. Alles hat man irgendwie schon gesehen (sicherlich auch kürzlich dank der Haunted-House-Filme von James Wan) und der Film wirkt teilweise so brav und hochnäsig oberflächlich, dass die Erwartungen einer wohlig-gruseligen Atmosphäre gnadenlos eingestampft werden müssen. Hier kommt der Grusel nicht langsam angeschlichen und hinter der eigenen Schulter hervor. Hier wird er derart offensiv in die Visages der Figuren und Zuschauer gezimmert, dass sich gar nicht gruseln kann, weil man einfach nur überrumpelt wird. Dieses überrumpelte Gefühl zieht sich dann durch den ganzen Film, ganz so, als würde man keinen Wert auf das Erlebnis des Zuschauers legen.

„Poltergeist“ ist, ganz losgelöst von dem Original von Tobe Hooper, kein guter Horrorfilm. Die Gruselszenen werden total mechanisch abgehakt, vom Fehlen jeglicher Atmosphäre soll mit Lärm abgelenkt werden, sodass man wenigstens denkt, dass irgendwas passieren würde. Tut es aber nicht. Abgesehen von überraschend natürlichen Schauspielern und einigen wirklich hübschen Nachtaufnahmen kann das Remake nichts verbuchen, was ihn auf oder über den Durchschnitt heben würde. So traurig es auch ist, hier wurde Potenzial, Geld und Zeit verschwendet mit Ideenarmut, Mutlosigkeit und vor allem einem ungekonnt aggressiven Inszenierungsstil, der jeglichen Grusel im Keim erstickt und stattdessen das Surround-System so richtig dröhnen lässt.

4 von 10 Clownpuppen

von Smooli