Review: PLANET DER AFFEN: REVOLUTION – Es fehlt das Grau

Review: PLANET DER AFFEN: REVOLUTION – Es fehlt das Grau
Fakten:
Planet der Affen: Revolution (Dawn of the Planet of the Apes)
USA. 2014. Regie: Matt Reeves.
Buch: Amanda Silver, Mark Bomback, Rick Jaffa. Mit: Andy Serkis, Jason Clarke, Gary Oldham, Toby Kebbell, Keri Russell, Kodi Smit-McPhee, Judy Greer, Nick Thurtson, Terry Notary, Doc Shaw, Enrique Murciano, Kirk Acevedo, u.a. Länge: 134 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.
Story:
Vor zehn Jahren rottete ein vom Menschen erschaffender Virus, der die Affen intelligenter machte, fast die gesamte Menschheit aus. Eine Handvoll Überlebender versucht nun in der neuen Welt zu Recht zu kommen und kreuzt dabei das Revier von Affe Caesar und seinen Gefährten. Während der Mensch Malcolm sowie Caesar versuchen in friedlicher Ko-Existenz miteinander auszukommen, gibt es bei den Affen wie auch bei den Menschen Gruppierungen, die unbedingt den Krieg wollen.


Meinung:
So schnell kann es gehen: Der erste Teil der „Planet der Affen“-Prequels wurde vor seinem Erscheinen als Rohrkrepierer gebrandmarkt. Zu Unrecht! Regisseur Rupert Wyatt („The Escapist“) inszenierte einen rührenden, cleveren Film, der seine Tricktechnik gekonnt einsetzte und statt auf großen Radau und explosive Schauwerte lieber auf nahe gehende Emotionen setzte. Kritik und Publikum war begeistert, so dass das Sequel „Planet der Affen: Revolution“ schon vorab mit Lob überhäuft wurde. Doch dies auch mit Recht? Um das eine zuvor schon klar zu machen, Andy Serkis und die anderen Affen-Darsteller überzeugen und auch wenn die SFX immer als solche zu erkennen ist, funktioniert die Immersion doch bestens. Fasziniernd ist Teil zwei diesbezüglich.

Review: PLANET DER AFFEN: REVOLUTION – Es fehlt das Grau

Der vernarbte Koba will die Menschen in einem Krieg bezwingen

Zu nächst musst gesagt werden, dass „Planet der Affen: Revolution“ genau wie sein Vorgänger versucht, nicht mit großem Spektakel, sondern mit inhaltlichem Anspruch versucht zu punkten. Doch hier steht der Film sich meist selber im Weg, denn eine Entwicklung bei den Figuren (Affen wie Menschen) findet nicht statt. Die Lager sind klar bezogen und wirklich überraschend verläuft der Handlungsstrang des Sequels auch nicht. „Planet der Affen: Revolution“ ruht sich zu sehr auf den Lorbeeren seines Vorgängers aus. Dieser war jedoch wirklich bewegend, vor allem deswegen weil Affe Caesar eine psychologische Entwicklung durchmachte und auch die menschlichen Figuren einen Zweck hatten. Gemeinsam entstand so eine rührende, emotionale Symbiose. Bei „Planet der Affen: Revolution“ wird auch versucht dies zu erreichen. Doch vertraut der Film von „Cloverfield“-Regisseur Matt Reeves dabei zu sehr auf seine eigene Protzigkeit und vertraut nicht mehr auf das Intime des ersten Teils. Ein weiterer Knackpunkt sind die menschlichen Figuren. Jason Clarke („Zero Dark Thirty“) bleibt als Malcolm, eine Art Diplomat, blass und konturlos, während alle anderen menschlichen Charaktere keinerlei wirkliche Funktion erfüllen.

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Ein Affe der mit einem Gewehr auf einem Pferd reitet. Besser geht's nicht.

Selbst Malcolms Sohn Alexander (Kodi Smit-McPhee, „The Road“) und Freundin Sarah (Keri Russell, „Mission: Impossible 3“) sind funktionell für die Erzählung sowie den weiteren Verlauf wenig zweckdienlich und helfen einzig und alleine dabei, den Film künstlich in die Länge zu ziehen. Auch Gary Oldman („Léon – Der Profi“), der seit einigen Jahren in Blockbustern verheizt wird, als menschlicher Antagonist steht auf verlorenem Posten. Zwar spendieren ihm die Autoren Silver, Jaffa und Bomback eine Szene, in der seinen Taten und seine Sicht auf die Dinge erklärt werden, aber nur weil man einer Figur 2 Minuten des Films schenkt, heißt dies nicht, dass sie dadurch wirklich interessanter wird. Bei den Affen ist dies etwas besser gelöst. Caesars Gefährte Koba (Toby Kebbell, „Zorn der Titanen“), der bereits im ersten Teil mit dabei war und von den Menschen im Versuchslabor brutal misshandelt wurde, hat klar definierte Gründe, (blinden Hass)warum er einen Krieg gegen die Menschen anstrebt. Elegant ist diese Charakterisierung zwar nicht, aber wenigstens funktioniert sie. Aber egal ob Affe oder Menschen, sie alle bleiben dröge Abziehbilder.

Selbstredend hat aber „Planet der Affen: Revolution“ auch seinen Momente. Gleich zu Beginn, wenn Caesar und seine Gruppe in den Wäldern Wild jagen und Komponist Michael Giacchino einen referenziell an „2001 - Odyssee im Weltraum“ angelegten Score über die Bilderlegt, gelingen wirklich so einfache wie eindringliche Bilder. Die Eröffnungsszene, sie ist wahrlich eine der besten des Jahres. Doch irgendwann will „Planet der Affen: Revolution“ mehr, viel mehr und spätestens das Finale biedert sich ungelenk an die Standards des Blockbusters an: immer größer, immer lauter, immer länger. Immer wieder wird, egal ob Action oder Emotionen, einen Schippe mehr draufgelegt, bis der Film unter seiner eigenen Last ächzt. Das „Planet der Affen: Revolution“ dazu seine simplifizierte Botschaft (es gibt Gute und es gibt Böse) noch als große Philosophie verkaufen möchte, macht den Sack dann endgültig zu. Was hier wirklich fehlt ist neben besser geschriebenen Figuren vor allem eines: Ambivalenz. Graustufen. Doch scheinbar ist diese Art von (R)Evolution zu viel verlangt. Vielleicht ja im dritten Teil? Dann wird endgültig Krieg herrschen zwischen Affe und Mensch. Der perfekte Background um das sture wie einfache Gut-und-Böse-Konzept aufzubrechen. Ob die Macher (Reeves wird erneut Regie führen) dazu den Mut haben? Nach „Planet der Affen: Revolution“ darf dies bezweifelt werden.

5 von 10 Arschlöchern am Lagerfeuer

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