Fakten:
Olympus Has Fallen
USA. 2013. Regie: Antoine Fuqua. Buch: . Mit: Gerard Butler, Aaron Eckhart, Dylan McDermott, Rick Yune, Morgan Freeman, Angela Bassett Melissa Leo, Radha Mitchell, Cole Hauser, Robert Forster, Ashley Judd, Phil Austin, Finley Jacobsen u.a. Länge: 120 Minuten. FSK: freigeben ab 16 Jahre. Im Kino.
Story:
Als Agent des Secret Service ist Mike Banning nicht nur für die Sicherheit von Präsident Benjamin Asher verantwortlich. Ihn verbindet inzwischen auch eine enge Freundschaft mit dem mächtigsten Mann der Welt. Als eines Winternachts die Limousine des Präsidenten von der Fahrbahn abkommt und in einen Fluss zu stürzen droht, hält sich Banning ans Protokoll: Er rettet Asher das Leben und opfert dafür dessen Frau. 18 Monate später: Banning ist inzwischen degradiert und ins Finanzministerium versetzt worden, als nordkoreanische Extremisten das Weiße Haus stürmen und den Präsidenten als Geisel nehmen. Bald findet sich der geschasste Agent als letzte Verteidigungslinie im Amtssitz wieder. Und nicht weniger als das Fortbestehen der freien Welt hängt von seinem Gelingen ab.
Meinung:
Man muss sich schon mit den verschiedenen Kulturen aus aller Welt vertraut gemacht haben, um gewissen Gepflogenheiten und Bräuche in gewisser Weise nachvollziehen zu können. Natürlich muss man sich ihnen nicht anpassen, vor allem nicht, wenn man sich weder mit ihnen identifizieren kann, noch in die eigene Weltanschauung passen. Wenn wir uns dann um das schwere Thema des Patriotismus kümmern, dann schlagen die Alarmglocken des europäischen Otto Normalverbrauchers erst mal in klirrenden Signaltönen aus. Bleiben wir dann auch noch auf der nationalen Ebene von Deutschland, dann ist ein Nationalstolz wie ihn die Amerikaner pflegen wohl absolut unverständlich. Man muss jedoch tiefer in die Geschichte vordringen und sich vor Augen halten, dass selbst in der heutigen Zeit, in der sich die deutschen Verhältnisse eigentlich vollständig von denen der Nationalsozialisten emanzipiert haben, immer noch die leichte Befürchtung vor einer internationalen Stigmatisierung lauert.
Gerard Butler kämpft für Amerika – Als Schotte!
Wenn man sich diese Tatsache dann einmal akkurat vor Augen führt und sich ins Gedächtnis ruft, dass der Deutsche – wie einst zur Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Lande schon beim Hissen der Nationalflagge im Vorgarten so manchen unverständlichen Blick geerntet hat - keinen Vaterlandsstolz besitzen darf, ohne in die altbekannte Nazischublade gesteckt zu werden, dann schreit das doch noch einer kontemporären Zeitrechnung, in der viel mehr die anderen Länder nach wie vor in der engstrinigen Vergangenheit leben. Sollte Amerika dann aber mal wieder auf filmischer Basis zum patriotischen Appell blasen, dann ist jede Ehrenweisung vollkommen in Ordnung und wird vom Publikum in die höchsten Höhen gelobt – Die reziproken Mentalitäten sind enorm. Der durchaus talentierte Regisseur Antoine Fuqua hat mit seinem Action-Thriller „Olympus Has Fallen“ nun wieder eine solche Patriotenplatte in die Kinos gelassen und während in den Vereinigten Staaten die Kassen klingeln, dürfen über die Landesgrenze hinaus gerne schockiert die Köpfe geschüttelt werden, denn was hier fabriziert wurde, ist eine absolute Frechheit.Wie gesagt: In Amerika herrscht eine vollkommen andere Geisteshaltung und alles, was das eigene Land irgendwie in Gefahr bringt, darf auf der großen Leinwand genüsslich zu Hackfleisch verarbeitet werden – Die Kinosäle toben, applaudieren, feuern den Protagonisten an. Würde sich Deutschland einen solchen Fauxpas erlauben und beispielsweise Angela Merkel (Natürlich von einer mehr oder weniger passenden Schauspielerinnen aus der Heimat besetzt) zur heroischen Killermaschine stilisieren, stünde die Welt Kopf und das wahrscheinliche (Mach-)Werk würde zwischen dem Spott und Hohn maximal ein müdes Lächeln ernten, obwohl die Ausrichtungen doch eigentlich genau dieselben sind. In „Olympus Has Fallen“ ist in die Rolle des Präsidenten dieses Mal nicht Harrison Ford oder Bill Pullman geschlüpft, sondern der an und für sich begabte Aaron Eckhart, der mit „World Invasion: Battle Los Angelos“ schon Erfahrungen in patriotischen Gefilden gemacht hat. Als Präsident Benjamin Asher ist er – genau wie sein Speaker Trumbull, der von Morgan Freeman verkörpert wird, eine vollkommen blasse Schablone, der zum Ende noch einmal die Chance gegeben wird, das Volk mit einer nationalistischen Rede anzuheizen.Der Präsident braucht dringend Hilfe…
Im Mittelpunkt steht des Präsidenten persönlicher Bodyguard Mike Banning, der nach einem beruflichen Unfall mit einem schweren Trauma kämpfen muss, nun aber seine Chance bekommt, alles wieder gutzumachen und den Weg zurück zur eigenen Kraft zu finden. Verkörpert wird dieser Übermensch Banning von Gerard Butler, der seinen schottischen Akzent immer wieder raushängen lässt und von einem eigentlich charakteristischen Charisma rein gar nichts zur Geltung bringen darf. Wenn man seine Rolle auf ihren Gehalt reduziert, und das ist keine Schwierigkeit, finden wir uns ebenfalls im luftleeren Raum wieder; Butler gibt einen John McLane-Bryan Mills-Überfighter, der jeden umlegt, der sich ihm in den Weg stellt und ein asiatisch Antlitz besitzt. Dass so ein Charakter nur funktionieren kann, wenn das Drehbuch mit dem gewissen Etwas an Selbstironie zu Werke geht oder sich einem Umfeld dementsprechend anpasst und nicht auf reale Figuren zurückgreift, die noch eine verzogene Weltansicht offerieren, war den Drehbuchautoren Creighton Rothenberger und Katrin Benedikt leider voll und ganz klar und der Schuss, der ohne Rücksicht nach hinten losgeht, wurde vollkommen bewusst von allen Beteiligten angenommen.„Olympus Has Fallen“ verdeutlicht mal wieder mit der ganzen Kraft der amerikanischen Debilität, dass sich die Vereinigten Staaten immer und immer wieder neue Feindbilder suchen müssen, um sich ihre auf Zelluloid gebannten Schulterklopfer zyklisch vor Augen zu führen: Amerika ist unbesiegbar und verliert selbst im Angesicht des Todes nicht den Vaterlandsstolz. In Wahrheit zeigt diese heuchlerische Verfahrensweise nur, dass die paranoiden Zustände ihre dringende Bewältigung suchen, diese nur auf der großen Leinwand finden und dabei auf moralische Grundsätze konsequent gepfiffen werden kann, denn alles, was ohne amerikanischen Pass herumläuft, ist mit stählerner Brust zum Abschuss freigegeben. Die nordkoreanische Freischar wird in ihre Einzelteile dezimiert, Gerard Butler darf als tobende Kampfmaschine unzählige Extremisten kaltblütig abschlachten und am Ende wird freudig in die Hände geklatscht und ein ganzes Land feiert sich selbst. Wer auf glorifizierende, eindimensionale, exploitative und strunzdumme Propaganda steht, der darf sich das Action-Geplänkel „Olympus Has Fallen“ gerne ansehen. Für alle denkenden Menschen ist der Film hingegen ein ungoutierbarer Kotzkrampf.
1 von 10 amerikanischen Flaggen im Abendrot
von souli