Review: OCULUS - Spieglein, Spieglein an der Wand...

Erstellt am 26. November 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:OculusUSA, 2013. Regie: Mike Flanagan. Buch: Mike Flanagan, Jeff Howard. Mit: Karen Gillan, Brenton Thwaites, Katee Sackhoff, Rory Cochrane, Annalise Basso, Garrett Ryan, James Lafferty, Miguel Sandoval, Kate Siegel u.a. Länge: 104 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 5. Dezember 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:Als 10jähriger wurde Tim in eine psychiatrische Einrichtung gebracht, nachdem er in Notwehr seinen Vater erschoss. Er und seine Schwester Kaylie behaupteten damals, dass ihr Vater – der kurz zuvor ihre Mutter tötete - unter dem Einfluss einer bösen Macht stand, deren Ursprung der antike Spiegel in seinem Büro war. Nun, elf Jahre später, gilt Tim als erfolgreich therapiert und wird entlassen. Als er sich mit Kaylie trifft, beginnt der Albtraum jedoch erneut. Sie glaubt weiter fest daran, dass der Spiegel an allem Schuld war. Ihr ist es gelungen, ihn wieder aufzuspüren. Sie platziert ihn in ihrem alten Elternhaus und möchte die dunklen Mächte heraufbeschwören, um dies als Beweis aufzuzeichnen. Keine gute Idee…

Meinung:Einen Euro. Nur einen Euro müsste man bekommen für jeden Geister/Spuk/Paranormalen-Dingsbums-Flick der Monat für Monat auf dem Heimkinomarkt veröffentlicht wird, das wäre ein akzeptables Taschengeld. Originell ist davon höchstens ein Bruchteil und da macht auch „Oculus“ von Mike Flanagan keine Ausnahme. Nichts Neues an der Gruselfront, gerade der hier in den Mittelpunkt des Hokuspokus gerückte Spiegel durfte schon in einigen Horrorfilmen als Brutstätte des Bösen herhalten. Um es ganz klar zu sagen: Eigentlich ist das Thema mehr als durch und nur auf seinen Inhalt reduziert bräuchte niemand seine Zeit für diesen Film zu opfern. Zumindest niemand, der in seinem Leben mehr als zehn vergleichbare Streifen gesehen hat. Rein formell ist „Oculus“ allerdings keinesfalls schlecht gemacht und wirkt dank seiner Erzählweise noch halbwegs unterhaltsam.

Bei seinen Möbeln versteht Vati keinen Spaß.

Wie schon einige seiner Kollegen vorher bekam Flanagan hier die Möglichkeit, einen seiner eigenen No-Budget-Kurzfilme auf Spielfilmlänge aufzublähen („Oculus: Chapter 3 – The Man with the Plan“ ist auch im Bonusmaterial der DVD/BR enthalten). Dem ursprünglichen Ein-Personen-Stück wurden etwas Rahmenhandlung und zusätzliche Figuren hinzugefügt, entscheidend neue Ideen leider nicht. Dabei werden zu Beginn noch Hoffnungen geweckt, dass es sich vielleicht nicht um den üblichen Geisterkram aus der Konserve handelt. Tim (Brenton Thwaites) klammert sich vehement an seine erfolgreiche Therapie und widerlegt zunächst standhaft jedwede Theorien seiner Schwester mit Logik und psychologischen Verdrängungsmechanismen. Als Zuschauer ist man durchaus geneigt ihm Glauben zu schenken und gerade die Ungewissheit, ob wir es wirklich mit übernatürlichen Phänomenen oder einer ausgeprägten Psychose zu tun haben macht einen nicht zu leugnenden Reiz aus. Lange hält der nicht vor, denn selbstverständlich bewegt man sich bei „Oculus“ auf ganz herkömmlichen, ausgetrampelten Genrepfaden. Natürlich lassen sich auch die immer mal wieder ansprechend nutzen, was hier so lange gelingt, bis das Grauen zu greifbar und eindeutig wird. Am besten funktioniert der Film in seinem Spiel mit den gesichtslosen Ängsten, dem Vorgeplänkel und dem Abgleiten von der Realität in die Halluzination. Gerade Letzteres sorgt für die wohl gelungensten Situationen des gesamten Films.

War wohl spät gestern...

Mit fortlaufender Spielzeit gerät „Oculus“ schlicht zu austauschbar und plakativ in seinem Grusel, als das er sich nachhaltig im Gedächtnis festsetzen könnte. In einem Punkt geht Flanagan dann jedoch relativ geschickt vor: Rückblenden auf die Geschehnisse der Vergangenheit und der aktuelle Psychoterror werden parallel vorgetragen, überlappen sich immer wieder und sorgen so für ein schwungvolles Tempo. Narrativ zeigt sich der Film erstaunlich spritzig und abgeklärt, obwohl er de facto eigentlich nichts erzählt, was jetzt wahnsinnig interessant wäre. So wird einer 08/15-Geisterbahn mehr Leben eingehaucht, als ihr eigentlich zustehen würde. Handwerklich und darstellerisch wird sich ohnehin grundsolide präsentiert, da mag man kaum großartig kritisieren. In den Bereichen wurde man schon weitaus dürftiger bedient, speziell in dem Genre und bei der Größenordnung der Produktion. So verhältnismäßig beliebig „Oculus“ in den meisten Belangen ist, er hat seine Momente. Einzelne Szenen sind effektiv in Szene gesetzt, insbesondere das Ende verfehlt seine Wirkung nicht gänzlich, ohne für Begeisterungsstürme zu sorgen. Bedauerlich, wie durchgekaut und unzählige Male wiederholt der Rest dagegen wirkt. Aufgrund seiner Vorzüge hätte der Film vielleicht das Zeug gehabt, als kleine Empfehlung bestehen zu können. Es gibt definitiv ödere und nutzlosere Vertreter, doch mehr als graues Mittelmaß springt hier – bei Berücksichtigung aller Aspekte - schlussendlich auch nicht heraus.
Für Leute, die sich zwanghaft jeden Haunted-House, -Spiegel oder was auch immer Beitrag geben müssen oder eben das sehr selten tun, ist „Oculus“ bestimmt keine komplette Enttäuschung. Die Einen haben schon deutlich größeren Mist gesehen, die Anderen werden sich vielleicht leichter erschrecken lassen und nicht behaupten können, alles schon dutzendfach gesehen zu haben. Gestandene Genrefreunde verpassen eher nichts, das Wort Zeitverschwendung wäre dann doch zu hart. Typischer Fall von „geht so“.
5 von 10 schmackhaften Leuchtkörpern