Review: NORTHMEN - A VIKING SAGA - Taffe Nordmänner auf feindlichem Boden

Erstellt am 20. Februar 2015 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

                                                                            
Fakten:Northmen – A Viking Saga CH, BRD, SA, 2014. Regie: Claudio Fäh. Buch: Bastian Zach, Matthias Bauer. Mit: Tom Hopper, Ryan Kwanten, Ken Duken, Charlie Murphy, Ed Skrein, Anatole Taubman, Johan Hegg, Leo Gregory, Darrell D’Silva, James Norton, Nic Rasenti, Joe Vaz, Richard Lothian, Daniel Janks u.a. Länge: 98 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 3.3. auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:873 nach Christus: Vom eigenen König verbannt, nimmt eine Horde furchtloser Wikinger Kurs auf Britannien. Ihr Ziel: Das Kloster Lindisfarne mit seinen Goldschätzen, die sie plündern wollen. Von einem schweren Sturm überrascht, zerschellt ihr Drachenboot jedoch an den Felsen der schottischen Küste. Gestrandet auf feindlichem Gebiet, ist ihre einzige Chance, sich in eine entfernt gelegene Wikingersiedlung zu retten. Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt – eine Jagd auf Leben und Tod.
  
Meinung:Frohlocket, ihr geplagten Heimkinojunkies da draußen, der böse Fluch ist besiegt. Ein Film von ASCOT ELITE, bei dem man NICHT mit dem Trailer zu diesem Wikinger-Krams belästigt wird, der sich nicht vorskippen lässt. Monate ging das, gefühlt 100 Mal gesehen, doch auf dieser Scheibe ist er nicht. Zumindest nicht vorweg. Einsicht, Erbarmen von Seiten des Verleihs? Natürlich nicht, das hier ist dieser Film, der penetrant und unermüdlich angepriesen wurde wie Sauerbier. Eins haben die damit geschafft, neben der Erleichterung: Jetzt will man wirklich wissen, was kann dieser europäische Co-Produktion mit seinem Angriff auf das internationale Blockbusterkino (ja, der lief Einigerorts wirklich im Kino) denn nun?

"Geht's hier nach Wacken?"

Lobend sollte erwähnt werden: Der Trailer war keine Mogelpackung. Man bekommt genau das serviert, was schon angekündigt war. Grölende Mannsbilder laufen durch karge Landschaften und hauen sich auf die Omme. Nun über 98 statt 3 Minuten. Mehr ist es auch nicht. Mag unter gewissen Bedingungen und in der entsprechenden Umsetzung auch mal für einen kurzweiligen Filmabend reichen, viel Story, ein differenziert ausgearbeitetes Skript oder oscarreife Darstellungen braucht so ein Film in der Regel nun wirklich nicht. Das soll aber doch kein Freifahrtschein sein, um sich auf möglichst wenig zu beschränken und das dann noch nicht mal unterhaltsam runter zu nudeln. Die geballte Fachkompetenz ist schon beeindruckend: Regisseur Claudio Fäh (verantwortlich u.a. für einige Folgen „Ghost Whisperer“ und dem Knaller „Hollow Man 2“) wird die internationale B-Movie-, Serien- und TV-Film-Nebendarsteller-Starpower zur Seite gestellt, die alle mal irgendwo in irgendwas mitgespielt haben, deren Gesichter trotzdem niemand kennt. Außer für uns Deutsche natürlich Ken Duken (auch schon in „Inglourious Basterds“, aber wer hat da nicht mitgespielt?), wenn man ihn denn unter der Zottelpracht erkennt. Damit qualifiziert er sich immerhin für ein Engagement bei einem Mittelaltermarkt, ob das jetzt der große Durchbruch außerhalb der Landesgrenzen wird, kann bezweifelt werden.

Nützliche Tipps vom Halb-Medium, nur er ist einfach zu blöd.

Was passiert hier denn genau? Eine Gruppe ungewaschener, schlecht frisierter Neandertaler…sorry, Wikinger…grunzt und kloppt sich „vor der großartigen Kulisse“ und der „unberührten“ Natur (Zitat des Verleihs) Südafrikas (dort wurde gedreht) mit nicht minder barbarisch-ungehobelten, dafür minimal gepflegter auftretenden Schotten um die Königstochter mit dem Shining, deren außergewöhnliche Fähigkeiten ihren Beschützern und neuen Freunden mit der Met-Fahne allerdings keine große Hilfe sind. Aussagen wie „dieser Ort ist nicht sicher“ sind dann doch etwas unpräzise und nicht ernsthaft überraschend. Die großartige, unberührte Naturkulisse hätte man mit wenigen Ausnahmen so übrigens auch im Harz oder fast jedem wenig besiedelten Gebiet in Osteuropa finden können, Steine und vereinzelte Bäume soll es da auch geben. Für irgendwas muss man das Budget ja ausgeben. Das ist mindestens so monoton und glanzlos wie der gesamte Film, dessen uninteressante Dramaturgie (Laufen, Brüllen, Kämpfen, Ende) nicht im Geringsten durch die mäßigen Kampfszenen aufgewertet wird, die im heutigen Zeitalter so auch niemanden mehr groß beeindrucken. Von „kompetent angerichteter Schlachplatten“, wie es die Hamburger Morgenpost nennt, ist das hier noch ein gutes Stück entfernt, eher eine kalte Platte vom Discounter statt vom Schlachter.
Wenn das einfach wieder nur so heimlich, still und leise in die Verkaufs- und Videothekenregalen geschummeltes Trockenfutter wäre, wahrscheinlich einfach nur egal und würde vielleicht minimal positiver wahrgenommen werden als die üblichen DTV-Gurken aus dem Genre, da stellt man sich von vornherein auf gar nichts ein. Warum hier so ein Tamtam gemacht und der belanglose Schinken zum Kinoevent aufgeblasen wurde, wissen wohl auch nur die Produzenten selber. Unter den Konkurrenzbedingungen kann der doch nur abstinken. Manchmal lieber ganz kleine Brötchen backen, dann ist man mit weniger zufrieden oder in dem Fall eher gnädiger. 
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