Review: NO ONE LIVES - Keine Miene zum bösen Spiel

Review: NO ONE LIVES - Keine Miene zum bösen Spiel
Fakten:No One LivesUSA, 2012. Regie: Ryûhei Kitamura. Buch: David Lawrence Cohen. Mit: Luke Evans, Adelaide Clemens, Derek Magyar, Lee Tergesen, America Olivo, Beau Knapp, Lindsey Shaw, George Murdoch (a.k.a. Brodus Clay), Laura Ramsey, Gary Grubbs u.a. Länge: 86 Minuten. FSK: Keine Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:Ein Pärchen wird auf der Landstraße von einem brutalen Kriminellen überfallen und entführt. Er will nur an ihre Wertsachen und verschleppt sie in die Werkstatt eines Kollegen. Während er sich über den Inhalt ihres Wagens hermacht, stößt er auf eine Überraschung. Zu spät, denn er hat praktisch schon das Todesurteil für sich und seine Gang unterschrieben…

Meinung:„No One Lives“ ist die zweite US-Arbeit des Japaners Ryûhei Kitamura, der vier Jahre zuvor mit „The Midnight Meat Train“ einen durchaus gelungenen Einstand in den Staaten gab. Schon damals kein Film für Zimperliesen, in Sachen Splatter zeigte wenig zurückhaltend, ohne sich dabei jedoch zu ernst zu nehmen. Gerade durch diesen Aspekt, wie seine abgefahrene Pointe, die letztlich das gesamte Werk in ein anderes Licht rückte und in der Nachbetrachtung einige Ungereimtheiten als total nichtig verpuffen ließ, konnte sich sein West-Debüt deutlich über den Durchschnitt des Genreeinheitsbrei einordnen. Für seinen zweiten Streich wurde er von den WWE Studios engagiert, die nach „See No Evil“ (2006) sich ebenfalls das zweite Mal an einen expliziten Horrorfilm versuchten, der im Gegensatz zum Fleisch-Zug sich konsequent grimmig und noch eine deutliche Schippe brutaler gibt.

Review: NO ONE LIVES - Keine Miene zum bösen Spiel

Nicht hängen lassen, das heilt schon wieder.

Ungewöhnlich für das Studio: Während sonst ihre Produktionen dazu genutzt werden, einen ihrer aktuelle oder ehemaligen Wrestler durch zuschustern der Hauptrolle einen Fuß in die Tür der Filmbranche zu verschaffen (und ganz nebenbei dadurch natürlich deren Fans als sichere Kunden an Land zu ziehen), gibt sich hier kein Steroid-Klops die Ehre in einer großen Rolle. Lediglich George Murdoch a.k.a. Brodus Clay darf mit seinem Adonis-Körper kurz die Sonne verdunkeln. Im weitesten Sinne hat er sogar eine „tragende“ Rolle, bei der er sein Innerstes nach außen kehren darf. Als Star hält Luke Evans her, was relativ verwunderlich ist, denn das was der sonst meistens zeigt (und hier mal wieder), könnte bestimmt auch einer der WWE Jungs. Mit stoisch-steinerner Miene starren die schließlich auch in ihrem Hauptberuf durch die Gegend, warum also die Gage an einen Gastarbeiter verschwenden? Nicht nachvollziehbar, auf die ohnehin bescheidende Qualität des Films hat das aber so oder so keine ernsten Auswirkungen. Mal abgesehen von seinem krampfigen, stets sauertöpfisch dreinschauenden Hauptdarsteller hat „No One Lives“ bis auf reichlich frisches Hackfleisch nämlich nicht viel in bzw. auf der Pfanne. Sein einzig guter Moment wird nach kurzer Zeit verbraten. Sobald sich der Spieß gedreht hat, werden nur noch unsympathische Assis durch den Wolf gedreht, deren Schicksal einem herzlich egal ist. Die als echter Daumendrücker dazu gefügte Lady ist dann noch so nervig, dass sie wohl als unvermeidliches Final-Girl einen Freifahrtschein hat gönnt man ihr irgendwie auch nicht.
Nach dem ganz interessanten Beginn folgt ausschließlich ein monotones Abschlachten, das keine Zeit für den Aufbau von Spannung oder echter Teilhabe mit den Figuren verschwendet, dafür bleibt in den nur noch knapp 60 Minuten auch keine. Zügig wird beinhart gewüstet, zumindest droht „No One Lives“ dadurch nie richtig langweilig zu werden, irgendwer geht immer drauf. Darauf liegt das einzige Augenmerk, da wird sich keine Blöße gegeben. Folgerichtig ist der Film mit FSK-Plakette nicht die Hälfte wert, nur in der ungeprüften Fassung darf man an allem beiwohnen. Wenn schon die Handlung nicht mehr als Dummschiss ist, in dem Bereich wurde sich Mühe gegeben, sollte man anerkennen. Die Effekte sind ansehnlich und wahnsinnig drastisch, was diesem insgesamt sehr verzichtbaren Film immerhin Schauwerte garantiert. Für einige Igitt- und Oha-Reflexe reicht das durchaus, grundsätzlich ist die technische Umsetzung schon ganz okay. Kein sichtbar billig runtergerotztes Häufchen Elend, worüber man im Genre bald schon froh ist. Als ganz grobe Blutwurst zum auf die Schnelle weggucken mag der noch taugen, doch selbst da gibt es genug Alternativen, „No One Lives“ braucht eigentlich kein Mensch. 
4,5 von 10 Überraschungssäckchen

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