Review: NIGHT OF THE LIVING DEAD - Der Anfang vom Ende...

Erstellt am 18. August 2013 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln
  
Fakten:
Night of the Living Dead
USA, 1968. Regie: George A. Romero. Buch: John A. Russo, George A. Romero. Mit: Judith O`Dea, Duane Jones, Karl Hardman, Marilyn Eastman, Keith Wayne, Judith Ridley, Kyran Schon, Charles Craig u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Story:
Barbra und ihr Bruder Johnny besuchen das Grab ihres Vaters und landen kurz darauf auf der Speisekarte. Aus unerklärlichen Gründen steigen die Toten aus ihren Gräbern auf. Johnny wird das Hors d' oeuvre, Barbra kann sich in ein entlegendes Haus flüchten. Die untote Dinnergesellschaft belagert das warme Buffet, das sich allerdings mit allen, spärlichen, Mitteln zur Wehr setzt.

  
  
Meinung:
George A. Romero hat den Zombiefilm nicht erfunden, hinlänglich aller Meinungen. Der Mythos des lebenden Toten existierte schon lange vorher und das was Romero (und die Filmlandschaft heute allgemein) unter dem versteht, entspricht nicht den Tatsachen. Das ist eine unendliche (sehr interessante) Geschchte, nur darauf einzugehen würde den Rahmen sprengen. Fakt ist: Romero hat sicherlich das massgeblich geprägt, was heute für den Begriff Zombie steht. Zurecht, denn "Night of the Living Dead" ist ohne Frage der besste Vertreter seines Genres, würde es nicht den Nachfolger "Dawn of the Dead" geben. Ohnehin hat Romero sein Prädikat als moderner Zombie-Vater sich nicht erschlichen, auch der Abschluss der Ur-Trilogie "Day of the Dead" (Zombie 2 - nach Sinn oder Unsinn der deutschen Titelgebung bitte nicht fragen) ist ein sehr gekonntes, in seinem kritischen Subtext, sogar verdammt konsequentes Finale, was den Deckel auf eine der besten Trilogien im Horror-Genre gesetzt hat.

Die Nacht der untoten Nerds...


Der Ursprung "Night of the Living Dead" erschien damals sehr neu, allerdings hat Romero sich nicht alles erdacht, sondern nur geschickt gewildert. Wie gesagt, denn den Zombie-Mythos, eigentlich kein Mythos, sondern Teil einer religiösen Bewegung und medizinisch (erschreckend) plausibel, gab es schon lange vorher und wurde auch schon filmisch verarbeitet, nur Romero hat das Ganze in eine eigene Richtung geschubst, die bis heute die Richtlinie darstellt. Um jetzt mal noch tiefer zu gehen: Schon vier Jahre vorher gab es einen Film, der Romeros Klassiker sehr stark ähnelte. "The Last Man on Earth" (später als "Der Omega-Mann" oder "I Am Legend" neu verkauft) mit Vincent Price. Damals waren die Untoten noch Vampire, aber das Erscheinungsbild gleicht erstaunlich präziese dem, was Romero anschliessend als "seine Zombies" verkauft. Wie auch immer, ein Low-Budget-Film muss halt von dem leben, was er gefahrenlos verwerten kann, aber nun kommt es: DAS macht Romero so verdammt effektief und in anbetracht seiner Mittel so erstaunlich gut, "Night of the Living Dead" ist kein Klassiker, der vom Baum gefallen ist. Mit dem Budget könnten heute die wenigsten Produzenten nur das Casting auf die Beine stellen.
Das spielt auch gar keine Geige, denn Romero zaubert ein klaustrophobisches, enorm dichtes Spektakel hin, was sich aussschliesslich auf das Wesentliche konzentriert. Angst, Panik, Terror. Blut und Gore, heute unverzichtbar für einen derartigen Genrefilm, ist zweitrangig. Minimal, dafür optimal, zelebriert Romero ein "neuartiges" (zumindest so verkauftes Genre) und schuf damit Wege, die seit kurzer Zeit unendllich ausgetramppelt werden. Die Stimmung ist sensationell, die Figurenkonztelation mutig (ein Farbiger ist der Held, Ende der 60er, von Shaft noch keine Spur), der gesellschaftkritische Kontext wird nur dezent angekratzt, aber ist deutlich spürbar. Das hat Romero, in der Folge der Trilogie, noch deutlich ausgebaut, nur hier musste er das gar nicht. "Night of the Living Dead" ist kompakt, knackig, einnehmend und sehr wohl überlegt, jenseits von billigen Genrefilmen, unter dessen Kategorie er locker fallen könnte. Tatsächlich unterscheided sich dieser Wegweiser von den üblichen Vertretern seiner (und heutiger) Zeit, weil er nicht auf billige Effekthascherei setzt, sondern ein Szenario für sich sprechen lässt und kaum mehr nötig hat.

Langsam, aber unaufhaltsam

Unheimlich, beklemmend, essentziell, in Anbetracht seiner Umstände sogar ein Phänomen. Schrechlich-billig, schrecklich-gut, ein schrecklicher-Klassiker, ein untotes Monster, so geht Horror, Budget ist was für Loser. Zudem: Der "Kopfsschuss...und fertig", in Hinsicht auf die Endsequenz sogar mehr als das, aber ich will niemanden den "Spass" verderben, darüberhinaus eine erstaunliche Kameraführung. Immer nah dran, wenige weite Einstellungen, so fühlt sich der Zuschauer unbehaglich dicht am Geschehen. Bestimmt eine budget-bedingte Notlösung, in der Wirkung aber wunderbar. Nur so am Rande....
8 von 10 vernagelten Türen