Review: NEW JACK CITY - Crack regiert die Stadt

Erstellt am 12. Juni 2013 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
New Jack City
USA, 1991. Regie: Mario Van Peebles. Buch: Thomas Lee Wright, Barry Michael Cooper. Mit: Wesley Snipes, Ice-T, Allen Payne, Chris Rock, Judd Nelson, Mario Van Peebles, Michael Michele, Bill Nunn, Russel Wong, Bill Cobbs, Christopher Williams, Vanessa Williams, Tracy Camilla Johns, Anthony DeSando u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Ende der 80er steigt Nino Brown innerhalb weniger Jahre zum Crack-König von New York auf. Er und seine Gang, die Cash Money Brothers, überschwemmen die Straßen mit der Teufelsdroge, scheffeln Geld ohne Ende, haben sich eine Festung erbaut, die scheinbar niemand stürmen kann. Detective Stone setzt die ungleichen Cops Scotty Appleton und Nick Peretti auf die Zerschlagung von Ninos Königreich an. Ein schwerer Kampf. Es gelingt ihnen, den Junkie Pookie von der Straße zu holen, ihn vom Stoff runter zu bringen und bei Nino einzuschleusen. Das geht gehörig schief, deshalb geht Appleton nun selbst undercover.

  

Meinung:

Den Spitzel kannste' in der Pfeife rauchen

"New Jack City" war seinerzeit ein kleiner Aufreger, griff er doch ein brandaktuelles Thema auf, dem sich beispielsweise auch Dennis Hopper mit "Colors - Farben der Gewalt" drei Jahre zuvor widmete, wobei schon diverse Differenzen zwischen den beiden Filmen bestehen, aber ähnlich viele Schnittpunkte. In "Colors" ging es um die Gangproblematik in Los Angeles Ende der 80er, den verzweifelten, hilflosen Kampf der Cops gegen die wütende Energie der Straße, die Selbstzerfleischung der schwarzen Perspektivlos-Gesellschaft, ausgetragen auf einem blutigen Schlachtfeld. "New Jack City" zeigt nicht verstreute Ghetto-Kids beim Abknallen um Brotkrumen und ist nicht so konsequent aus der Sicht der Gesetzeshüter inszeniert. Dennoch atmet "New Jack City" die gleiche Brisanz und dessen Zeitgeist, erzählt von dem gleichen Problem. 

Nino steht selbst über dem Gesetz

Diesmal gibt es nur das Gesicht des Bösen, Wesley Snipes als Crack-Guru Nino Brown, der es vom Kleingnoven an die Spitze eines Elend-Imperiums schafft, der seine Brüder und Schwestern mit der Mode- und Todesdroge dieser Zeit versorgt. Mario Van Peebles gelingt es zum Teil durchaus, in einem seiner wohl besten Filme als Regisseur, das Thema an den Eiern zu packen und unverblümt-schonungslos aufzuzeigen, was sich in den weniger schicken Straßen der USA damals abgespielt hat. Brisanz hat "New Jack City" durchaus, verschönt nichts und will aufrütteln. Schwarzes Kino mit Stallgeruch, Blaxploitation-Kino zumindest im Ansatz, auf einen neuen "Shaft" darf aber nicht gehofft werden. Van Peebles zeigt einiges, inszeniert es ganz ansprechend, kratzt aber letztendlich nur an der Oberfläche, schafft keine Tiefe, erzählt eine simpele Story und ist manchmal so prollig wie seine Figuren. Die Darsteller sind bis auf einen präsenten Snipes durchschnittlich, wenn auch halbwegs namenhaft, was nicht unbedingt für ihre Qualität spricht. Oder wer ist schon heiß auf einen Streifen mit Ice-T in der Hauptrolle? Immerhin, er ist ganz in Ordnung, was hat der später nicht für Gurken gedreht, da ist man hier fast zufrieden. Überraschung aus heutiger Sicht: Der junge Chris Rock überzeugt als crack-süchtiger Spargeltarzan, bringt seine abgejunkt-verzweifelte Figur glaubhaft rüber, während er heute als lustig-quaselnder Afro-Ami in "bester " Eddie Murphy Tradition nur noch nervt.
Hätte "New Jack City" ein besseres, einfallsreicheres Script, mehr Tiefgang und weniger austauschbare Szenen, er wäre wohl ziemlich gut. Denn er hat die Ansätze, eine ordentliche Regiearbeit und will was bewegen. So bleibt es ein einigermassen vernünftiges B-Movie mit zeitlich-szenischem Einschlag und einem passenden Soundtrack versehen.
6 von 10 Crack-Pfeifen.