Review: MUPPETS MOST WANTED – Wenn ein Frosch im Gulag steppt

Review: MUPPETS MOST WANTED – Wenn ein Frosch im Gulag steppt
Fakten:
Muppets Most Wanted
USA. 2014. Regie: James Bobin. Buch: Nicholas Stoller, James Bobin. Mit: Tina Fey, Ty Burrell, Ricky Gervais, Steve Whitmire, Eric Jacobson, Matt Vogel, Kevin Clash, Christoph Waltz, Til Schweiger, Lady Gaga, Ray Liotta, Frank Langella, Usher Raymond, Sean Combs, Salma Hayek, Danny Trejo, Saoirse Ronan, Tony Bennett, Zach Galifianakis u.a. Länge: 113 Minuten. FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung. Ab 5. September auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Der finstere Frosch Constantin bricht aus dem russischen Gefängnis aus. Da er Kermit sehr ähnlich sieht, wird kurz darauf Kermit verhaftet und inhaftiert. Constantin nutzt diese Chance, gibt sich bei den Muppets als Kermit aus und plant im Verborgenen einen spektakulären Juwelenraub.


Meinung:
Seit ihrer Geburt in der Mitte der 1970er Jahre genießen die Muppets internationale Reputation: Kermit hat unlängst einen Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood spendiert bekommen, während die genialen Folgen der „Die Muppet Show“ auch im deutschen Fernsehen wieder und wieder ausgestrahlt werden. Die große Stärke der Muppets war immer, wie es problemlos verstanden, ein junges und erwachsenes Publikum anzusprechen, den Kindern mit zünftigen Slapstickeinlagen ordentlich Freude bereiteten, über ihren Köpfen aber auch eine ungemein anarchische, gerne gesellschaftskritische Tonalität vertraten, die bei den älteren Konsument auf reichlich Gegenliebe stieß. Im Kino aber wollte die Rechnung nicht aufgehen und nach „Muppets aus dem All“ von 1999, der sich als heftiger Flop herausstellte, sollte es ganze zwölf Jahre still um die quirligen Handpuppen werden. 2011 aber nahm sich „How I Met Your Mother“-Star Jason Segel ein Herz und erweckte die alten Helden mit „Die Muppets“ wieder zum Leben.

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Die Muppets erobern Europa

Segel, der von der Walt Disney Company weitestgehend freie Hand bekam, verknüpfte das liebenswert Urige und angenehm Anarchische der kultisch verehrten Serie auch in dem von ihm geschriebenen Kinofilm, um sich dann noch als menschlicher Hauptdarsteller in Szene setzen zu lassen, der von einer bezaubernden Amy Adams („The Master“) an seiner Seite tatkräftig unterstützt wurde. Mit „Muppets Most Wanted“ bekommt man es nun mit der Fortsetzung zum Megaerfolg aus dem Jahre 2011 zu tun. Jason Segel allerdings hat die Segel (Kalauer!) gestrichen und anstatt seiner Person, haben sich Regisseur James Bobin, der „Muppets Most Wanted“ wie schon „Die Muppets“ inszenierte, und Nicholas Stoller (der Segel damals ebenfalls unterstützte) an das Drehbuch gesetzt. Und was soll man sagen? Es sind halt immer noch die Muppets, und die stehen automatisch in Relation mit jeder Menge Herz, welches seine Kraft zum Teil aus wunderschönen, nostalgischen (Kindheits-)Erinnerungen gewinnt. Allerdings geht „Muppets Most Wanted“ ein Stück weit der Esprit verloren, der selbst Nicht-Muppets-Fans und festgefahrene Musical-Muffel begeisterte.

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Im Gulag hat Kermit wenig zu lachen

„Muppets Most Wanted“ setzt genau dort an, wo „Die Muppets“ aufhörten: Die angestimmte Musical-Nummer auf dem Hollywood Boulevard findet ihren Ausklang und in wenigen Wimpernschlägen stehen die Puppen schon wieder allein auf weiter Flur, denn all die Menschen, die ausgiebig mit den Muppets gefeiert haben, waren bezahlte Statisten. Danach folgt eine Meta-Gesangseinlage, die das eigene Fortsetzungsthema gehörig durch den Kakao zieht und gleich mal verlauten lässt, dass Nachfolger ja eh nie so gut sind wie noch die Vorgänger: Eine Entschuldigung für die Enttäuschungen, die die Fans in der nächsten Zeit ereilen werden. Aber eine durchaus spritzige, die Lust auf mehr macht. War „Die Muppets“ noch geschwängert von organischer Emotionalität und konnte mit Songs gefallen, die wahre Ohrwurmqualitäten besaßen und auch noch Tage später durch den Gehörgang schallten, erscheint „Muppets Most Wanted“ zuweilen reichlich beliebig. Was die gehörige Arbeit an den Liedern an dieser Stelle gewiss NICHT diskreditieren soll, nur fehlt einfach der letzte, memorable Quäntchen.

Darüber hinaus fällt „Muppet Most Wanted“ reichlich zahm aus und die größte Subversion, die sich der Film erlaubt, gebärt aus der Parallelisierung vom sibirischen Gulag, in das Kermit durch eine heimtückische Verwechslung landet und der Showbühne, auf der sich der Gauner Constantine, der genauso aussieht wie Kermit, nur mit einem Muttermal am Mundwinkel ausgestattet ist, breitmacht, um seine geplanten Schandtaten weiter auszubauen. Selbstreflexive Witzchen sind da Standard und als Phänomene der Popkultur ist es den Muppets freilich gegönnt, ebenso reich popkulturelle Referenzen zu schlagen. Und das ist auch alles immer niedlich, unterhält, lässt jedoch die immense Klasse vermissen, die man mit der Show seit jeher assoziiert. Der tolle Ricky Gervais zum Beispiel ist bloßer Stichwortgeber als Constatines Adjutant, Tina Fey hingegen ist wunderbar in der Rolle der Gulagaufseherin Nadya, während bei den Cameos (darunter außerdem: Christoph Waltz, Tom Hiddleston, Til Schweiger, James McAvoy, Salma Hayek, Zach Galafianakis, Chloe Grace Moretz, Frank Langella) vor allem Ray Liotta und Danny Trejo im Gedächtnis bleiben, die als eigentlich harte Kerls endlich an einer Musicalnummer teilnehmen dürfen: Zwerchfellerschütterung vorprogrammiert.

5 von 10 langsamen Interpolagenten

von souli

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