Review: MONUMENTS MEN – George Clooney & Buddys retten verschleppte Kulturgüter

Erstellt am 26. Februar 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln


Fakten:

Monuments Men
USA. BRD. 2014.
Regie: George Clooney. Buch: Grant Heslov, George Clooney, Robert M. Edsel (Vorlage). Mit: George Clooney, Matt Damon, Bill Murray, John Goodman, Cate Blanchett, Bob Balaban, Jean Dujardin, Hugh Bonneville, Justus von Dohnáyi, Holger Handtke, Michael Brandner, Udo Kroschwald, Claudia Geisler, Sam Hazeldine u.a. Länge: 110 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.
Story:

Basierend auf wahren Begebenheiten: Der zweite Weltkrieg nähert sich dem Ende, als die Alliierten eine Truppe von speziellen Soldaten nach Frankreich schicken, um dort wertvolle Kunstschätze, die von den Nazis verschleppt wurden, sicherzustellen. Keine einfache Aufgabe, vor allem weil die Truppe nicht aus richtigen Soldaten besteht, sondern aus Kunst- und Museumsexperten.

Meinung:

Nicht nur fachkundigen Historikern können mit dem Wissen prahlen, dass die Nationalsozialisten ihrer Zeit im Auftrag des deutschen Reichskanzlers Adolf Hitler massive Raubzüge vollstreckten und Kunstschätze jeder Couleur von unbeschreiblichem Wert für sich beanspruchten, um diese nach Kriegsgewinn schließlich im geplanten „Führermuseum“ auszustellen: Zu dem erlesenen Diebesgut gehörten Werke von Michaelangelo, Leonardo da Vinci, Rubens und Rembrandt. Dass es allerdings eine Sonderabteilung während des zweiten Weltkriegs gab, die sich auf die Bergung dieser Kunstschätze spezialisierte, ist nicht unbedingt von rigoroser Popularität gezeichnet. Bis jetzt. Niemand geringeres als Superstar und Vorzeigeliberalist George Clooney nämlich hat der „Monuments, Fine Arts, and Archives Section“ und ihren beteiligten Kunstschutzoffizieren mit seiner fünften Regiearbeit „Monuments Men“ nun auch ein filmisches Denkmal gewidmet. Stolz zeigen darf sich in Anbetracht der Qualität dieses verheißungsvollen Projekt allerdings niemand, weder die Amerikaner und noch weniger die Verantwortlichen.

"Monuments Men" wissen: Kunst macht gute Laune. Scheiß auf den Krieg

George Clooney ist eine dieser Prominenten, die mit ihrem gottgegebenen Charisma hervorragen umgehen zu wissen und damit nicht nur die Herzen der Damenwelt mit einem verschmitzten Grinsen im Sturm erobern, sondern auch als Künstler nicht befreit von jedem Talent agieren: Mit seinen vorherigen Regiearbeiten „Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind“, „Good Night, and Good Luck“ und „The Ides of March“ wusste der Hollywood-Beau wiederholt zu überzeugen, während seine schauspielerische Qualifikationen nach Auftritten in Stephen Gaghan „Syriana“ und Tony Gilroys „Michael Clayton“ endgültig bestätigt wurden. Umso fragwürdiger erscheint es da, wie Clooney „Monuments Men“, von dem er in der Prä-Produktion wie auch im Nachhinein immer in den höchsten Tönen schwärmte, als hätte er sich hiermit endlich einen Kindheitstraum ermöglichen können, so katastrophal gegen die Wand fahren lassen konnte. Dabei zeigten sich die Vorzeichen – nicht nur dank Clooney – alles andere als zum Scheitern verurteilt. Denn neben der ausgezeichneten Besetzung um Bill Murray, John Goodman, Matt Damon, Jean Durjadin, Cate Blanchett, Bob Balaban und Clooney selbst, besitzt „Monuments Men“ einfach eine wunderbare Geschichte als Ausgangssituation.

Auf der Suche: Matt Damon und Cate Blanchett

Sympathisch ließ Clooney noch anklingen, dass er sich mit „Monuments Men“ nicht auf Oscarjagd begeben möchte, sondern seinen Film eher dem Stile klassischer Abenteuerfilme à la „Gesprengte Ketten“ verschreibt. Zu Anfang erweckt „Monuments Men“ auch noch diesen altmodisch-wohligen Eindruck, in dem er die Geschichte Stück für Stück aufbaut, seine Charakter aus allen Ecken zusammentrommelt und sich dann schließlich auf die Rettungsmission begibt, die durch Hitlers Nerobefehl später noch weiter erschwert werden sollte. Doch bereits nach weniger als einer halben Stunden wird die defizitäre Handhabung der Thematik offensichtlich: Clooney verschachtelt seine Narration derartig, dass er seine einzelnen Erzählstränge nicht nach und nach miteinander verwebt, sondern sie  nebeneinander laufen lässt und damit vermeidet, jedem einzelnen Part die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken: Die Perspektivwechsel, bei denen sich die Protagonisten auf die Länder verteilen, könnten in ihrer von jeder Dramaturgie befreiten Staffelung verquerer und inkohärenter kaum sein. In „Monuments Men“ will kein Handlungsbaustein auf den anderen passen, dabei versteckt sich unterhalb  des durchweg emotionslosen und spannungsbefreiten Chaos ein ehrenwertes Plädoyer für die Kultur- und Kunstpflege.
Von historischer Exaktheit kann und will in einem solchen Unterhaltungsfilm gewiss keine Rede sein, denn allein die Szene im Salzbergwerk von Altaussee, in dem die Helden schließlich die verscharrten Schätze entdecken, ist ein Ausdruck der puren Verwässerung: Natürlich wird in keiner Silbe erwähnt, dass es nicht die Monuments Men, sondern hiesige Österreicher waren, die die Werke letzten Endes vor ihrer Vernichtung bewahren konnte. Hier aber gibt es weder Österreicher, noch sind es äußerliche, unbeteiligte Einflüsse, die lobende Erwähnung finden. Aber das tut letzten Endes nichts zur Sache, denn Clooney wollte dem Zuschauer nur einen netten Abend spendieren, was ihm absolut misslungen ist und seine Inkompetenz als Geschichtenerzähler nachweislich unter Beweis stellt: Nett gemeint, aber furchtbar umgesetzt.

3 von 10 zu engen Helmen

von souli