Review: MISS BALA - Ein (Alb)Traum wird wahr

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Fakten:
Miss Bala
MEX, 2011. Regie: Gerardo Naranjo. Buch: Mauricio Katz, Gerardo Naranjo. Mit: Stephanie Sigman, Noé Hernández, Juan Carlos Galván, Irene Azuela, Lakshmi Picazo, Jose Yenque, James Russo, Leonor Vitorica, Gabriel Heads, Hugo Márquez, Miguel Couturier u.a. Länge: 109 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Laura, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt, hat ein großes Ziel: Sie will die Schönheitskönigin ihres mexikanischen Bezirks werden, um ihrer Familie und sich etwas Wohlstand zu sichern. Das Ziel wird sie erreichen, nur der Preis ist hoch. Während eines Clubbesuchs mit ihrer besten Freundin gerät sie in eine Razzia der Polizei, es kommt zu einer wilden Schiesserei mit Kartell-Mitgliedern. Laura kann fliehen, forscht nach und geräht dadurch in die Fänge des Kartells. Laura wird in einen kriminellen Strudel hineingezogen, in der Hoffnung, etwas über den Verbleib ihrer Freundin herauszufinden.

  
  

                                                                                                                  
  
Meinung:
Gerardo Naranjo, den Namen sollte man sich merken. Der Regisseur und Co-Autor von "Miss Bala" verfügt ganz offensichtlich über Fähigkeiten, die ich vielen aktuellen (US-Big-Budget) Regisseuren absprechen will/muss. Der kann Bilder sprechen lassen und weiß, wo und wie die Kamera eingesetzt werden kann. Das sollte zum Effeff gehören, speziell bei den Leuten, die kontinuierlich mit dreistelligen Millionensummen rumfuhrwerken und es trotzdem nur so wirkt wie eine überteuerte Jahrmarktsensation. Getragen wird "Miss Bela" sicherlich nicht durch seine Story, zumindest vordergründig. Reduziert auf den Ablauf der Geschichte ist das nichts besonderes, kratzt manchmal sogar leicht am Rande des Klischees, aber wie das umgesetzt ist und welche Wirkung er hinterlässt, ist bemerkenswert.

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Die Schöne und das Biest

Um mal mit den Kritikpunkten zu starten: Einiges ist nicht so richtig schlüssig (warum das alles so passiert, warum sich die bösen Buben dieses Opfer suchen, warum machen sie dies oder das, geht sicherlich auch unkomplizierter), das ist nicht die Stärke des Films. Dafür ist er technisch erstaunlich hervorragend und vor allem so konsequent und bitter, das gibt es aus dem großen Nachbarland selten zu sehen. Am Ende steht die Erkenntnis: Es geht in erster Linie um das Erleben, das Statement, als um den narrativen Weg dahin. Denn "Miss Bela" schildert eine Situation, ein gesellschaftliches Problem, Mexiko im Würgegriff von Armut, Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit, die gutbürgerlich, fast verarmte "Mittelschicht" (verhältnissmässig) als Opfer in einem Krieg zwischen dem organisierten Verbrechen und der eigentlich unterlegenen Staatsgewalt. Es gibt Tote auf beiden Seiten, darunter leiden aber in erster Linie die Menschen, die in das Schussfeld geraten. Laura geräht genau da hinein, weiß anfangs gar nicht wie ihr geschieht und ist unfähig sich zu wehren, was letztendlich ein Sinnbild für den aktuellen Zustand eines Landes ist. Schwarz und Weiß bekriegen sich, Grau hat automatisch verloren. Als hilfloser Spielball missbraucht, gedemütigt und am Ende als Sündebock verkauft, Viva México.

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Beauty-Queen am Boden

"Miss Bela" erlaubt keinen Raum für ein Happy-End, was nördlich immer drin ist, und verfällt gar nicht erst der Option für Friede, Freude, Eierkuchen. Das würde das Endprodukt auch verwässern und schlussendlich in den besseren Durchschnittsbereich drücken. So steht der etwas austauschbaren Geschichte die Aussage gegenüber, die oft und manchmal besonders im Bulls-Eye landet. Und jetzt endlich mal zu der Inszenierung: Da hat sich jemand mal Gedanken gemacht, wie eine Szene aussehen und wirken soll. Bewusst wird endschleunigt, keine Spur von hektischen Schnitt-Gewitter und Planlosigkeit, Naranjo ist der Mann mit dem Plan. Es gibt etliche Szene, die unglaublich wirkungsvoll, langsam, aber sehr durchdacht bebildert werden. Die Kamera bewegt sich zielgerichtet, bewusst und punktgenau. Naranjo geizt mit Schnitten wo Bay, Verbinski und Konsorten total durchdrehen würden. Der dreht nicht und schnippelt dann, der dreht mit der genauen Forstellung, was er haben will. Super, das meinte ich mit "Bilder sprechen lassen".
"Miss Bela" ist sicher kein grandioser Film, zweifellos aber ein extrem sehenswerter, der großartiges Handwerk und Wirkung einer ausgeklügelten Handlung vorranstellt. Und bevor ich es unterschlage: Er funktioniert nicht zuletzt wegen der wunderbaren Hauptdarstellerin Stephanie Sigman so gut.
7 von 10 Beauty-Krönchen.

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