Michael Douglas, Sterling Jerins und Diane Keaton in “Das grenzt an Liebe” / alle Bilder © Senator
Regisseur Rob Reiner hat nicht nur einen, sondern gleich eine ganze Reihe von wichtigen Filmen in die Kinos gebracht. Mit Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers hat er einen Klassiker des Jugendabenteuerfilms geschaffen. An Harry und Sally wird sich noch heute für die von Meg Ryan gespielte Orgasmusszene im Katz’s Deli in New York erinnert. Für Misery holte er James Caan und Kathy Bates vor die Kamera und drehte eine der bis heute noch besten Stephen King-Verfilmungen und in Eine Frage der Ehre lieferte Jack Nicholson für Reiner den in Erinnerung gebliebenen Aufschrei: „Die Wahrheit? Sie können die Wahrheit doch gar nicht vertragen!“
Hoffentlich kann Reiner die Wahrheit vertragen wenn man ihm nun sagen muss, dass sein neuester Film Das grenzt an Liebe mit Michael Douglas und Diane Keaton in den Hauptrollen, wenig mit seinen Frühwerken gemein hat. Weder reicht sein Film an die Qualitäten der 80er und 90er Filme Reiners heran, noch versprühen seine Darsteller den enthusiastisch wirkenden Spaß an der Arbeit, der all den anderen Filmen innewohnt.
Zum einen wäre da die Sängerin Leah, gespielt von Diane Keaton. Der Film möchte die beiden zum romantischen Techtelmechtel-Paar machen, was gelinde gesagt überhaupt nicht funktioniert. Wo Tommy Lee Jones und Meryl Streep in Wie beim ersten Mal ein liebreizendes altes Pärchen abgaben, sind Michael Douglas und Diane Keaton bis zum Schluss nur mit sehr wenig Chemie ausgestattet. Während Douglas immer ein wenig der Macho bleibt, verkörpert Keaton die gute Seele. Beide zusammen wirken einfach falsch. Daran sind nicht die beiden Schuld, sondern viel mehr das Casting, das hier einfach einen Fehler begangen hat.
Neben der neuen großen Liebe im Alter tritt auch noch Orens Sohn in sein Leben zurück. Natürlich hat er sich auch von diesem entfremdet und weiß dementsprechend weder, weshalb dieser auf einmal für einige Monate ins Gefängnis muss, noch dass Oren eine Enkeltochter hat, auf die er nun aufpassen soll. Das Wort „Grandpa“ gefällt ihm ganz und gar nicht – ebenso wenig wie uns diese Rührseligkeit des Opa/Enkelin-Aufeinandertreffens gut bekommt. Es wird immer wieder mächtig auf die Familien-Tränendrüse gedrückt, wenn Oren in die Großvater-Rolle gepresst wird (wie gesagt: Michael Douglas wirkt mehr wie ein Macho als ein liebender Mann, mehr wie ein Vollblut-Single als familientauglich), Leah schon frühzeitig als Großmutter auserkoren wird und die kleine Sarah (zugegeben eine süße Sterling Jerins, die schon in World War Z und den The Conjuring-Filmen gespielt hat) sich quietschend an allen gemeinsamen Aktivitäten der neu zusammen geführten Familie erfreut.
Der Film entwickelt überhaupt kein Konfliktpotential. Der Vater, der nicht mit dem Sohn kann, das haben gerade erst Robert Downey Jr. und Robert Duvall in Der Richter weitaus besser praktiziert. Die alte Liebe misst jeden notwendigen Funken, Michael Douglas wirkt wie ein Fish out of Water in diesem wenig romantischen, wenig komödiantischen Versuch einer RomCom für das ältere Semester.