REVIEW: Melodi Grand Prix, Kopenhagen, 07. März 2020

Der dänische ESC-Vorentscheid Melodi Grand Prix 2020 wird in Erinnerung bleiben - und zwar leider nicht aus musikalischen Gründen.

REVIEW: Melodi Grand Prix, Kopenhagen, 07. März 2020

Dass das Duo Ben & Tan einen musikalisch allenfalls mittelmäßigen Wettbewerb gewann und sich damit das Ticket für den Eurovision Song Contest 2020 in Rotterdam sicherte, geriet an diesem Abend in den Hintergrund. Denn eine Vorgabe der dänischen Regierung hatte die Veranstalter zuvor in große Schwierigkeiten gebracht.

Keine Großveranstaltungen mit über 1000 Besuchern, so lautete die Ansage, die am Freitagmittag gemacht wurde. Der Dänische Rundfunk hatte so nur gut einen Tag Zeit, die Show den neuen Gegebenheiten anzupassen. Schon der Opener zeigte die skurrile Situation in seiner ganzen Blüte: Die Musiker schlängelten sich durch komplett leere Sitzreihen, nur ein paar Menschen mit Konfetti-Kanonen wurden in der Royal Arena platziert.

Dass es die Moderatoren nicht schafften, das Thema häufiger humoristisch aufzugreifen, mag der fehlenden Vorbereitungszeit geschuldet sein. Der eingespielte Applaus, mit dem sich die Macher behalfen, wirkte aber tatsächlich wie der Gipfel der virusbedingten Traurigkeit.

Was allerdings der Sieger-Auftritt zeigte: Der Eurovision Song Contest und damit auch der Melodi Grand Prix als Vorstufe sind Shows, die vor allem für den TV-Zuschauer funktionieren müssen. Der Auftritt von Ben & Tan wirkte in der Halle (die man als Fotograf in den Schlussminuten der Show tatsächlich doch noch betreten durfte) durch die viele Bewegung und die durchgestylten Kamera-Einstellungen lange nicht so stimmig wie am Fernseher. Andere Acts dagegen, beispielsweise der melancholische Erzähler Emil ("Ville ønske jeg havde kendt dig") oder die Party-Hymne "Human" von Jasmin Rose feat. RoxorLoops, waren in ihrer Darbietung eigentlich auf Rückmeldung und Interaktion des Publikums angewiesen und hatten damit an diesem Abend das Nachsehen.

Somit hat dem Melodi Grand Prix 2020 völlig die Atmosphäre gefehlt, die auch den Eurovision Song Contest ausmacht. Und dabei hoffentlich keine Blaupause dafür geliefert, was in Rotterdam drohen könnte, wenn die Corona-bedingten Beschränkungen auch im Mai 2020 noch anhalten sollten, der Wettbewerb aber trotzdem durchgezogen wird.

Foto: bleistiftrocker.de / Sonja Riegel


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