Review: MEADOWLAND - Strangerlands zweiter Versuch

Review: MEADOWLAND - Strangerlands zweiter Versuch
Fakten:
Meadowland
USA. 2015. Regie: Reed Morano. Buch: Chris Rossi. Mit: Olivia Wilde, Luke Wilson, Juno Temple, Elisabeth Moss, Giovanni Ribisi, John Leguizamo, Ty Simpkins, Scott Mescudi u.a. Länge: 105 Minuten. FSK: noch unbekannt.
Noch ohne Starttermin.
Story:
Sarah und Phil verlieren ihren Sohn unerwartet und spurlos während einer Reise nahe einer Tankstelle. Ein Jahr später gibt es noch immer keine Spur des Kindes. Phil möchte Normalität haben, aber Sarah ist überzeugt, dass ihr Sohn
Jess gesund und munter irgendwo lebt.

Meinung:
Beim diesjährigen Fantasy Filmfest gab es einige kleine und feine Filme zu bewundern. Wir haben schon zu mehreren Empfehlungen Kritiken geliefert („Turbo Kid“, „Deathgasm“ oder auch „Der Unbestechliche“), aber leider ist das Programm eines Film-Festivals nicht ausnahmslos mit guten Filmen gesegnet. Ein Film, der ziemlich enttäuscht hat (trotz seiner technisch einwandfreien Inszenierung und der namhaften Schauspieler) ist das Drama „Strangerland“. Dieser Film stand wohl „Meadowland“ Pate, behandelt er doch die gleiche Thematik auf eine sehr ähnliche Art und Weise. Das, was den Fantasy Filmfest-Beitrag so enttäuschend werden ließ, war seine Leere, seine seichte, teils gar verbrämt einfache Verarbeitung der Thematik von Verlust, Kummer und Enttäuschung. „Meadowland“ hatte also eine recht gute Ausgangsposition, weil er lediglich bekannte Fehler bloß umschiffen musste und diesen Autoren schon mit wenig zufrieden stellen hätte können.

Review: MEADOWLAND - Strangerlands zweiter Versuch

Sarah ist auf der Suche

Aus der Einleitung geht schon ein wenig hervor, dass „Meadowland“ leider nicht das bessere „Strangerland“ geworden ist.
Wartete letzterer mit Nicole Kidman, Joseph Fiennes und Hugo Weaving auf, geben sich hier Olivia Wilde, Luke Wilson, Juno Temple, Elisabeth Moss und Giovanni Ribisi die Klinke in die Hand. Und tatsächlich sind die Darsteller auch das geringste Problem des Films, spielen sie doch gewohnt stark auf und teils gar überraschend intensiv. Wer hätte gedacht, dass Olivia Wilde hier der emotionale Wendepunkt des Werkes werden würde? Das hat Lob und auch Dankbarkeit verdient, weil sie hin und wieder den Zuschauer aus dem gelangweilten Trott herausholt, in den der Film ihn ansonsten manövriert. Der Film ist nämlich abgesehen von den ersten und den letzten zehn Minuten überaus hüftsteif geworden. Da werden die Fehler des australischen Pendants, die der Film hätte umschiffen sollen, einfach nur wiederholt. Langsamkeit, mehrere überaus flache Szenen, die weder zur Handlung noch zur Seh-Erfahrung des Films auch nur das kleinste Bisschen beitragen können. Mit der Zeit verkommt das Gezeigte leider auch noch zu teils peinlichen Plattitüden. Emotionale Kraft, die bei einem Film dieser Machart und Thematik wohl das wichtigste ist, vermag der Film zu Beginn für kurze Zeit zu erzeugen, aber nicht aufrecht zu erhalten.

Sarah und Phil bei der Entfremdung

Das ist überaus bitter, denn der Anfang ist wirklich stark.
Der Zuschauer weiß bereits, was bald für die Eltern des kleinen Jess Gewissheit werden wird. Ihr Sohn verschwindet - ungesehen, klanglos, von einer Sekunde auf die andere. In diesen Momenten der Panik, Furcht und bösen Vorahnung bleibt die Kamera dicht an den Charakteren. Sie folgt Sarah und Phil über den Platz der Tankstelle, hin zur Straße, durch die Flure des Gebäudes. Sie rufen, schreien, brechen in Panik aus und dann ist es vorbei. Die Leere zieht ein, ein dunkler Schatten überdeckt die Existenz der beiden gestandenen Ehepartner (sie ist Lehrerin, er Polizist). Drogen und Albernheiten schützen die Psyche vor der Realität, vor dem Schmerz und den Sorgen. Jess ist zwar schon seit knapp einem Jahr unauffindbar verschwunden, die Akzeptanz sollte langsam in das Leben der beiden zurückfinden, stattdessen sehen wir Sarah, wie sie anonym durch Manhattan läuft. Ihr Kapuzenpullover verdeckt ihren Hinterkopf, der Zuschauer folgt bloß dem Umriss einer Menschengestalt. Sie ist unbekannt, fremd, einsam - wie ihr Sohn, von dem sie glaubt, dass er noch lebt und irgendwo glücklich ist. Diese kurze Szene erinnert an ähnliche Momente in Steve McQueens großem Werk „Shame“, in dem Michael Fassbender durch Manhattan joggt. Sie beide rennen vor sich selbst weg und sie beide werden eingeholt.
Ansonsten hat „Meadowland“ von Reed Morano überaus wenig zu bieten.
Die Darsteller sind toll, der Cast liest sich traumhaft, über die Hälfte der Schauspieler werden jedoch verschwendet. Juno Temple und Elisabeth Moss tauchen zwar auf, ändern aber herzlich wenig. Sie erfreuen den Zuschauer während sie da sind, lassen aber im gleichen Zuge schon ein Gefühl der Redundanz aufkommen, dessen sich der Film auch zu keiner Zeit erwehren kann. Hinzu kommt die riesige Unannehmlichkeit, wie prätentiös der Film teils versucht, den Zuschauer emotional zu manipulieren, was jedoch lediglich das Gegenteil bewirkt. Der Zuschauer lässt sich nicht manipulieren und bewegen. Dadurch verkommt „Meadowland“ zu einem überaus langen und langatmigen weil platten und leeren Film, der immerhin einige Elemente gekonnt leichtfüßig einführt, aber im großen Ganzen mit dem Vorschlaghammer versucht, dass der Zuschauer den Kummer der Protagonisten teilt. Funktionieren tut das nicht.
4,5 von 10 Ficks

von Smooli

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