Review: MAPS TO THE STARS - Das kalte Herz von Hollywood brennt!

Review: MAPS TO THE STARS - Das kalte Herz von Hollywood brennt!
Fakten:
Maps to the Stars
Kanada, USA. 2014.
Regie: David Cronenberg. Buch: Bruce Wagner. Mit: Mia Wasikowska, Julianna Moore, John Cusack, Robert Pattinson, Evan Bird, Olivia Williams, Carrie Fisher, Jayne Heitmeyer, Sarah Gadon, Amanda Brugel, Ari Cohen u.a. Länge: 112 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Im Kino.
Story:
Stafford Weiss (John Cusack) ist das Oberhaupt der Familie Weiss, die als archetypische Hollywood-Familie charakterisiert werden kann. Er selbst arbeitet als Psychotherapeut und Life Coach. Sein Geld verdiente Weiss hauptsächlich mit dem Schreiben von Selbsthilfebüchern. Zur Zeit ist bei ihm die Schauspielerin Havana (Julianne Moore) in Behandlung, die im Schatten ihrer verstorbenen Schauspieler-Mutter Clarice steht, welche sie als Geist nachts regelmäßig heimsucht. Nun möchte sie ein Remake des Films drehen, der ihrer Mutter in den 1960er Jahre zum Ruhm verhalf. 
Staffords Frau Christina (Olivia Williams), eine ebenso hingebungsvolle wie kontrollsüchtige Mutter, versucht derweil die Karriere ihres 13-jährigen Sohns Benjie (Evan Bird) voran zu treiben und ihn wieder in die Familie einzugliedern, nachdem der junge Fernsehstar frisch aus dem Drogenentzug entlassen wurde (welchen er im stolzen Alter von neun Jahren antrat). Und auch Tochter Agatha (Mia Wasikowska) ist kein Unschuldslamm: Sie wurde gerade aus einer psychiatrischen Anstalt entlassen und freundet sich mit dem Limosinenfahrer und erfolglosen Jungschauspieler Jerome (Robert Pattinson) an, der sich als Drehbuchautor in Hollywood einen Namen machen möchte. Ob alle Charaktere in diesem Drama zu Ruhm und Erfolg gelangen?
Meinung:
Es ist beruhigend, Cronenberg mal wieder mit einem einigermaßen erfrischenden Gestus an die Arbeit herangehen zu sehen, auch wenn es sich dabei ausschließlich ums Eintauchen in die Showbiz-Gehässigkeit handelt - stilistisch bleibt er wie in den letzten Jahren schon der archaisch-elegante Beobachter, aber hier hält ihn immerhin das Tempo des Ensembles am Laufen. Nichts wirklich Weltbewegendes kommt dabei in der Portraitierung verzweifelt-alternder Diven, Hinter-den-Kulissen-abgefuckter Selbsthilfe-Gurus, schwärmerischer Assistenten im Sog der Korrumpierung (siehe 'ALLES ÜBER EVA') und versnobt-kotziger child actors heraus, aber zumindest kann man dabei von einem kurzweiligen Unterhaltungsfaktor der Eitelkeit sprechen, getragen von ziemlich furchtlosen Darstellerleistungen und einem stetigen Mysterium eines versteckten Feuers der Vergangenheit (und oder Hölle, wenn man mal eine platte Analogie verwenden darf), das alle irgendwie miteinander verbindet.

 

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Hollywood Kills

Die Oberflächlichkeit des Hollywood-Apparates wird dabei in ein ähnlich glattes und sediertes Licht gerückt, wie es Paul Schrader jüngst in 'THE CANYONS' errichtete und es wird sich gut und gerne über die misanthropische Verdorbenheit und egoistische Leere der in massiven, geisterhaft-gläsernen Villen lebenden Stars echauffiert. Dass da eine gewisse überhebliche Heuchlerei von Seiten Cronenbergs ebenso mitschwingt, muss man gar nicht mal verleugnen und die Noblesse seines Casts ist sicherlich ebenso wenig unantastbar, aber einerseits geht man als Zuschauer trotzdem gerne voyeuristisch dabei mit (ein offenbar noch immer leidenschaftliches Ziel des Regisseurs, so er wie er hier zerfallende und vernarbte Körper schnörkellos nach Aufmerksamkeit sehnen lässt) und andererseits wird auch keine allzu brachiale Groteske daraus erschaffen. Das mag aber auch die irgendwie ernüchternde Gesamterfahrung des Films erklären, in der kein wirkliches Extrem, kein brisant-loderndes Flackern kompromissloser Dekonstruktion angegangen wird - Cronenberg lässt es kühl angehen und seinen Charakter-Komplex sich selbst in die Enge, in emotionale Hässlichkeit und Furcht treiben, u.a. mit vorwurfsvollen Halluzinationen (?) Verstorbener. Doch genau daran verläuft sich ein Stück weit der thematische Fokus, welcher eh nur äußerst abstrakt im Raum steht und vom Ballast gängigster Bilder jener hohlen Konsum- und Reichtumsidealen im Handling mit der Film-Industrie wenig pointiert zerfasert wird. Aber so sind die fiesen Sternchen nun mal: planlos und in ihrer luxuriös-dahinfurzenden Existenz schlicht getrieben vom Entbehrlichen und Nepotistischem (auch Inzestuösen) - aber doch irgendwo ehrgeizig und aggressiv, nicht wahr?
Diese Uneinigkeit in der Präsentation des glamourösen Asylums ist so ziemlich die Hauptursache für alle kleinen und großen Schwächen des Films und hat zudem die Folge, dass einige zugegebenermaßen amüsante Episoden schlicht ins Leere verlaufen, so wie sich auch die gesamte Auflösung in sperriger, kosmischer Suggestion übt (zumindest hilft das sympathische Enigma der Mia Wasikowska teilweise darüber hinweg). Doch es ist ja nun mal wie so oft, dass gerade solche Unförmigkeiten das fragende Hirn des Zuschauers am Laufen halten, zur Faszination oder Frustration führen, auf jeden Fall durchscheinen lassen, dass vergrabene Potenziale und subversive Schichten, in den Figuren und in der psychischen Konstruktion des Films, um ihre Entdeckung "bangen" - was beweist, dass Cronenberg sicherlich noch einiges zu erzählen hat, aber erstmal noch den Deckel überm Loch mit der flachen Hand zuhält.

6,5 von 10 iPads
vom Witte


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