[Review mal anders] „Someone New“ von Laura Kneidl

Von Nightingale @nightingale78

Autorin: Laura Kneidl / 534 Seiten / Hardcover mit Schutzumschlag (Special Edition) / Sprache: Deutsch / Verlag: LYX / erhältlich bei: Bücher.de, mayersche.de

Der Plot…

Als Micah auf ihren neuen Nachbarn trifft, kann sie es nicht glauben: Es ist ausgerechnet Julian, der wenige Wochen zuvor ihretwegen seinen Job verloren hat. Micah fühlt sich schrecklich, vor allem, weil Julian kühl und abweisend zu ihr ist und ihr nicht mal die Gelegenheit gibt, sich zu entschuldigen. Doch gleichzeitig fasziniert Micah seine undurchdringliche Art, und sie will ihn unbedingt näher kennenlernen. Dabei findet sie heraus, dass Julian nicht nur sie, sondern alle Menschen auf Abstand hält. Denn er hat ein Geheimnis, das die Art, wie sie ihn sieht, für immer verändern könnte …

»Someone New«? Something different!

Ja, ihr lest richtig. Ich habe einen Abstecher in genau das Genre gemacht, welches mich zugegebenermaßen bisher nicht für sich gewinnen konnte. Die Autorin ist längst kein unbeschriebenes Blatt in der Deutschen Buchbranche. Bisher zogen mich aber überwiegend Laura Kneidls Fantasy-Veröffentlichungen an. 

Doch Dank des Einflusses einiger lieber Kollegen, die mich gut genug kennen und mir Lauras Buch trotzdem empfohlen, nahm ich mich SOMEONE NEW ziemlich neutral an. Und ich wurde doch tatsächlich sehr angenehm überrascht.

Was kann ich über die Erzählung um Micah, Julian & Co. erzählen, ohne zu spoilern? Nun, wer auf die klassischen New Adult-Merkmale, wie Bad Boy meets graue Maus, hofft, wird sich eine andere Lektüre suchen müssen. Es ist sexy, keinen Zweifel. Aber es geht sehr viel mehr in die Tiefe.

Bei den Figuren, ist das auch kein Wunder. Micah ist intelligent, gewitzt, künstlerisch begabt und macht sich nicht selten mit ihrem ganz eigenen Sturkopf bei ihren Eltern unbeliebt. Das Verhältnis zu den Eltern leidet vor allem seit dem Zerwürfnis mit Micahs Zwillingsbruder Adrian. Eine junge Frau, die viel Charakterstärke besitzt und eine bewundernswerte Weitsicht hat.

Und dann wäre da noch Julian, der nach einem missglückten Flirt, plötzlich als neuer Nachbar vor Micah steht. Über ihn möchte ich gar nicht so viel preisgeben. Er ist jemand, den der Leser selbst kennen lernen muss. Eigenbrödlerisch ist er, attraktiv und natürlich hat er ein Geheimnis. Und ja, mir ging er unter die Haut.

Aber auch die Nebenfiguren, wie Julians Mitbewohner Aurie und Cassie, Micahs beste Freundin Lilly sowie Eliza, haben mich begeistert.

Mit Charm, Witz und natürlich einiger tragischer herzzerreißender Momente, nimmt Laura Kneidl ihre Leser behutsam auf eine Reise, die in einigen Köpfen länger verweilen wird. Es werden Themen aufgegriffen, an die sich meines Erachtens viel zu wenige Autoren wagen. Mutig und überaus gelungen, hat sich Laura für dieses Buch in ihre bisher aufwendigste Recherche gestürzt.
Hier möchte ich übrigens davon abraten, das Nachwort bzw. die letzten hundert Seiten vor dem Beenden der Geschichte zu lesen. Spoilert euch bitte nicht selbst!

Laura Kneidls Schreibe ist, wie gewohnt, sehr einnehmend. Nach einem sehr starken Anfang, fehlte es mir persönlich besonders im letzten Drittel aber etwas an ‚Zug‘. Weniger Längen in der Handlung hätten in diesem Teil dieses Buches mehr Schwung gegeben. Dafür stürzte man im Torpedo-Gang in das Ende. Nichtsdestotrotz konnte mich die Geschichte sehr überzeugen, berühren und überraschen.

SOMEONE NEW ist ein abgeschlossener Band. Autorin und Verlag haben jedoch schon bekannt gegeben, dass zwei Bände folgen werden. Man darf sich demnach bei Band zwei auf eine Geschichte über Aurie und Cassie freuen. Und die werde ich mir sicher nicht entgehen lassen!

Auf einer Skala von 1 bis 10…?

Ich sage: ziemlich nahe an einer »Eleven«! Es fehlte wirklich nicht mehr so viel. Diese New Adult Erzählung ist so ganz anders, als ich es erwartet hätte. Man trifft mit Micah, Julian, Lilly, Cassie, Aurie und Co. auf wahnsinnig gelungene Charaktere und wird Teil einer tiefgründigen Geschichte mit Themen, die in die Kerbe hauen. SOMEONE NEW ist ein wichtiges NA-Buch, welches ohne die klassischen Klischees auskommt und das hoffentlich zu positiven Diskussionen anregen wird.