[Review mal anders] Meine Rückblende auf die Göttlich-Trilogie von Josephine Angelini

04/10/13

Die Autorin der Göttlich-Trilogie…

Josephine Angelini

© Theo & Juliet

Josephine Angelini hat an der Tisch School of the Arts in New York Angewandte Theaterwissenschaft, mit dem Schwerpunkt >Antike tragische Helden< und >Grieschiche Mythologie< studiert. Doch zuvor wurde sie als jüngstes von acht Kindern in Massachusetts/USA geboren. Heute lebt sie mit ihrem Ehemann, einem Drehbuchautor, und den drei Katzen in Los Angeles.

Mit “Göttlich verdammt” (OT: “Starcrossed”) veröffentlichte Josephine Angelini im Jahr 2011 ihr Debüt beim Cecilie Dressler Verlag. Die Geschichte um Halbgöttin Helen und ihrem Lukas schlug bei den YA-Lesern ein wie ein Bombe. Der zweite Teil der Trilogie, “Göttlich verloren” (OT: “Dreamless”) und ist im Mai 2012 erschienen. Mit dem Finale “Göttlich verliebt” hat die Trilogie nun ihr Ende gefunden.

Josephine Angelini arbeitet momentan – laut eigener Aussage – an einer Idee zu einer neuen Trilogie, welche sie aber noch nicht verraten möchte.

Wenn einem zum Schluß die Worte fehlen…

Es kann mitunter kniffelig werden, das Finale einer großen Trilogie in ein rundes Ganzes zu packen. Man möchte es halt – genau wie der/die Autor/in – zu einem Abschluss bringen. Ein schnödes ‚Goodbye. War schön (oder auch nicht).‘ ist nicht genug. Sollte es zumindest nicht sein. Ich persönlich empfinde es daher immer als größte Herausforderung, den letzten Teil einer Reihe/Trilogie zu besprechen. Da fehlen mir entweder die Worte oder ich schreibe viel zu viel, weil der Gedankensalat aus meinem Kopf raus muss. Eventuell spätere, auftretende Problematik: Ich sitze über all meine Notizen und schlauen Ausführungen und möchte alles in die Tonne kloppen. So ging es mir dann leider ausgerechnet bei der Rezension zu „Göttlich verliebt“ von Josephine Angelini. Gefühlte tausend Entwürfe und nichts war beim nächsten Blick gut genug. Zum Haare raufen und aus der Haut fahren. Also, was tun wenn’s einfach nicht klappt? Man setzt sich hin, schaltet das Gehirn mal ab, schmeißt jeglichen Rezi-Aufbau über Bord und macht einfach eine kleine Reise zurück. Durchlebt noch einmal die Emotionen während der einzelnen Bände sozusagen. Bereit? Los geht’s!

Die Flucht nach vorn. Der Blick zurück…

Rückblende Mai 2011: Der Auftakt „Göttlich verdammt“ beschäftigte mich schon lange vor der Erscheinung in Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt schlugen Dystopien ein, sorgten für ‚Furore‘ in der Jugendbuchwelt. Die US-Autorin Josephine

Göttlich verdammt_Angelini

Angelini nutzte diesen Hype um den Lesern etwas ganz anderes zu präsentieren. Die Idee war ein Mädchen aus unserer heutigen Zeit mit einer vergessenen Welt zu verbinden. Angelini nannte sie Helen und gab ihr zunächst eine unbändige Wut auf einen Jungen namens Lucas. Lucas gehört zur wohlhabenen Delos Familie, die gerade auf die kleine Insel Nantucket gezogen ist. Jeder fühlt sich zu dem Clan hingezogen. Außer Helen möchte buchstäblich Lucas mit ihren eigenen Händen erwürgen…und weiß nicht wieso. Doch Hass schlägt in sich nach einander verzerrende Liebe um.
hlägt in sich fast nacheinander verzerrende Liebe um. Und Helen entdeckte, dass sie nicht nur ‚göttlicher‘ Abstammung ist, starke Kräfte in sich schlummern hat sondern das ihr ein Fluch aufgebürdet wurde. Griechische Mythologie trifft auf die heutige Moderne. Ich entdeckte gemeinsam mit Helen diese Welt und ihre Gefühle für Lucas. Selten erinnere ich mich an das erste Gefühl während ich die ersten Seiten eines Buches lese.

Bei dieser Geschichte werde ich mich immer an die Vorfreude, Neugierde und Faszination erinnern. Ich saß mitten im Geschehen und genoss jede Seite. Schier göttliche Begeisterung für die Charaktere – sei es über Helen und Lucas, oder ‚Giggles‘ und die Delos Familie – und der dichte Erzählstil, machten den Auftakt zu meinem Highlight im Jahr 2011. Ich war verzückt, ich war verliebt.

Rückblende Mai 2012: Die Fortsetzung „Göttlich verloren“ war meiner unbändigen Verzückung für den ersten Teil nach zu urteilen, ein großes Must-have/read im Frühling des Jahres 2012. Josephine Angelini hatte mich mit ihrem Ideenreichtum und Know-How für griechische Mythologie mächtig in den Bann gezogen. Göttlich verloren_Angelini

Entsprechend hoch waren meine Erwartungen. Im zweiten Band der Trilogie fügt sich Helen ihrem Schicksal als Halbgöttin und Deszender, nimmt den nächtlichen Abstieg in die Unterwelt in Kauf um nicht nur vor ihrer unmöglichen Liebe zu Lucas zu fliehen. Sie muss verhindern, dass sich die vier Scion Häuser sich nicht wieder vereinen. Geschieht dies nämlich, steigen die Götter hinab und ein neuer Kampf bricht über die Menschheit herein. Ausgerechnet die drei Furien sind ihr einziger Ausweg. Doch Hilfe von ihnen zu bekommen scheint unmöglich. Halbgott Orion bietet sich aufopferungsvoll als Helfer an. Und für Helen entwickelt sich neben ihren allnächtlichen Strapazen ein Gefühlschaos.
Klang alles fantastisch und sehr vielversprechend. Doch der Kampf durch die Unterwelt entpuppte sich für mich als lange Durststrecke mit dahin dümpelnder Handlung. Wo andere Leser vollkommener Entzückung verfielen, machte ich mir Gedanken ob ich vielleicht doch zu viel erwartet hatte. Der Draht zu Helen und mir war irgendwie gekappt. Helens Entwicklung gefiel mir nicht so wirklich. Ich war frustriert und fühlte mich verloren. Orion hingegen begeisterte mich – trotz Dreiecksgeschichte – sehr. Mit ihm hatte Lucas auf einmal einen starken, ebenbürtigen Rivalen vor sich. Die Chemie stimmt nicht nur bei ihm und Helen. Dranbleiben lohnte sich dann für mich noch. Das letzte Drittel holte es wieder etwas raus. Die Spannung war zum zerbersten. Die Erwartungen an den finalen Band wurden jedoch vorsorglich runtergeschraubt.

Rückblende März 2013: “Göttlich verliebt” der letzte Akt, bevor der Vorhang fällt. Es ist eingetroffen, was Helen, die Delos & Co. vermeiden wollten. Die Welten sind miteinander verknüpft, die Götter zurück und bereit für den größten trojanischen Krieg des 21. Jahrhunderts. Kommt es soweit, wird die Welt wie wir sie kennen dem Erdboden gleich gemacht. Göttlich verliebt_Angelini

Helens Druck ist größer denn je. Sie möchte nichts lieber als diesen Krieg zu verhindern. Doch ein Waffenstillstand scheint in unendlicher Ferne. Und während Helen verzweifelt eine Lösung finden möchte, entdeckt sie zunächst ihre ungeheuren neuen Kräfte. Nachts wird sie zudem immer wieder von Träumen heimgesucht, die sich als Visionen herausstellen welche die verschiedenen Leben des “Gesichts” umgeben. Doch nicht alle sehen Helens übermenschliche, ja göttliche, neue Fähigkeiten als Segen. Ausgerechnet engste Vertraute aus den eigenen Reihe handeln aus Angst und Misstrauen gegen Helen, und locken die gesamte Sippe des Olymps immer näher. Mit einer Prise ‘gespannt sein’ und einer großen Portion ‘Vorsicht auf eventuelle Enttäuschung’ habe ich mich an den Showdown “Göttlich verliebt” gesetzt. Der befürchtete Trott aus dem zweiten Band blieb mir hier erspart. Gott sei dank! Die plötzlich aufkommenden Träume/Visionen Helens empfand ich als wunderbare Abwechslung. Autorin Josephine Angelini ließ wieder ihr Wissen und einiges an Fantasie in die Geschichte einfließen. Manches Mal fühlte ich mich aufgrund der geschichtlichen Informationen überfordert. Da schrien meine grauen Gehirnzellen ‘Reizüberflutung Reizüberflutung’. Natürlich bekommen wir das gesamte Gefühlsdisaster von Helen zu spüren. Denn während Lucas für sie noch immer tabu ist, hat sie mit Orion ebenfalls ihre Probleme. Lucas tat mir oftmals einfach nur leid, weil man so unglaublich mit ihm mitleidet. Bei Helen hielt sich mein Mitleid hingegen in Grenzen, denn die junge Dame glaubt sie könne Orion – obwohl er spürt, dass sie ihm nicht die gleichen Gefühle geben kann – um ihren kleinen scion’chen Finger wickeln. Zum Glück muss sich der Leser aber nicht die ganze Zeit dieses Dreiecksgespann antun, denn um sie herum bilden sich auch kleine Dramen. Darin verwickelt sind Charaktere, die mir ans Herz gewachsen sind und auch eine ganz neue Figur, welche mir sehr gefiel.
Für das Finale gibt es kleine Wendungen, die unter anderem auch Helens guten Freund Matt betreffen. Andere Charaktere hingegen überraschten mich weniger. Da war es leider schon ein Vorbote worauf es hinauflaufen könnte. Josephine geht nicht gerade zimperlich mit den Hauptfiguren um. Ich war zum letzten Drittel geradezu außer mir und wollte gar nicht weiterlesen. Spannung pur. Also ein rundum gelungener letzer Teil? Nun, als ‘göttlich beendet’ würde ich es nun nicht beurteilen. Dazu ging mir manchmal Helen zu sehr auf die Nerven. Der Aspekt führte sogar zu einem vollen Punktabzug. Aber ich bin durchaus zufrieden mit dem letzten Band.

Tacheles…

Die Idee Josephine Angelinis empfinde ich noch immer als fantastisch. Sie nutzte eine Lücke gekonnt für sich. Der AUFTAKT konnte mich durch ihr umfängliches mythologisches Wissen und den Charakteren rundum begeistern. Ich fühlte mich wohl auf Nantucket und genoss die Entwicklung Helens und die aufkeimende, starke Liebe zu Lucas und der restlichen Delos Familie. Die FORTSETZUNG war reine Ernüchterung. Ich vermisste den dichten Erzählstil und sah mich mit Schrecken endlosem Geplänkel gegenüber gestellt. Auch Helen sammelte keine Pluspunkte bei mir. Allein Orion hielt mich mit seinem Humor und wunderbarem, mysteriösen Wesen bei Laune. Das FINALE steht für einen Abschluss. Diesen konnte Josephine Angelini noch einmal höher setzen. Ich genoss zum letzten Mal das Zusammenspiel von alter, griechischer Mythologie und der zusammen gesponnenen Fiction aus Angelinis Kopf. Kritikpunkt: Helens Kräfte ließen sie zwar göttlich aussehen. Doch für meinen Geschmack war es zu viel des Guten. Eine Trilogie die ich, trotz persönlicher Mängel die sich insbesondere über den 2. Band erstrecken, weiter empfehlen kann. Josephines nächstes Projekt – wie immer es auch aussehen mag – erwarte ich mit großer Neugierde.

Extra dish…

Wer nun mehr wissen möchte, dem kann ich entweder einen direkten Marsch in den nächsten Buchladen empfehlen, oder einen ausgiebigen Blick auf http://www.goettlich-trilogie.de/. Dort findet man viele Hintergrundinformationen zur Trilogie – wie das Götter-Glossar, Interviews etc.

cdressler verlag


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