Ein revolutionärer Kugelschreiber, der geschriebenen Text aufzeichnet und an ein Smartphone oder Tablet versendet: Das ist keine Wunschvorstellung, sondern durch den Livescribe 3 Smartpen bereits Realität. Es handelt sich bei dem Livescribe 3 Smartpen mitnichten nur um einen handelsüblichen Kugelschreiber, hier steckt neueste Computertechnik drin, welche die Digitalisierung von handschriftlichen Notizen ermöglicht. Wir haben uns den Stift genauer angeschaut.
Der Smartpen der dritten Generation aus dem Hause Livescribe wurde im Gegensatz zu den Vorgängermodellen um einige Funktionen beraubt. So war der Sky Wifi Smartpen noch mit einem eigenen Bildschirm, Mikrofon, Lautsprecher und Ein-/Ausschalt Knopf ausgestattet und hat die Notizen per WLAN übertragen, während nun Bluetooth 4.0 LE für mehr Akkulaufzeit verwendet wird und für Audioaufnahmen ein iOS-Gerät zwingend erforderlich ist.
Design
Der Livescribe 3 Smartpen ähnelt vom Aussehen her keinem Kugelschreiber, sondern eher einem klobigen Füller. Als Material wird hochwertiges Plastik verwendet, wobei die Spitze sowie der Clip mit Chrom veredelt sind und in der Mitte ein geriffelter Ein-/Ausschalt-Ring sitzt. Am Clip zeigt ein LED-Licht den aktuellen Status an und die Abdeckung für den micro-USB Anschluss flankiert ein kapazitiver Stift, der zur Bedienung von Touchscreens geeignet ist. Vom Gewicht her liegt der Smartpen mit seinen 34 Gramm gut in der Hand, jedoch ist der Schwerpunkt am oberen Ende, sodass die Hand beim Schreiben schneller ermüdet als mit handelsüblichen Kugelschreibern.
Inbetriebnahme
Um Notizen an iPhone, iPod touch oder iPad übertragen zu können, muss die kostenlose Livescribe+ App aus dem App Store heruntergeladen werden. Außerdem benötigt man einen Notizblock mit speziellem Livescribe Punktpapier, da die integrierte Infrarot-Kamera ansonsten keinen Text aufzeichnet. Im Lieferumfang befindet sich ein Starter-Notizbuch im Din A5-Format mit 50 Seiten, das für die ersten Schritte ausreichen dürfte.
Livescribe 3 Smartpen (Bildquelle: livescribe.com)
Nachdem man den Smartpen erstmals eingeschaltet hat, befindet er sich im Bluetooth Such-Modus und wartet auf ein kompatibles iOS-Gerät mit Bluetooth 4.0 LE und iOS 7, entsprechende Geräte sind das iPhone 4s, iPhone 5/5c/5s, der iPod touch 5G und das iPad 3, iPad 4, iPad Air und iPad mini (Retina). Sobald man die Livescribe+ App geöffnet hat, wird auch schon der Hinweis auf Kopplung mit dem Smartpen angezeigt. Dieser Vorgang ist einmalig, danach überträgt der Smartpen automatisch gespeicherte Notizen, sobald die App geöffnet wird.
Livescribe+ App
Beim ersten Start der umfangreichen Livescribe+ App öffnet sich ein Lernprogramm, das eine Einführung in die Bedienung zeigt. Die App erlaubt die Verwaltung aller Notizen, die man mit dem Livescribe 3 Smartpen aufgezeichnet hat. Auch sind dort jegliche Notizbücher mit entsprechend beschriebenen Seiten aufgelistet. Wählt man ein Notizbuch aus, kann analog zu einem PDF-Dokument durch die Seiten geblättert werden. Einzelne Seiten oder ein ganzes Notizbuch lassen sich löschen, drucken, per E-Mail teilen oder in anderen Apps öffnen, eine nachträgliche Bearbeitung des Textes ist jedoch nicht direkt möglich.
Livescribe 3 Smartpen (Bildquelle: livescribe.com)
In den Feeds erhält man eine chronologisch geordnete Übersicht aller Notizen, die mit dem Smartpen gemacht wurden. Nur in diesem Reiter ist es möglich, handgeschriebenen Text durch eine Geste in Maschinenschrift umzuwandeln, vorausgesetzt die eigene Handschrift ist durch die Algorithmen lesbar. In unserem Fall funktionierte die Erkennung erstaunlich gut, jedoch ist das Ergebnis bei “Sauklauen” oder Zeichnungen unbefriedigend, was man durch manuelle Korrektur verbessern kann. Zusätzlich lassen sich einzelne Notizen kopieren, löschen, mit Markierungen versehen, freigeben oder an die “Erinnerungen”-App schicken.
Ein weiterer Reiter in der Livescribe+ App ist für die Pencasts bestimmt, also die Audioaufzeichnungen. Wie bereits oben erwähnt, konnte mit dem Sky Wifi Smartpen noch direkt Ton aufgenommen werden, nun wird dazu ein iOS-Gerät erfordert. Die Aufzeichnung lässt sich durch Antippen von Symbolen auf dem Punktpapier bequem starten, muss auf dem iOS-Gerät aber bestätigt werden.
Erstellt man Notizen, während eine Audioaufnahme läuft, kann später in der App genau verfolgt werden, welches Wort man zu welcher Zeit geschrieben hat. Dies wird durch eine Farbveränderung der Notizen während der Wiedergabe visualisiert. Auch die Pencasts lassen sich per E-Mail oder an Evernote verschicken, einzig irritierend ist hier der Menüpunkt “Drucken”.
Um sich lange Suchen bei wichtigen Notizen zu sparen, ist eine Kennzeichnung von Texten in drei verschiedenen Arten möglich (Gekennzeichnet, Favorit, Markiert). Schon während man schreibt, können einzelne Sätze oder Wörter direkt auf dem Livescribe Punktpapier durch entsprechende Symbole als “wichtig” herausgehoben werden. Diese werden in der App dann im Reiter “Sammlungen” abgelegt. Alternativ kann mit der eingebauten Suchfunktion auch in allen Notizbüchern nach einem bestimmten Stichwort gesucht werden.
Livescribe 3 Smartpen (Bildquelle: livescribe.com)
Die Einstellungen des Smartpens und der App sind im gleichnamigen Reiter untergebracht. Hier kann man unter anderem die Transkriptionssprache, Aufzeichnungsqualität des Mikrofons und Cloud-Dienste für die Synchronisation mit Evernote konfigurieren. Des Weiteren sind in diesem Bereich die Statusinformationen des Smartpens untergebracht, wie etwa Akkustatus oder Firmware-Version.
Die Livescribe+ App ist kostenlos im App Store verfügbar und kann auf einem Gerät mit iOS 7.0 oder neuer installiert werden.
Livescribe+
Hersteller: Livescribe
Preis: Gratis
Alltag
Der Livescribe 3 Smartpen erwies sich in unserem Test als durchaus alltagstauglich. Egal ob bei einer Besprechung oder im Uni-Hörsaal, alle Mitschriften wurden zuverlässig synchronisiert. Hat man einmal kein iOS-Gerät dabei, ist dies auch kein Problem für den Smartpen, denn dank dem Flash-Speicher können tausende Seiten “offline” geschrieben werden, die bei bestehender Bluetooth-Verbindung in einem Rutsch an die App übertragen werden. Leider ist die Erstellung von Pencats aufgrund dem fehlenden Mikrofon ohne iOS-Gerät nicht möglich.
Fazit
Im Livescribe 3 Smartpen ist weniger Hardware als im Vorgänger verbaut, dafür bietet die Software zahlreiche neue Funktionen, die dem Nutzer bei der Erstellung, Organisation und Verwaltung digitaler Notizen zur Seite stehen. Die Erkennung und Umwandlung der Schrift arbeitet in der Regel fehlerfrei und absolut schnell, jedoch neigt die App bei umfangreichen Pencasts oder wenn viele Notizen auf einmal synchronisiert werden zu Abstürzen.
Dank Bluetooth 4.0 LE wurde die Akkulaufzeit deutlich erhöht, dennoch muss man den Stift bei intensiver Nutzung mindestens einmal in zwei Wochen aufladen, was man bei dem gebotenen Funktionsumfang sicherlich gut verkraften kann.
Den Livescribe 3 Smartpen gibt es in der Basis-Version für 149,95 Euro mit einer Wolframcarbid-Patrone und einem 50-seitigen Notizblock. Die Premium-Variante für 199,95 kommt in dunklerem Chrom, mit Leder-Portfolio, 100-seitigem Notizblock, 2 Wolframcarbid-Patronen und einem einjährigen Premium-Abo für Evernote (im Wert von 45 Dollar). Zu erwerben sind beide Produkte auf Amazon.de.