Review: Little Thirteen – Deutschland, deine Jugend

Erstellt am 25. Februar 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln


Fakten:
Little Thirteen
BRD. 2012. Regie: Christian Klandt. Buch: Catrin Lüth. Mit: Muriel Wimmer, Antonia Putiloff, Joseph Bundschuh, Philipp Kubitza, Isabell Gerschke, Gerdy Zint, Gisa Flake, Chiron Elias Krase, Claudia Geisler, Thomas Bading u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Sarah ist trotz ihres jungen Alters sexuell schon sehr aktiv und hatte mit ihren 13 Jahren schon mehrere Partner im Bett. Doch als sie den drei Jahre älteren Lukas begegnet, verliebt sie sich zum ersten Mal wirklich in jemanden. Doch Lukas, der anders als Sarah aus gutem Elternhaus stammt, ist alles andere als ein guter Mensch. So tauscht er für Drogen z.B. selbstgedrehte Pornoclips.
Meinung:
Vor fast 20 Jahren war es Larry Clark, der die Sittenwächter rund um den Globus mit seiner durchaus offensiven Milieustudie „Kids“ zur Weißglut brachte und Amok laufen ließ: Ungeschützter Geschlechtsverkehr, exzessiver Drogenkonsum und blanke Gewalt bestimmten den Alltag dieser Jugendlichen und Regisseur Clark schilderte zusammen mit Harmony Korine („Spring Breakers") die Orientierungslosigkeit jener Generation mit provokanter Unverblümtheit. Natürlich wurde Clark schnell die bloße Präferenz attestiert, sich viel zu gerne an den nackten Körpern seiner Teenies zu ergötzen, doch wie viel Wahrheit in „Kids“ steckte, wollte seiner Zeit niemand wirklich realisieren – Der bürgerliche Reflex der Ablehnung und Angst in seiner reinsten Form. Inzwischen leibt und lebt die „Generation Porno“ auch in Deutschland und rotzt die Opfer der übersexualisierten Gesellschaft mittellos hinaus in die weite Welt. Da kommt so ein Film wie Christian Klandts „Little Thirteen“ genau zur richtigen Zeit und spricht nicht nur ein Thema an, welches in der Öffentlichkeit gerne totgeschwiegen wird, sondern zeigt auch ganz wunderbar, dass der deutsche Film noch lange nicht ausgedient hat.

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Man muss wohl kaum noch verdeutlichen, wie erschreckend es ist, wenn eine gerade 13-Jährige schon über sämtliche Betteskapaden mit den verschiedensten Typen aus den verschiedensten Altersklassen der Stadt prahlen kann. Sarah ist eine dieser 13-jährigen und lebt zusammen mit ihrer Mutter in einem Plattenbau, den sie nur dann verlässt, um mit ihrer Freundin Charly feiern zu gehen und wieder mit irgendeinem Jungen im Bett zu landen. Es ist ein Teufelskreis, in den Sarah, noch ihre Freundin, noch die unzähligen weiteren Jugendlichen durch ihr eigenes Verschulden gestolpert sind. Die Probleme lassen sich schnell finden, ob im Generationskonflikt, der die fehlende Erziehung, die führende Hand impliziert, oder ist es doch nur der falsche Umgang mit den falschen Freunden, die ihre privaten Probleme und unbenannten Zukunftsängste innerhalb ihrer nächtlichen Streifzüge durch die Clubs egalisieren wollen. Wie schon in „Kids“ ist der Sex auch in „Little Thirteen“ nur ein stummer Schrei nach Anerkennung, nach Liebe und neuer Hoffnung – Auch wenn er nur für wenige Minuten erklingen darf. Nicht von ungefähr scheint es, dass die zwei Kumpels Maik und Diggnsäck durch selbstgedrehte Amateurpornos an das schnelle Geld wollen.
Ihr letzter Bezugspunkt in einer perspektivlosen Welt, der ihnen die Illusion einer Chance auf Besserung unterbreitet, wird ebenso ausgeschlachtet und jede körperliche Nähe scheint ohne Wert: Sex versteht sich als Produkt. Was passiert aber, wenn es einmal wirklich zu Gefühlen kommen sollte? Wie geht diese Welt mit echter Zuneigung um, wenn sie denn plötzlich entsteht? „Little Thirteen“ ist gewiss nicht der große, meisterhafte Zeitdokument, welches den internationalen Markt zu einstimmigen Jubelchören zwingen wird, aber Christian Klandts inszeniert einen Film, der in seinem Inhalt aktueller wohl nicht sein könnte. Und wie er diese Thematik aufzieht, ist über weite Strecke frei von jeder plumpen Klischeebildung, obgleich die schlichten Motive wie elterliche Teilnahmslosigkeit an der Entwicklung der eigenen Kinder schon oft genug durchexerziert wurde – nur wirkt sie in „Little Thirteen“ durchaus real. Gegen Ende verliert der Film sich etwas aus den Augen, sucht eine große Klimax, die viel zu konstruiert wirkt und den authentischen Geschmack des Szenarios verfälscht. „Little Thirteen“ bleibt dennoch eine starke, zuweilen unangenehme, dabei aber erfrischend ehrliche Milieustudie. Deutschland, deine Jugend.


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von souli